Ägyptische Sammlung der Bonner Uni Stellt man Tote im Museum aus?

BONN · Der Kopf einer menschlichen Mumie in der Ägyptische Sammlung der Bonner Uni sorgt für Gesprächsstoff. Es stellt sich die Frage, ob es angebracht ist, einen menschlichen Körper auszustellen.

 Das hölzerne Kopfteil eines Sarges, dahinter der Kopf der Mumie: Museumskurator Martin Fitzenreiter will mit der Installation durchaus Diskussionen anregen.

Das hölzerne Kopfteil eines Sarges, dahinter der Kopf der Mumie: Museumskurator Martin Fitzenreiter will mit der Installation durchaus Diskussionen anregen.

Foto: Barbara Frommann

Es geht um die unterschiedliche Wahrnehmung vom Tod. Das Ägyptische Museum der Universität Bonn hat am Mittwoch eine neue Installation unter dem Titel "Leben, Mensch, Tod" vorgestellt. "Sie zeigt das Kopfteil eines Sarges aus Holz", erklärte der Kurator des Museums, Martin Fitzenreiter. Zusätzlich ist in der Vitrine der Kopf einer menschlichen Mumie zu sehen. Vor allem das birgt Schwierigkeiten, denn es stellt sich die Frage, ob es angebracht ist, einen menschlichen Körper auszustellen.

Genau um diese Frage ging es dann auch bei einer Diskussionsrunde, die anlässlich der neuen Installation stattfand. Unter der Leitung von WDR 5-Moderator Jürgen Wiebicke ging es zusammen mit Martin Fitzenreiter und dem Philosophen Thomas Ebers aus Bonn zudem darum, welche Wirkung der mumifizierte Kopf auf die Besucher hat. Wiebicke moderiert "Das philosophische Radio", die Veranstaltung am Mittwochabend war zugleich die Aufzeichnung für eine neue Sendung, und die rund 30 Besucher konnten sich an der Diskussion beteiligen.

"Wir wollen hier keine Leichen präsentieren, sondern zwei unterschiedliche Bilder vom Tod gegenüberstellen", so Martin Fitzenreiter. Bei den Ägyptern sei der Körper eines Toten ein ausgestattetes Objekt mit Verzierungen und Amuletten gewesen. In diesem Fall sei das Gesicht in den Sarg geschnitzt worden, fügte Fitzenreiter hinzu. "In dieser Kultur war ein Toter ein ewig junger Mensch, der in gewisser Weise weiterlebt." Und diese Vorstellung werde in dem geschnitzten Kopfteil deutlich. In unserem Kulturkreis wiederum sei der Tod oft mit Verwesung verknüpft, und das zeige sich, so der Kurator, in dem Kopf der Mumie. Der ist über 2000 Jahre alt, ein Privatsammler stellte ihn dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung. Er hatte den Kopf in den 60er Jahren von Grabräubern gekauft.

Der Tod sei bei uns ein Tabuthema, so Fitzenreiter weiter. "Das Museum ist ein Platz, wo diese Leerstelle gefüllt werden kann. Hier dürfen Menschen nach dem Tod fragen." Zudem seien Mumien ein starkes Element der pharaonischen Kultur. "Und die möchte ich hier präsentieren." Sie sei hin- und hergerissen, so Besucherin Lilo Schilling. "Einerseits bin ich neugierig. Andererseits hat der Tote sich das so bestimmt nicht gewünscht", so die 67-Jährige. "Das ist für mich kein Problem", fand dagegen Besucher Karsten Demmerle. "Diese Mumien sind Teil einer jahrtausendealten Kultur und wenn ich die kennenlernen will, dann auch mit allen Erscheinungsformen."

Für ihn sei eine respektvolle Präsentation wichtig, so der 64-Jährige. Und genau das spielte bei der Ausrichtung der Vitrine eine entscheidende Rolle: So muss der Besucher, wenn er sich den mumifizierten Kopf genau anschauen möchte, um die Vitrine herumgehen, denn er ist etwas verdeckt. "Ich möchte, dass der Besucher die Entscheidung, ob er sich den Kopf anschauen will, bewusst treffen muss", erklärte Fitzenreiter. Für Philosoph Thomas Ebers ist genau diese Art der Präsentation wichtig: "Ich sehe hier kein ethisches Problem, weil es keine Zurschaustellung ist. Es geht hier nicht um ein Spektakel."

Die Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist von dienstags bis freitags von 13 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr im Ägyptischen Museum der Universität Bonn, Regina-Pacis-Weg 7, zu sehen. Der Eintritt kostet 2,50, ermäßigt zwei Euro. Die Radiosendung über diese Veranstaltung wird auf WDR 5 voraussichtlich am Freitag, 28. März, ab 20.05 Uhr ausgestrahlt. Danach ist sie auch online nachhörbar.

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