Kommentar zum Schwimmbad in Bonn Zeit für mehr Transparenz

Meinung | Bonn · Angesichts der knappen Mehrheit für einen Schwimmbadneubau sollten die Verantwortlichen schnellstens die Kostenkalkulation offenlegen. Andernfalls droht dem Projekt noch in der Planungsphase die nächste Grundsatzdiskussion. Ein Kommentar von GA-Redakteur Andreas Baumann.

Wenn es um die Zukunft der maroden Schwimmbäder geht, klafft ein Riss in der Stadtgesellschaft. Die knappe Hälfte der Bonner hat beim Bürgerentscheid im April für die Rettung des Kurfürstenbades gestimmt. Eine hauchdünne Mehrheit von 51,6 Prozent der 97 576 Teilnehmer aber votierte dagegen und sprach sich damit indirekt für ein neues Hallenbad in Dottendorf aus, das als attraktives, modernes Angebot sowohl die Godesberger Schwimmhalle als auch das Frankenbad ersetzen soll.

Der Bürgerentscheid war derartig konfliktbeladen, dass die Initiatoren jetzt vor dem Verwaltungsgericht gegen das Resultat zu Felde ziehen. Zur aufgeheizten Stimmung hat zweifellos auch die großangelegte Plakataktion des Oberbürgermeisters beigetragen, mit der Ashok Sridharan sich – mit Hilfe städtischer Ressourcen – für den Neubau stark gemacht hatte.

Die Stadtwerke treiben das Projekt nun weiter energisch voran. Seit Dienstag weiß man, wie das Schwimmbad aussehen soll. Dass der städtische Konzern als Bauherr und Betreiber auftritt, beschleunigt den Prozess und dürfte die Kosten senken. Trotzdem darf der verlustreiche Badbetrieb die SWB unterm Strich nicht belasten, die bekanntlich noch rund 70 Millionen Euro für neue Straßenbahnen aufbringen müssen. Mit dem Bad übernehmen sie eine Dienstleistung für die Kommune – und die sollte honoriert werden. Den politischen Willen, das zu tun, dürfte die Ratsmehrheit haben. Ein Weg könnte sein, die jährlichen SWB-Ausschüttungen an die Stadt um das Wasserland-Defizit zu reduzieren.

Für die Wirtschaftlichkeit des umstrittenen Projekts spielen aber die Kreditkosten eine wichtige Rolle. Schon während des Bürgerentscheids hatten die Kurfürstenbad-Befürworter die Stadtverwaltung und die Stadtwerke vergeblich aufgefordert, die Investition in Dottendorf zu beziffern. Ihr Argument, durchaus nachvollziehbar: Ohne harte Zahlen sei eine Abwägung zwischen zentral gelegenem Neubau und Sanierung der Stadtteilbäder kaum möglich. Doch bis heute schweigen sich die Stadtwerke dazu aus. Mag sein, dass die Planung noch verfeinert werden muss, um eine hundertprozentig korrekte Summe zu nennen – die Größenordnung des Investments muss doch aber längst feststehen. Gerade wenn man von Bürgerbeteiligung spricht, sollte mehr Transparenz herrschen. Alles andere schürt nur Misstrauen.

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