Starke Partner wollen Umweltzonen in Bonn vermeiden

Die lokale Wirtschaft will auf andere Weise einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität leisten

Bonn. Umweltzonen gibt es bereits in 13 deutschen Städten. Doch das Vorbild von Köln, Berlin, Dortmund und anderen ist keine Option für die Bonner Wirtschaft. Fahrverbote sind für die Industrie- und Handelskammer (IHK) ein Albtraum. Dennoch droht dieses Szenario, weil die Stickoxid-Grenzwerte auf der Reuterstraße nicht eingehalten werden und bis 2010 reduziert werden müssen.

Das ist zu schaffen, glauben IHK, Stadt Bonn und Stadtwerke, Hotellerie, Handwerker, Hauseigentümer sowie der Einzelhandel. Sie alle haben sich jetzt für das gemeinsame Ziel verbündet. "Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität" nennt sich die Verpflichtung, die Vertreter der sieben Organisationen gestern unterzeichneten.

Die lokale Wirtschaft will damit einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität leisten - ohne dass es zu Umweltzonen und Fahrverboten kommt. Was Verkehr und Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen angeht, setzt man dabei vor allem auf Job-Tickets.

IHK-Vize-Chef Kurt Schmitz-Temming begründet das Nein zu Umweltzonen mit dem negativen Image, das Besucher Bonns, vor allem auch Gäste der UN und des neuen Kongresszentrums, damit verbinden würden. "Ein falsches Zeichen" sei das, meint er und hofft auf den Zeitfaktor. Bis zum Stichtag in knapp eineinhalb Jahren werde es noch eine "natürliche Flottenerneuerung" geben.

Bis dahin würden Firmen und Privatleute viele alte "Stinker" ausmustern und durch modernere Autos ersetzen. Gleichwohl glaubt Schmitz-Temming: "Die Grenzwerte auf der Reuterstraße sind nur erreichbar, wenn wir den Verkehr dort verringern können."

Im Detail uneinig ist er da mit der Handwerkskammer zu Köln, die man am Mittwoch vermisste. Diese vertrete teilweise andere Ideen, etwa mit Fahrverboten von schweren Lastwagen auf der Reuterstraße. "Da wollten wir nicht mithalten, weil das Transportgewerbe ein wichtiger Wirtschaftszweig ist", so Schmitz-Temming. Deshalb marschiere man getrennt, habe aber dasselbe Ziel.

Das sagen die Vertragspartner:

  • Volker Kregel (Stadtdirektor): "Die Partnerschaft für Luftgüte geht in die richtige Richtung, damit wir die Grenzwerte ab 1.1.2010 einhalten können. Wir appellieren an Firmen, auf die Karte Job-Ticket zu setzen."
  • Kurt Schmitz-Temming (IHK): "Der Aufwand einer Umweltzone wäre riesig, der Ertrag gering. Wir in Bonn wollen ausländische Gäste nicht begrüßen, indem sie erst eine Plakette kaufen müssen."
  • Jürgen Reining (Stadtwerke): "Wir werden das Benutzen von Bus und Bahn künftig leichter machen und Firmen als potenzielle Job-Ticket-Kunden ansprechen."
  • Helmut Hergarten (Haus&Grund): "Wir appellieren an Eigentümer, im Interesse der Lebensqualität und der Werthaltigkeit ihrer Immobilie etwas zu tun."
  • Alois Blum (Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg): "Wir werben für Rußfilter, grüne Welle, Gebäudedämmung und wollen auch bei erneuerbaren Energien massiv nach vorne gehen."
  • Ute Baden (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband Bonn): "Viele Hotels haben in den letzten Jahren viel in Energiesparmaßnahmen investiert."
  • Rüdiger van Dorp (Einzelhandelsverband): "Wir setzen auf Job-Tickets. Sie sind wichtiger denn je."

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