Interessante Ausflüge in Bonn Zwischen den Feiertagen einfach mal durchlüften

Bonn · Nach den Weihnachtstagen ist etwas Abwechslung willkommen. Bis das neue Jahr so richtig Fahrt aufnimmt, dauert es noch. So bleibt ausreichend Zeit für Dinge, zu denen man sonst nicht kommt. Und weil die Vorbereitung der Festtage schon genug Geld verschlungen hat, müssen sie nicht zwingend teuer sein. Eine kleine Auswahl

 Zwischen den Jahren lädt Bonn zum Winterspaziergang ein, etwa am Alten Zoll.

Zwischen den Jahren lädt Bonn zum Winterspaziergang ein, etwa am Alten Zoll.

Foto: Benjamin Westhoff

-1- Alter Zoll: Wenn viele Bonner zuletzt nicht mehr allzu oft beim Alten Zoll vorbeigeschaut haben, dann hatten sie eine plausible Entschuldigung: Das Wahrzeichen wurde aufwendig saniert, die Mauer stabilisiert und das Plateau einer kleinen Verjüngungskur unterzogen. Um das alte Flair zurückzuerlangen, müssen zwar die neuen Bäume noch ein wenig wachsen. Das Denkmal von Ernst-Moritz-Arndt und die beiden alten Kanonen, die schon manchen kleinen bönnschen Hosenboden über sich gespürt haben, schließen Verwechslungsgefahr aber aus. Vielleicht ein Anreiz, sich selbst ein Bild zu machen.

-2- Südstadt: Vorsicht, Genickstarrengefahr! Ein Rundgang durch die Straßen der Südstadt birgt stets das Risiko, mit dem Kopf gegen eine der historischen Straßenlaternen zu stoßen. Einfach zu schön sind die von den Kriegen verschonten Fassaden mit ihren Anleihen an Gotik, Renaissance und Barock, hinter denen zurzeit so mancher schmucker Christbaum steht. Selbst vermeintliche Kenner entdecken hier jedes Mal noch etwas Neues. Bei der Wahl der Strecke sind den Variationen kaum Grenzen gesetzt.

-3- Alter Friedhof:Als er vor 300 Jahren gegründet wurde, stand er noch vor den Stadttoren. Heute ist er zwar von vielbefahrenen Straßen, der Eisenbahn und Häusern umgeben, aber das lässt ein ruhiger Spaziergang über die parkähnliche Anlage schnell vergessen. Schon im 19. Jahrhundert, als man um Kunst im öffentlichen Raum nicht gerade verlegen war, wurde der Friedhof wegen der vielen Grabfiguren als „grüner Bildersaal“ bezeichnet.

-4- Feuer am Rhein: Wo Kaminholz von den Wellen angeschwemmt wird, kann man dieses Angebot wohl kaum ausschlagen. Ein kleines Feuer aus Treibgut sorgt nicht nur in den Sommermonaten für Strandatmosphäre. Im Winter wärmt es und gart sogar noch die mitgebrachten Würstchen. Geeignet sind vor allem die Uferstellen im Beueler Süden. Bevor es auf den Heimweg geht, werden die Flammen natürlich sorgfältig gelöscht. Wasser ist ja genug da.

-5- Sternstraße: Im vorweihnachtlichen Einkaufstrubel hat man dort womöglich den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Umso mehr könnte es sich lohnen, den Häusern zwischen Friedensplatz und Markt in der „Ruhe nach dem Sturm“ einmal bewusste Beachtung zu schenken. Die „Breite“ der Häuser und ihre spitzen Giebel suchen in Deutschland ihresgleichen. Und natürlich ihre historischen Bezeichnungen. Favoritenverdächtig: „Zum schwarzen Raben“ (Hausnummer 6) und „Zur goldenen Rasselbank“ (Nr. 51).

-6- Kirchenmusik: Es muss nicht immer gleich das Beethovenfest sein. Qualität wird in Bonn auch von unzähligen ehrenamtlichen Chören und Musikern geboten – etwa in einer der zahlreichen schönen Kirchen. Für das Hochamt an Silvester (18 Uhr) hat beispielsweise der Chor der Elisabethkirche Heinrich Lemachers Missa Regina Pacis einstudiert. Und tags darauf, bei der Neujahrsmatinee in der Kreuzkirche (11 Uhr), intoniert Stefan Horz an der großen Ott-Orgel Werke von Buxtehude, Couperin und Bach. Passend zum Reformationsjahr lautet das Motto: „Eine feste Burg ist unser Gott“. Preis für beide Musikgenüsse: null Euro.

-7- Museen:Einer der Klassiker unter den Schlechtwetteraktivitäten, ohne jedoch eine Verlegenheitslösung zu sein. Wer hat es beispielsweise schon geschafft, sich im Haus der Geschichte satt zu sehen? Und wer meint, die Dauerausstellung inzwischen zu kennen, für den gibt es die regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen. Eine weitere Konstante: Die historische Bildung für jede Altersstufe und zum Anfassen ist in Bonn seit jeher gratis.

-8- Kopfbuchen:Besser als jede „Hobbit“-Verfilmung im Multiplexkino. Im Wald auf dem Venusberg zwischen Klinikgelände und Annaberger Hof haben die Bäume Gesichter. Keine Jahreszeit ist besser geeignet als der Winter, um sich bei den Kopfbuchen in der Waldau den kleinen Grusel zwischendurch abzuholen. Gut geeignet auch als Demutsübung für reizüberflutete Stadtkinder, gern bei hereinbrechender Abenddämmerung und leichtem Nebel.

-9- Römerlager: 2003 entschieden sich die Bonner, den Stadtteil zwischen Wachsbleiche, Kölnstraße, Nordbrücke und Rhein „Castell“ zu nennen. Den Grund dafür kannte man schon länger, und er ist bis heute sichtbar. Beim Spaziergang von der Heer- über Kölnstraße, Johanneskreuz, Drusus- und Graurheindorfer Straße über den Augustusring zum alten Römerkran neben dem Augustinum lernt man anhand von Grabsteinen und Hinweistafeln allerhand über das römische Bonn.

-10- Hörspiele: In Zeiten von MP3, Youtube und Netflix werden sie zunehmend stiefmütterlich behandelt: Beethovens Symphonien im Schuber, die alten TKKG-Kassetten, die CDs mit den „Drei ???“ – von den „Karl-May-Schallplatten“ aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ganz zu schweigen. Nun: Sofern noch vorhanden, ist jetzt die Gelegenheit, Altbewährtem seine Würde zu geben und dafür einfach mal zu Hause zu bleiben.

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