Beethovenhalle in Bonn Stadt investiert 650.000 Euro in neue Technik

BONN · Vor den Streichern kommen die Schrauber: Mit Blick auf das Beethovenfest lässt die Stadtverwaltung die gröbsten Mängel in der Beethovenhalle beseitigen. Sie investiert nach Angaben des Presseamtes rund 650.000 Euro in das 1959 eröffnete Baudenkmal.

Die deutlichste Verbesserung dürften die Gäste bei der Belüftungsanlage im Großen Saal spüren. In der warmen Jahreszeit, wenn durch die Wanddüsen kühle Luft strömte, beschwerten sich Gäste, weil sie das Gefühl hatten, "im Zug" zu sitzen, berichtet Thomas Frenzel vom Städtischen Gebäudemanagement (SGB).

Die Stadt habe beim TÜV eine Behaglichkeitsmessung in Auftrag gegeben: Dabei würden Temperaturunterschiede und Strömungstempo der Luft überprüft und Problemzonen im Saal ermittelt. Jetzt werden neue Lüftungsauslässe installiert und nach Berechnungen eines Experten justiert.

Dass die Temperaturen im Großen Saal nicht immer optimal waren, dürfte auch an der Jahrzehnte alten Regeltechnik gelegen haben. Die Mitarbeiter der städtischen Betreiberfirma Bonn Conference Center Management GmbH (BonnCC) mussten Heizung und Belüftung manuell einstellen. "Die Gebäudeautomation war so desolat, dass wir sie komplett erneuern", sagt Frenzel.

Viel Zeit haben die vom SGB beauftragten Firmen nicht mehr: Sie nutzen für die Arbeiten in der Halle die spielfreie Phase, die am 8. Juli begann und am 24. August endet. Während der dreitägigen Animagic-Messe Ende Juli musste das Projekt zudem unterbrochen werden. Man sei aber im Zeitplan, versichert Frenzel.

Die Liste kleinerer Maßnahmen ist lang: vom Austausch von Heizungsteilen über eine neue elektroakustische Anlage bis hin zum Abschleifen des Parketts in den Seminarräumen. Eine neue Lichtstellanlage für die Bühnenbeleuchtung soll rechtzeitig vor Beginn des Beethovenfestes am 7. September geliefert werden. In den Außenanlagen hat eine Gärtnerfirma bereits Bäume und Sträucher gestutzt und Gehwegplatten gereinigt. Für das Nordfoyer sind 90 Stühle beschafft worden.

Bis zur Erneuerung aller Stühle im Großen Saal (1300 Plätze) müssen sich die Besucher aber gedulden. "Wir warten seit Jahren darauf und wissen kaum noch, wie wir defekte Stühle reparieren sollen", sagt ein Hallenmitarbeiter sauer. Auch beim Blick nach oben wird im Großen Saal das Alter des Bauwerks deutlich: Die eingelassenen Lampen sind mit Drahtnetzen gesichert, weil sich aus der Abhangdecke kleine Bröckchen gelöst hatten.

Beethovenfest-Intendantin Ilona Schmiel, vehemente Kämpferin für ein neues Festspielhaus, hatte die Halle vor zwei Jahren als "unzumutbar" bezeichnet. Mittlerweile hat die Stadt die nötigsten Reparaturen veranlasst. "Wir stimmen mit der BonnCC jeweils eine Prioritätenliste ab", erläutert SGB-Abteilungsleiter Frenzel.

Das werde auch 2013 so sein. Wie teuer eine Komplettsanierung wäre, ist unklar: Die Stadt spricht von 30 Millionen Euro, darin sind aber auch Umbauten enthalten (siehe links). In den Gebäudeunterhalt sei regelmäßig Geld gesteckt worden, sagt Frenzel. "Aber Sie können natürlich mehr oder weniger Geld in ein Haus investieren; das entscheiden die Politiker."

Stadt: Sanierung kostet 30 bis 43 Millionen Euro
Vor dem Hintergrund der Debatte um ein mögliches neues Festspielhaus hat die Stadtverwaltung auch die Sanierungskosten der Beethovenhalle prüfen lassen. Die beauftragten Gutachter kamen laut Presseamt auf zwei Summen: Knapp 30 Millionen Euro würde eine Grundsanierung als Multifunktionshalle einschließlich Erweiterungsbauten kosten. Für die Ertüchtigung zum hochwertigen Konzertsaal wären demnach rund 43 Millionen Euro notwendig.

  • Variante Mehrzweckhalle: Dabei würden die Foyer-Flächen nach Norden erweitert, um dort zusätzliche Toiletten unterzubringen.
  • Variante Konzertsaal: Der Fußboden im Saal müsste 1,80 Meter abgesenkt werden, um Platz für eine "Raum im Raum"-Lösung mit besserer Akustik zu schaffen - mit ansteigender Bestuhlung, neuen Rängen im Obergeschoss. Die Sitzplätze würden sich von 1300 auf etwa 1000 verringern: mit entsprechenden Einbußen beim Kartenverkauf.
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