Stadt will Neubau am Bahnhof auf die lange Bank schieben

Die unendliche Geschichte des Bahnhofsvorplatzes erhält ein neues Kapitel. Es handelt von Zeitverlust und Bummelei, von Aufschub und Vertrösten.

Bonn. Die unendliche Geschichte des Bahnhofsvorplatzes erhält ein neues Kapitel. Es handelt von Zeitverlust und Bummelei, von Aufschub und Vertrösten. Und der Investor, die German Development Group (GDG), die seit fast drei Jahren in den Startlöchern steht und dafür die Maximilian Center GmbH gegründet hat, um die Südüberbauung abzureißen und neu aufzubauen, dürfte langsam verzweifeln.

Eigentlich wollte der Stadtrat am Freitag beschließen, die Verwaltung solle bis Juli einen unterschriftsreifen Vertrag vorlegen, um ihre Flächen im Untergeschoss des "Klotzes" an die GDG zu verkaufen. Außerdem sei ein Vertrag vorzubereiten, dass der Investor den Siegerentwurf für den Bahnhofsvorplatz realisieren kann, also das Bonner Loch und den daneben liegenden Parkplatz bebauen darf.

Mit beiden Empfehlungen des Planungsausschusses ist die Stadt jedoch nicht einverstanden und wehrt sich nach Kräften. Vom Verkauf der Kellerflächen sei dringend abzuraten, so Amtsleiter Martin Krämer, weil es eine "unvertretbare Schwächung der eigenen Position sei" und man sein "Faustpfand" aus der Hand gebe.

Und was den Vertrag für die Baufelder Bonner Loch und Parkplatz angehe, sei der Verkauf ohne europaweite Ausschreibung gar nicht zulässig. Das gehe nur, wenn auf eine Baupflicht verzichtet würde. Damit würde aber dem "Investitionsinteressenten", wie Krämer die GDG angesichts fehlender Testate über die Wirtschaftlichkeit bezeichnet, komplett freigestellt, was er mit den Grundstücken tut.

"Hiervon ist unter allen Umständen abzuraten." Ohne Ausschreibung den Vertrag zu machen, sei eine unzulässige Beihilfe und könne auch den Vorwurf der Untreue von Ratsmitgliedern erfüllen, habe die Expertise eines extra eingeschalteten Anwaltsbüros ergeben.

Die Ratsmehrheit spricht von Blockade und Boykott. "Wir drehen uns nur im Kreis", ärgert sich Georg Fenninger (CDU). "Die Verwaltung erklärt immer, wie man es nicht machen kann. Aber wie es gehen kann, erfahren wir seit Jahren nicht."

Vom Vorschlag Krämers, jetzt erst mal das Baufeld zu definieren (Dauer bis August 2010), dann erst Beschlüsse zu fassen und "frühestens" danach die Grundstückswerte zu ermitteln, also alles auf die lange Bank zu schieben, hält Fenninger nichts. "Wir werden uns jetzt andere Wege überlegen", kündigte er an. "Denn wir wollen die Sache endlich auf den Punkt bringen."

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