Abiturbälle des Schuljahres Zehn Schüler haben alles in der Hand

BONN · Jetzt hieß es handeln: Immer mehr Familien strömten am Samstagabend beim Abiturball des Amos-Comenius-Gymnasiums erwartungsfroh in den Saal des Kameha-Hotels. "Und plötzlich merken wir: Ein Acht-Personen-Tisch ist gar nicht eingedeckt. Die Leute stehen ratlos 'rum", stöhnte Charlotte Raab. Sie gehört unter den 88 Absolventen zum zehnköpfigen "Vorbereitungsteam Ball".

Noch einmal studierte sie den Sitzplan. Kein Zweifel. Freundin Pilar Marks stürmte los - und in Windeseile war die Panne mit dem Tisch behoben.

Als dann endlich noch die Dekoration und das Abendprogramm auf dem Tisch platziert waren, konnten die beiden wartenden Familien Platz nehmen. "Eigentlich lief alles bisher glatt. Außer, dass wir irgendwann mal gemerkt haben, dass eine Band von außen für diesen Abend viel zu teuer würde", sagte Charlotte rückblickend, während sie sich auf die Moderation vorbereitete. So zogen Lena von der Wiesche und Ella Poppensieker eben einen Discjockey an Land. Und die Band des eigenen Musikkurses kam ebenfalls zum Einsatz.

Die Diskussionen im Vorfeld der diesjährigen Abibälle dürfte an allen Bonner Schulen ähnlich gelaufen sein. Warum musste nur gut sein, was viel kostete, fragte sich im Vorfeld auch am Amos-Comenius-Gymnasium eine Elternfraktion, nachdem die Schüler Kontakte zu möglichen "Locations" geknüpft hatten. Gerade am evangelischen Amos sollte dem schönsten Tag der Schulzeit auch ein Hauch von Bescheidenheit anhaften - und er sollte vor allem bezahlbar für alle sein.

"Wir realisieren sehr wohl, dass ein Ball hohe Kosten mit sich bringt. Wir sind bereit, dafür ein hohes Maß an Eigeninitiative einzubringen", verteidigte sich das Ballkomitee damals in einem Elternbrief. Möglichkeiten, sozial schwächeren Familien Ballkarten zu bezahlen, wurden sofort geschaffen. "Andererseits brauchen wir neben Ihrer Kritik auch Ihre Unterstützung", gab das Team den Ball an die Eltern zurück.

Was am Samstagabend dann zu einer runden Gesamtleistung führte. Die Schüler hatten im Vorlauf durch Verkaufsaktionen und die Ausrichtung von Schulpartys die nötigen Gelder gesammelt. Über viele Monate backten 88 Familien unzählige Kuchen für den Schulhofstand.

Eltern führten Verhandlungen mit dem Restaurant. Auch der Riesenbildschirm des Hotels konnte für die Live-Übertragung der WM-Fußballspiele zur Verfügung stehen. Im Schülerteam regelten Janina Höhne und Ramona Schäfer Versicherungsfragen und GEMA-Gebühren. Carlotta Tinapp und Alisa Schöneberg sorgten für Fotografen und Sanitäter. Und Sophie Kregel und Jakob Schütte bereiteten die eigentlich ja noch wichtigere After-Show-Party vor - die startete, als die Eltern nach Hause gingen.

Nervenflattern? Ach nein, das hätten sie jetzt nicht mehr, meinten die zehn munteren "Ballisten", als sie die Hände noch einmal zum Schlachtruf zusammenlegten. "ABIlieve I Can Flie", lautete das Abi-Motto am Amos in diesem Jahr.

Sie mögen also in ihrem weiteren Leben Grenzen überwinden und auch Unmögliches möglich machen, hatte den 88 Absolventen Amos-Direktor Christoph Weigeldt mit auf den Weg gegeben. Dass sie das favorisierte freche Motto "ABIdabi - Scheiche gehen, Kamele bleiben" lieber zurückgezogen hatten, war längst Schnee von gestern.

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