Bonner Kongresszentrum Stadt erwartet drastisches WCCB-Defizit

Bonn · Die Stadt Bonn erwartet in diesem Jahr beim Kongresszentrum einen Verlust von 9,5 Millionen Euro. Ursachen sind unter anderem die Kreditzinsen, bilanzielle Abschreibungen und höhere Energiekosten.

Das Defizit des World Conference Center Bonn (WCCB) steigt in diesem Jahr drastisch an und bleibt danach auf hohem Niveau. Das geht aus Planungszahlen hervor, die von der Stadtverwaltung auf GA-Anfrage genannt worden sind. Kostete das Konferenzzentrum die Stadt Bonn 2018 unterm Strich noch etwa zwei Millionen Euro (der exakte Jahresabschluss steht aus), springt das eingeplante Gesamtdefizit 2019 auf rund 9,5 Millionen Euro. Bis 2024 summiert sich das Minus demnach auf etwa 55 Millionen.

Die Stadttochter BonnCC GmbH, die das WCCB betreibt, schreibt laut Planung zwar weiter positive Zahlen. 2017 war es dank üppiger Bundesgelder für die Weltklimakonferenz als Sondereffekt sogar ein Plus von 5,3 Millionen Euro.

Dagegen stehen aber die Ausgaben für die Bauunterhaltung, für die das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) jährlich etwa 1,8 Millionen Euro aufwendet. Vor allem die sonstigen Belastungen der Stadt als WCCB-Eigentümerin wachsen jedoch stark an (schwarze Linie in der Grafik).

Diese Belastungen sind zum einen die Kreditzinsen: Das Projekt hat die Stadt nach der Pleite des WCCB-Investors Man-Ki Kim rund 300 Millionen Euro gekostet. Dazu kommen bilanzielle Abschreibungen der Investitionen, die jährlich vorgenommen werden müssen. „Auch die Energiekosten in Folge der wachsenden Nutzung des Gebäudes, die aus abrechnungstechnischen Gründen unmittelbar vom Eigentümer und nicht vom Betreiber getragen werden, sind ein Faktor“, sagt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann, der zudem „allgemeine Kostensteigerungen“ als Ursache des hohen Defizits nennt. Hinzu komme, dass die Zinseinnahmen aus der WCCB-Rücklage „schwankend“ seien.

69 Millionen Euro in der Rücklage

Diese Zinsen können für den WCCB-Betrieb verwendet werden. Allerdings dürften die Erträge wegen der Zinsflaute im Moment extrem niedrig sein, obwohl in der Rücklage laut Stadt stattliche 69 Millionen Euro liegen. Der Bund, der für das WCCB-Projekt neben Millionensummen auch Baugrundstücke bereitgestellt hatte, drängt darauf, diese Rücklage als Zukunftsvorsorge weiter aufzustocken. Im Bellevue-Vertrag mit der Stadt und dem Land hat die Regierung in Artikel 2 festgeschrieben: „Einnahmen aus der Veräußerung oder der Verpachtung der übertragenen oder überlassenen Liegenschaften werden von der Stadt in die Rücklage“ eingezahlt.

Dabei geht es zwar nicht um die Betriebsgewinne der BonnCC GmbH, wie vorige Woche vermeldet. Aber es betrifft laut Presseamt die Pachteinnahmen für den Parkplatz an der Charles-de-Gaulle-Straße mit rund 250 Stellplätzen. Bis Ende 2018 waren das rund 300 000 Euro, der Parkplatz bringt etwa 37 000 Euro Pacht im Jahr. Auch den Verkaufserlös des damals unfertigen WCCB-Hotels (heute Marriott) von 17 Millionen Euro musste die Stadt in die Rücklage einzahlen. Aus Sicht der Stadtverwaltung ist diese Regelung „wirtschaftlich nachteilig“. Marc Hoffmann: „Daher soll dieses Grundsatzthema im Zuge der kommenden Bonn/Berlin-Gespräche aufgegriffen werden.“

Trotz des hohen WCCB-Defizits soll die Stadt nach den Plänen von Kämmerin Margarete Heidler im übernächsten Jahr einen ausgeglichen Haushalt ohne Schulden erreichen – die schwarze Null ist 2021 zwingende Vorgabe der Bezirksregierung Köln. Im laufenden Jahr macht Bonn noch 42 Millionen Euro neue Schulden. Beim WCCB, das mittlerweile auch von Großkonzernen wie der Post gebucht wird, besteht die Hoffnung, dass die Ergebnisse etwas besser ausfallen als die Planung.

Konkurrenz aus Köln

So hatte die Stadt als Eigentümerin für 2018 mit Belastungen von 7,3 Millionen gerechnet, tatsächlich waren es rund 5,7 Millionen. Einfacher wird das Geschäft für BonnCC-Chef Michael Kleine-Hartlage in den kommenden Jahren allerdings nicht: In Köln wächst mit einem neuen Konferenzzentrum Konkurrenz heran.

Für Großkonferenzen wie die Weltklimakonferenz ist das WCCB mit seiner Kapazität bis 7000 Teilnehmer zu klein, wie 2017 zu sehen war. Das Bundesumweltministerium gibt deshalb wie berichtet eine Studie in Auftrag, wo in Bonn Kongresse mit bis zu 30.000 Teilnehmern stattfinden könnten. Ein weiterer Neubau allerdings werde „derzeit nicht geprüft“, erklärt eine Ministeriumssprecherin auf GA-Anfrage.

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