Jubiläumsprogramm "Punxxx" Der Zirkus Flic Flac kommt nach Bonn

BONN · Die Familie Kastein verkauft mit ihrem Zirkus Flic Flac seit 30 Jahren Nervenkitzel. Im September kommt Flic Flac mit „Punxxx“ auf den Platz an der Dottendorfer Straße in Bonn. Ein Interview über das Geschäft mit den Zirkus-Chefinnen.

 Flic Flac-Gründer Benno Kastein (62) hat das Familienunternehmen seinen Töchter Larissa (links) und Tatjana übergeben.

Flic Flac-Gründer Benno Kastein (62) hat das Familienunternehmen seinen Töchter Larissa (links) und Tatjana übergeben.

Foto: Flic Flac

Als Chefinnen von Flic Flac handeln Sie mit Nervenkitzel. Kann man das so sagen?

Tatjana Kastein: Ja, das ist genau unsere Aufgabe! Wer unser Zelt betritt, der soll alles andere vergessen. Dazu setzen wir auf Hochspannung durch hohes Tempo und immer wieder überraschende neue Effekte.

Sie haben ein Zelt, aber keine Manege; Artisten und Motorräder, aber schon seit 30 Jahren keine Tiere mehr. Wie viel herkömmlicher Zirkus steckt in Flic Flac?

Larissa Medved-Kastein: Wir sind zwar Mitglied im Verband deutscher Circusunternehmen. Aber eigentlich verbinden uns mit Traditionszirkussen nur das Zelt und der Tourneebetrieb. Zwar zeigen auch wir viel Akrobatik. Aber die hat sich in den Jahrzehnten doch in eine andere Richtung entwickelt, als man sie aus Zirkus oder Varieté kennt. Wir passen die eingekauften Nummern vom Dekor und der Präsentation so an, dass sie im Flic-Flac-Stil rüberkommen. Sie sollen immer für etwas stehen.

Was macht den Flic-Flac-Stil aus?

Larissa: Hohes Tempo ist unser Showprinzip. Wir zappen uns gewissermaßen durch die Welt der Artistik. Ein Act geht nahtlos und ohne Ansagen in den anderen über, so dass überhaupt keine Zeit für Langeweile entsteht. Das ist bei den vielen großen Requisiten der unterschiedlichen Nummern ehrlich gesagt ziemlich herausfordernd, denn es müssen viele technische Parameter ineinandergreifen.

Kann man sagen, Sie sind ein Gegenmodell zu Roncalli?

Larissa: Ja, das stimmt. Roncalli ist immer sehr poetisch und setzt auf Nostalgie. Wir haben dagegen den Streetstyle in unser Zelt geholt – rockig, freakig und hochtourig. Wir sprechen damit unterschiedliche Zuschauer an und machen uns so keine Konkurrenz.

Zum Konzept gehört auch, dass Sie nicht in einer Manege spielen, sondern auf einer Bühne. Wie haben sich Ihre Bühnenprogramme mit den Jahren verändert?

Tatjana: Als unser Vater sich selbstständig gemacht hat, waren die Sehgewohnheiten des Publikums deutlich andere. Das Internet gab es noch nicht, und das Privatfernsehen hatte eben erst seinen Betrieb aufgenommen. Die Artistik war überwiegend konventionell. Heute müssen wir erheblich mehr Aufwand treiben, um die Leute zu erstaunen. Wir haben viele große Geräte, die von der Kuppel herabgelassen werden und danach unter der Bühne verschwinden müssen. Es gibt Wasserfontänen, die dann auch noch brennen. 1989 war ich gerade zwei Jahre alt. Aber ich weiß, dass wir damals mit einem Bruchteil des Personals losgezogen sind. Heute haben wir über 100 Mitarbeiter, um die Shows zu stemmen. Davon sind 35 Artisten.

In den vergangenen Jahren sind viele feste Varieté-Häuser entstanden, auch zwei in Bonn. Warum baut Flic Flac trotzdem weiter sein Bühnenzelt auf?

Larissa: Wir sind zwar inhaltlich modern, aber wir schätzen doch die Zirkusatmosphäre. Es ist etwas anderes, als in einer Halle oder einem Saal zu spielen. Außerdem sitzen alle Zuschauer auf unserem sehr steilen Gradin (der runden Zuschauertribüne, Red.) nah um die Bühne herum. Vor allem lassen sich in unserem Zelt Bühnenaufbauten realisieren, die in einem Saal kaum möglich wären.

Anders als bei herkömmlichen Zirkuszelten gibt es bei Flic Flac keine störenden Masten mehr. Wie geht das?

Tatjana: Unser neues Zelt wird außen an zwei großen Rundbögen aufgehängt. Damit sitzt kein Zuschauer mehr hinter einem Mast. Die Leute sollen schließlich unser Programm sehen und nicht ein paar Stahlstreben.

Nach drei Jahrzehnten hat es zu Beginn der Frühjahrstournee einen Generationswechsel gegeben. War die Übernahme für Sie eigentlich selbstverständlich?

Tatjana: Für uns war schon früh klar, dass wir mit einsteigen würden. Wir sind ja mit Flic Flac aufgewachsen. Wir haben deshalb schon seit einigen Jahren auf diesen Zeitpunkt hingearbeitet. Natürlich ist das herausfordernd. Die größeren Zirkusunternehmen in Deutschland können Sie schließlich heute an einer Hand abzählen.

Dabei sind Sie beide zugleich auch junge Mütter...

Was haben Sie sich für das Jubiläumsprogramm „Punxxx“ ausgedacht?

Larissa: Die Programme der vergangenen Jahre folgten einer Geschichte und waren gewollt etwas düster angelegt. Jetzt kehren wir zu unserem Stil zurück. Es wird punkig-rockig und laut mit schrägen Charakteren. Natürlich ist unsere Motorradkugel wieder dabei, aber erstmals fährt darin auch eine Frau. Wir haben unter anderem Motorrad-Freestyler und elf chinesische Reifenspringer, die beim Zirkusfestival in Monte Carlo Gold gewonnen haben. Die kommen als Schluss-Act sehr gut an.

Sie kommen sehr gut an bei wem?

Tatjana: Wir empfehlen das Programm für Kinder ab drei Jahren. Viele unserer Zuschauer sind Teens und Twens. Aber es hat auch schon mal eine Oma ihren 100. Geburtstag bei uns gefeiert – allerdings nicht auf dem Motorrad (lacht).

Informationen und Tickets für das Gastspiel vom 19. September bis 6. Oktober auf flicflac.de und bonnticket. de

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