Wo soll das Bonner Festspielhaus stehen - Chronik einer jahrelangen Diskussion
Bonn · Die Debatte über das Beethoven-Festspielhaus war von Beginn an auch eine Debatte über Standort, Kosten und städtische Beteiligung. Im Folgenden dokumentieren wir chronologisch die Diskussion.
22.11.2011
, 19:00 Uhr
Quellen sind zwischen 2005 und 2011 beim General-Anzeiger erschienene Artikel und Zitate (Erscheinungsdatum fettgedruckt).
- 2001: Der Bonner Kulturrat bringt mit Blick auf Beethovens 250. Geburtstag 2020 die Idee eines Festspielhauses auf den Tisch.
- 10. September 2005: „Die Pläne, die der Kulturrat vertritt, wirken bereits sehr konkret: Die alte Beethovenhalle soll stehen bleiben, das neue Konzert- oder Festspielhaus auf demselben Grundstück in unmittelbarer Nähe des Rheins entstehen, mit Blick auf das Siebengebirge.“
- 13. Juni 2007: Der Bonner Rat fasst den Grundsatzbeschluss für ein neues Festspielhaus. Deutsche Post, Telekom und Postbank hatten die Bereitschaft zur Finanzierung des Baus erklärt.
- November 2007: Der Bundestag sagt 39 Millionen Euro für die Betreiberstiftung zu.
- 14. Dezember 2007: „Die Stadt hat verbindlich zugesagt, das Grundstück fürs Festspielhaus zur Verfügung zu stellen, wobei als Standort sich das Beethovenhallen-Areal herauskristallisiert. Ob die Halle zugunsten des Neubaus abgerissen oder das Festspielhaus auf einem Nachbargrundstück entsteht – darüber muss der Stadtrat noch befinden.“
- 2. Februar 2008: Karin Hempel-Soos zum Standort Beethovenhalle: „Das ist vor allem aus stadtplanerischer Sicht eine Möglichkeit.“
- 28. Februar 2008: „Favorit von Karin Hempel-Soos ist nach wie vor das Areal der Beethovenhalle, deren Abriss spätestens die erhofften tararchitekten des Wettbewerbs fordern werden.“
- 26. Juli 2008: Stadtdirektor Volker Kregel: „Ein Nebeneinander von Beethovenhalle und Festspielhaus kann nicht funktionieren.“
- 6. Dezember 2008: „Im kommenden März soll entschieden werden, wer von den elf international renommierten Architekten, die die Post zur Abgabe von Entwürfen aufgefordert hat, das Haus realisieren soll. Wobei drei Möglichkeiten zur Auswahl stehen: Abriss der alten Halle und kompletter Neubau, Integration von Elementen der alten Halle ins Festspielhaus oder ein Nebeneinander von neuer und alter Halle.“
- 25. Februar 2009: Stadtdirektor Volker Kregel erklärt: „Die Standortfrage stellt sich nicht mehr.“
- Sommer 2009: Ein Expertengremium einigt sich auf Hermann & Valentinys „Welle“ und Zaha Hadids „Diamant“. Beide Entwürfe beinhalten den Abriss der Beethovenhalle.
- 20. Oktober 2009: Der neue OB Jürgen Nimptsch kündigt eine Bürgerbefragung zu Beethovenhalle und Festspielhaus an.
- 23. Oktober 2009: Festspielhaus-Initiatorin Karin Hempel-Soos stirbt.
- 26. November 2009: „Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ist ein erklärter Befürworter des Festspielhaus-Neubaus auf dem Areal der alten Beethovenhalle.“
- 2. Dezember 2009: „Die Stadt Bonn denkt über einen alternativen Standort für das Beethoven Festspielhaus nach. Nach einem ,Plan B', den Bonns Stadtdirektor Volker Kregel erläuterte, könnte es auch auf dem Gelände des Landesbehördenhauses neben der Telekom-Zentrale entstehen. Die Beethovenhalle bliebe danach bestehen.“
- 21. Dezember 2009: Jürgen Nimptsch: „Wir müssen auch über alternative Standorte sprechen.“
- 28. Januar 2010: „Der OB selbst bekannte sich noch einmal ausdrücklich zum Bau des Festspielhauses am Standort der Beethovenhalle und sprach sich für deren Abriss aus. Die schwarz-grüne Ratskoalition bekräftigte dagegen ihre Forderung, der OB solle zunächst sämtliche Fakten für das Festspielhaus vorlegen, bevor über das weitere Verfahren diskutiert werden könne.“
- 5. Februar 2010: „Stadtdirektor Kregel hat seinen ,Plan B' faktisch zurückgezogen.“
- 22. Februar 2010: „Oberbürgermeister Nimptsch stellt fest: Ein anderer Standort für das Festspielhaus als der der Beethovenhalle hingegen sei kaum finanzierbar, weil die Stadt dann die Kosten für den Unterhalt einer weiteren Halle tragen müsse. ,Wenn die Bürger das wollen, muss man überlegen, wie wir das bezahlen können.'“
- 22. April 2010: „Das geplante Beethoven Festspielhaus in Bonn steht vor dem Aus. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) und die drei Bonner Konzerne Deutsche Post, Deutsche Telekom und Postbank, die den Bau des Konzerthauses finanzieren wollten, haben sich in einem Spitzengespräch darauf verständigt, das Projekt ,vorerst nicht weiter zu verfolgen'.“
- 30. September 2010: „Bei der Finanzierung eines Festspielhaus-Neubaus darf die Stadt nicht mehr auf die Telekom zählen. Man könne sich zwar vorstellen, den laufenden Betrieb zu unterstützen, erklärte Stephan Althoff, der Leiter des Konzern-Sponsorings. ,Aber das bisherige Bauherrenmodell ist aus heutiger Sicht unrealistisch.'“
- 14. Februar 2011: „Eine endgültige Entscheidung zum Festspielhaus wird es erst im kommenden Jahr geben. Die Geldgeber – die Dax-Unternehmen Telekom, Post und Postbank sowie der Bund, der 39 Millionen Euro für den Betrieb zur Verfügung stellen will – stünden nach wie vor zu ihrem Wort, sagte Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch im GA-Interview.“
- 8. Juli 2011: „Mit der Kampagne ,Jetzt Schätzchen' wollen die Festspielhausfreunde um junge Menschen werben.“
- 20. Juli 2011. „Die Industrieund Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK) fordert mehr Bewegung in Sachen Festspielhaus.“
- 6. September 2011: „Nach der Telekom scheidet nun auch die Postbank als möglicher Investor für einen Neubau aus.“
- 10. September 2011: „Den möglichen Standort des neuen Hauses beschrieb der OB in einem Stück unfreiwillig komischer Prosa (,vielleicht gar nicht hier, sondern da oder dort'), über Zahlen, Fakten und Daten schwieg er sich aus.
- 14. November 2011: „Jetzt nehmen es die Bürger selbst in die Hand – das Projekt Festspielhaus soll durch eine Spendenaktion Wirklichkeit werden. 5000 Bürger zahlen je 5000 Euro, gestreckt auf fünf Jahre – und schon hat man einen großen Teil der Finanzierungslücke überbrückt, die sich bei dem Projekt aufgetan hat. Das ist die Vision von Wolfgang Grießl: ,Es muss möglich sein, 5000 Festspielhaus-Begeisterte in Bonn und der Region zu finden', gab sich der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) bei einem Benefizkonzert im Kammermusiksaal optimistisch. (...) Erstaunen rief bei manchem die Rede von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hervor, der in einem flammenden Appell ein Festspielhaus als ,Nummer eins auf der Agenda', als enorm wichtigen Standortfaktor bezeichnete.“