Bauwerk an Siemensstraße in Bonn Zukunft von Bunker in Dransdorf ungewiss

Dransdorf · Der Bunker an der Siemensstraße in Bonn-Dransdorf diente im Zweiten Weltkrieg als Krankenhaus. Heute ist nicht klar, wer für ihn zuständig ist.

 Der Dransdorfer Bunker im ersten Baujahr 1941.

Der Dransdorfer Bunker im ersten Baujahr 1941.

Foto: Repro Stefan Hermes

Die Zukunft des Dransdorfer Bunkers an der heutigen Siemensstraße ist ungewiss. Schon seit der Jahrtausendwende hat die Bonner Feuerwehr die Schlüssel dafür abgegeben. Seitdem ist der Zutritt aus Sicherheitsgründen nicht mehr gestattet. Die Eigentumsverhältnisse sind ungeklärt: Das Portal gehört der Stadt Bonn, die im Dransdorfer Berg liegenden Tunnel, Räume und Röhren sollen dem Bund gehören. Genaueres konnte auch die Stadt Bonn auf Anfrage nicht mitteilen. Heute sind die Eingänge fest verschlossen, um Vandalismus jeglicher Art zu verhindern.

Der erste Angriff auf Bonn am Morgen des 22. Mai 1940 traf auch Dransdorf. Er war Teil einer umfangreichen Luftoperation der britischen Royal Air Force, die auf die deutschen Eisenbahnverbindungen abzielte. Die 37 abgeworfenen Bomben konzentrierten sich auf das Areal zwischen Güterbahnhof und Dransdorfer Weg. Elf Menschen starben. Erst im Juni 1941 wurde dann mit dem Bau des Dransdorfer Luftschutzbunkers begonnen. Während viele der vierzehn Bunkeranlagen Bonns bereits nach einer Bauzeit von einem halben Jahr fertiggestellt waren, konnte der in Dransdorf mit zwei Stollen in den Berg hinein gebaute Bunker erst ab dem 20. Oktober 1943 genutzt werden.

Ein Teil des ursprünglich als dreigeschossiger Hochbau mit 180 Liegestellen geplanten Baus wurde noch vor der endgültigen Zerstörung der Universitätskliniken als Krankenhausstollen eingerichtet. Aus einem Besprechungsprotokoll vom 24. April 1944 wird als Termin einer ersten Teilbelegung durch Chirurgie und Frauenklinik der 8. Mai 1944 genannt.

Überbelegt und unterversorgt

So wurden dann im Obergeschoss des an der heutigen Siemensstraße sichtbaren Bunkervorbaus Räume zur Unterbringung von Ärzten, Schwestern, Hausmädchen und einem Pfleger eingerichtet. „Der Bunker liegt so tief im Berg, dass man kaum etwas von den schweren Angriffen in Bonn wahrnehmen konnte. Auch das Heulen der Sirenen hörten wir fast nie. Wir merkten nur, wenn die Lastwagen mit neuen Verletzten kamen, was wieder passiert war“, ist in den Bonner Geschichtsblättern in einem der Zeitzeugenberichte festgehalten, die das Grauen der Kriegsjahre unmittelbar aus der Sicht Betroffener beschreiben. Kaum zu ertragende Bilder entstehen vor den Augen des Lesers.

So auch bei der Beschreibung einer Katharina H., die einen Eindruck davon vermittelt, was vor bald 74 Jahren hinter den Mauern an der damaligen Bonner Straße geschah: „Ich kam in das Bunkerlazarett nach Dransdorf, wo ich sogleich operiert wurde. Da habe ich vier Wochen gelegen, und meine Mutter hat mich jeden Tag besucht und ist jeden Tag vor den Tieffliegern geflüchtet. Die Tiefflieger haben auf jeden Einzelnen geschossen. Im Bunker sind sie links und rechts von mir gestorben wie die Fliegen. Meine Mutter brachte mir Wein mit, damit ich das alles ertragen konnte. Durchgekommen bin ich nur, weil eine Bekannte aus Walberberg mir von ihrem Essen mitgab.“

Und eine Krankenschwester gibt dort ihren Arbeitsalltag wieder: „Operiert wurde im Schein von Petroleumlampen. Nachts gingen wir mit Kerzen von Kabine zu Kabine. Es gab kein Licht und kein Wasser. Nur tagsüber durfte Wasser angestellt werden. Die benutzten Bettpfannen standen übereinander in einem Raum. Man konnte sie nicht sofort auskippen und wegen Wassermangel nicht sofort reinigen. Draußen war neben dem Transformator ein Kämmerchen, in welches die Leichen gelegt wurden. Das Wasser aus den Toten lief wie Regenwasser über den Bürgersteig in den Kanal.“

Aus weiteren Aufzeichnungen geht hervor, dass der Dransdorfer Krankenhausbunker völlig überbelegt und zudem personell und materiell unterversorgt war. Wassermangel verhinderte einfachste Reinigungsmaßnahmen oder das Waschen der Wäsche. Jeden Tag holte der Fuhrpark die Verstorbenen ab und brachte sie zum Nordfriedhof. Wer solche Berichte gelesen hat, wird den Bunker wohl als ein Mahnmal für den Frieden sehen können.

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