Stadtwerke Bonn peilen Strompreis-Mittelfeld an

Seit zehn Jahren kennen die Strompreise bei der Stadtwerke-Bonn GmbH (SWB) nur eine Richtung - nach oben. Der Vorwurf: Die großen Stromkonzerne hätten den Kunden bundesweit eine Milliarde Euro zu viel abgeknöpft, weil sie den Preisverfall an der Leipziger Strombörse nicht weitergereicht hätten.

 Wenn der Stromzähler heiß läuft, geht das ins Geld - seit zehn Jahren mit steigender Tendenz. Auch im Januar 2011 könnte den Stadtwerken wieder eine Preisrunde drohen.

Wenn der Stromzähler heiß läuft, geht das ins Geld - seit zehn Jahren mit steigender Tendenz. Auch im Januar 2011 könnte den Stadtwerken wieder eine Preisrunde drohen.

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Bonn. Seit zehn Jahren kennen die Strompreise bei der Stadtwerke-Bonn GmbH (SWB) nur eine Richtung - nach oben. Da entfalten die Vorwürfe, die am Dienstag von der Bundespartei der Grünen erhoben worden sind, eine elektrisierende Wirkung auf die Verbraucher: Die großen Stromkonzerne hätten den Kunden bundesweit eine Milliarde Euro zu viel abgeknöpft, weil sie den Preisverfall an der Leipziger Strombörse nicht weitergereicht hätten.

Dort seien die Beschaffungskosten binnen zwei Jahren um 40 Prozent gesunken. Haben also auch die SWB ihre Stromtarife zu Unrecht erhöht? Keineswegs, wenn man SWB-Geschäftsführer Marco Westphal glauben darf. "Die Grünen springen mit ihrer Kritik zu kurz", findet der Manager. Zum einen mache die Strombeschaffung bei den Stadtwerken nur etwa 20 Prozent des Verbraucherpreises aus - der Rest sind Durchleitungsentgelte, Steuern und die EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz).

Die Bonner Stadtwerke decken zudem nur einen Teil ihres Bedarfs an der Strombörse. Etwa ein Fünftel, so Westphal, kommt aus dem eigenen Kraftwerk an der Karlstraße. Es soll nach dem geplanten Ausbau sogar die Hälfte des Bonner Stroms liefern. Schon jetzt beziehen die SWB außerdem Strom aus Anlagen des Stadtwerkeverbundes Trianel, an dem sie beteiligt sind.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Stadtwerke unter Druck"Kostentreiber ist laut Geschäftsführer Westphal der Zuschlag für umweltfreundliche Energie, der aktuell 2,047 Cent/kWh beträgt. Das sei Hauptgrund für die Strompreiserhöhung im Januar 2010 gewesen (um durchschnittlich 4,7 Prozent). 2009 hatten die SWB um 3,6 Prozent, 2008 um 2,5 Prozent erhöht. Sollte die EEG-Umlage auch 2011 wieder steigen, schließt Westphal nicht aus, dass der Preis erneut anzieht. Verbilligt haben die Stadtwerke ihren Strom zuletzt im Jahr 2000 - um 13,8 Prozent, nachdem der Markt liberalisiert worden war.Seitdem herrscht heftiger Konkurrenzdruck (siehe Tabelle). Im Vergleich zu anderen Anbietern sehen sich die SWB im Mittelfeld. "Und dort wollen wir auch sein", betont der Geschäftsführer. "Wir lassen uns bewusst nicht auf den Kampf um das günstigste Angebot ein. Wir wollen durch Verlässlichkeit und Seriosität überzeugen."

Trotzdem verloren die SWB in den vergangenen Jahren rund zwölf Prozent ihrer derzeit etwa 180 000 privaten Stromkunden. Im Branchenschnitt seien es 17 Prozent, sagt Westphal. Er verweist außerdem auf den kommunalen Auftrag der SWB GmbH: "Wir bieten im Verbund 2500 Arbeitsplätze, wir bilden aus, wir fördern den Jugend- und Breitensport."

Und vor allem braucht die Stadt die Gewinne der Energiesparte, um das Defizit des öffentlichen Nahverkehrs zu mildern - bisher rund 28 Millionen Euro im Jahr. Der Versorgungsbereich erzielte zuletzt 34 Millionen Euro Gewinn, wovon die Miteigentümer (Rhein-Sieg-Kreis und RheinEnergie) knapp die Hälfte bekamen. Bislang leistete die Stadt für Bus- und Bahnverkehr unterm Strich eine Ausgleichszahlung von etwa 6,5 Millionen Euro im Jahr. Weil Kämmerer Ludger Sander den Zuschuss aber 2011 auf Null senken will, stehen die Stadtwerke nun vor einem harten internen Sparprogramm.

Grünen-Politiker Guido Pfeiffer sieht nach dem Preisvorstoß seiner Bundespartei keinen Handlungsbedarf bei den Stadtwerken. "Das ist ein Monopolistenthema", sagt der Bonner, der im SWB-Aufsichtsrat sitzt. Die vier großen Konzerne RWE, Eon, Vattenfall und EnBW kontrollierten die Preise an der Strombörse.Den Bonner Weg, mit mehr Eigenproduktion unabhängiger zu werden, findet Pfeiffer deshalb goldrichtig.

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