Keine Stadttouren durch Bonn Stadtführer wollen endlich wieder arbeiten

Bonn · Die Stadt Bonn gibt bisher kein grünes Licht für historische Touren. Das ärgert den Historiker Daniel Friesen von "Bonn City Tours". In Köln sind Stadtführungen dagegen wieder erlaubt.

 Kennen die Bonner Geschichte: Jochen van Üüm (links) und Ulrich van Üüm (r.) bei einer ihrer Nachtwächter-Fackeltouren vor Corona.

Kennen die Bonner Geschichte: Jochen van Üüm (links) und Ulrich van Üüm (r.) bei einer ihrer Nachtwächter-Fackeltouren vor Corona.

Foto: Privat

Daniel Friesen wollte 2020 so richtig durchstarten. Vor drei Jahren gründete der Historiker sein Unternehmen „Bonn City Tours“, und eigens zum Beethovenjubiläum hat er einen neuen Spaziergang erarbeitet. Doch dann kam Corona und damit das Verbot öffentlicher Veranstaltungen. Für Stadtführer wie Friesen eine Katastrophe. „Ein finanzielles Fiasko“, sagt er. „Wir mussten als lokales Start-Up im Tourismus- und Kulturbereich bereits 40 Prozent unserer Mitarbeiter entlassen und ein Fortdauern des Tätigkeitsverbots als Stadtführer droht langsam existenzbedrohend zu werden.“

Wie er hofft auch Stadtführer Jochen van Üüm darauf, dass die von Ministerpräsident Armin Laschet verkündete „stufenweise Lockerung“ Stadtführungen wieder ermöglicht. Das hiesige Ordnungsamt legt die Verfügungen von Laschet nach Auskunft der Stadtführer aber offenbar anders aus. Nach Ansicht der Bonner Behörde werde bei den Stadtführungen nicht Kultur vermittelt. Es handele sich dabei vielmehr um eine reine Unterhaltungsveranstaltung. Und die seien nach wie vor verboten.

"Nicht lediglich Unterhaltung, sondern Bildung"

„Quatsch“, meint van Üüm. „Wir Stadtführer sind Teil der hiesigen Kulturszene. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Einheimischen und Touristen die Geschichte und die Bonner Wesensart, die Sitten und Gebräuche der Bürger nahezubringen. Um entsprechende Qualität zu liefern, haben wir viel Zeit im Stadtarchiv und in den Bibliotheken zugebracht. Das ist nicht – wie mir eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes sagte – lediglich Unterhaltung, sondern Bildung, die allerdings auf unterhaltsame Weise dargeboten wird“, ärgert er sich in einem Schreiben an Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

Gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich wollte er am 30. Mai wieder eine Nachtwächter-Fackeltour durch die City machen. Ob er seinen Gästen tatsächlich über die schreckliche Hexenjagd in Bonn, die grausame Tötung vieler Juden 1349 und die Ausbreitung der Pest berichten kann, ist fraglich. Bisher hat er kein grünes Licht von offizieller Seite. Anders als seine Kollegen in Köln. „Bei uns sind Stadtführungen erlaubt“, antwortet Simone Winkelhog vom dortigen Presseamt auf GA-Anfrage. Als Rechtsgrundlage gibt die Domstadt Paragraph acht Absatz eins der Corona-Schutzverordnung vom 21. Mai an.

Stadtführer stehen in den Startlöchern

Klarheit braucht auch Norbert Volpert vom Verein Stattreisen. Noch am Freitag habe er im Stadthaus mündlich die Auskunft erhalten, dass man die Rechtsauffassung der Kölner Kollegen nicht teile und Stadtführungen weiter verboten seien. Seit nunmehr zehn Wochen verbucht der Verein keinerlei Einnahmen. „Es wird dringend Zeit, dass es für uns wieder losgeht“, beschreibt er die momentane Situation. Allerdings nur mit offizieller Genehmigung. „Eine Konfrontation mit Ordnungskräften wollen wir natürlich auf jeden Fall vermeiden“, so Volpert. „Wir stehen in den Startlöchern, aber mit dem Rücken zur Wand.“

Für Daniel Friesen zählt mittlerweile jeder Tag, um sein Unternehmen zu retten. „Frühjahr, Ostertage oder Kirschblüte waren ein Totalausfall. Wir werden in diesem Jahr alle keinen Gewinn machen. Aber mit jedem Tag, an dem wir arbeiten können, dezimieren wir wenigstens unseren Verlust“, sagt er.

Van Üüm hofft ebenfalls auf ein positives Signal. „Falls ich nichts Gegenteiliges von Ihnen höre, gehe ich von Ihrem Einverständnis aus. Ansonsten bitte ich um einen rechtsmittelfähigen Bescheid“, schreibt der pensionierte Jurist an das Ordnungsamt. Auf GA-Anfrage teilte das Presseamt der Stadt am Montag mit, dass man zunächst die Stadtführer informiert, bevor man sich offiziell zu dem Sachverhalt äußern wird.

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