Verkehrsunfallentwicklung in der Region Stau-Enden sind das Problem

BONN/REGION · Die Kölner Polizei stellt alarmierende Zahlen für die Unfallentwicklung auf den Autobahnen in Köln, Bonn und der Region vor. Zahlen, die dramatisch sind.

 Viele schwere Unfälle, wie hier auf der A 59, haben sich im vergangenen Jahr auf den Autobahnen der Region ereignet.

Viele schwere Unfälle, wie hier auf der A 59, haben sich im vergangenen Jahr auf den Autobahnen der Region ereignet.

Foto: Max Malsch

Kölns neuer Polizeipräsident Wolfgang Albers, zuvor lange Jahre Chef der Bonner Polizei, hätte sich zu seinem Einstand sicher andere Zahlen gewünscht. Doch die Verkehrsunfallentwicklung 2011 auf den Autobahnen in seinem Zuständigkeitsbereich ist dramatisch.

In der Station der Autobahnpolizei an der A 4 in Köln-Frechen stellte Albers die Statistik vor, die er als "dickes Problem" bezeichnete, "das ich so nicht bereit bin hinzunehmen". Insbesondere das, was sich an schweren Unfällen auf den 575 Kilometern Autobahn und 120 Kilometern autobahnähnlichen Straßen in Köln, Bonn und der Region ereignet hatte, ließ Albers gestern in die Offensive gehen.

  • Verletzte und Tote: Was die Polizei auf die Barrikaden treibt: Nachdem die Zahlen der Verunglückten auf den Autobahnen der Kölner Polizei zwischen den Jahren 2000 und 2008 rückläufig waren, stiegen die Zahlen seit 2009 wieder an: 2011 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent. Auf den 126 Autobahn-Kilometern in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis nahm die Zahl der Verunglückten sogar um 20 Prozent zu. Eines wurmt Albers dabei besonders: "Diese Entwicklung auf Kölner Autobahnen vollzieht sich entgegen dem Landestrend." In manchen Bereichen gibt es drastische Steigerungsraten zu vermelden. So stieg die Zahl der Schwerverletzten nach Unfällen um 15,7 Prozent. Alarmierend ist für den Polizeipräsidenten die Zahl der Toten: 2011 waren mit 23 gleich zehn Personen mehr als noch im Jahr zuvor getötet worden.
  • Geschwindigkeit: Die Ursachen liegen für Wolfgang Albers auf der Hand: "Zu hohe Geschwindigkeit ist der Killer Nummer eins." 2011 sind die Unfälle, bei denen Menschen schwer verletzt oder getötet wurden und bei denen Raserei die Ursache war, um mehr als 35 Prozent gestiegen.
  • Baustellen-Unfälle: Auch die Zunahme der schweren Unfälle kann Helmut Simon, Direktor Verkehr der Kölner Polizei, erklären. "Diese hängen unmittelbar zusammen", meinte er. Zum einen ereigneten sich immer wieder Unfälle in den großen Baustellen auf der A 1 und der A 3 auf dem Kölner Ring. Sofort komme es dann zu Staus, wobei die Stau-Enden besonders gefährlich sind. Um mehr als 15 Prozent stiegen 2011 die Verkehrsunfälle an Stau-Enden, in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis nahmen diese Unfälle sogar um 60 Prozent zu: Fast jeder vierte Autobahn-Unfall passierte, weil jemand auf den Stau auffuhr.
  • Lastwagen-Verkehr: Beim Unfallgeschehen spielen aus Sicht der Polizei die rund 54 000 Laster, die täglich auf dem Kölner Ring unterwegs sind, eine besondere Rolle: "Wir haben leider einen enorm hohen Anteil von Lastwagen an Unfällen", sagt Simon. Die würden zwar nur 15 Prozent des Verkehrsaufkommens ausmachen, aber 30 Prozent zum Unfallaufkommen beitragen. Sei ein Laster an einem Unfall beteiligt, sei oft der Fahrer Schuld. Laut Statistik gingen 2011 mehr als 67 Prozent der Unfälle, bei denen ein Laster beteiligt war, auf das Konto des Lkw-Fahrers. Die Folgen sind oft verheerend "Wir hatten sechs Getötete an Stau-Enden", so Simon. Es gelte die Gleichung: "Je schwerer der Unfall, desto häufiger ist ein Lastwagen beteiligt."
  • Unfallursachen: Laut Statistik geht das Gros der Unfälle auf einen ungenügenden Sicherheitsabstand und einen Fahrspurwechsel zurück. Deshalb fordert Simon Fahrerassistenzsysteme, wie sie ab 2015 in Lastern vorgeschrieben seien, früher einzusetzen. "Der Sicherheitsabstand ist auch der Lebensretter für den Lasterfahrer", so der Experte. Schuld haben laut des Verkehrssicherheitsberaters Michael Tangermann aber auch die Autofahrer: "Die scheren oft lebensgefährlich vor den Lastern ein und bremsen diese regelrecht aus."
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