Bonn in den Medien "Wo finden Sie diese Mischung aus Beschaulichkeit und Bedeutung?"

Zahlreiche Nicht-Bonner haben Bonn beschrieben - teils bewundernd, teils kritisch. Pressestimmen von 1999 bis 2011. "Den Regierungsumzug haben die Rheinländer blendend verkraftet"

Frankfurter Allgemeine

20. Juni 2011: "Sollte eines Tages die Geschichte zu schreiben sein von der endgültigen Verlagerung aller Regierungstätigkeit (...) von Bonn nach Berlin, so käme dem Jahr 2008 eine symbolische Bedeutung zu. Da arbeiteten erstmals mehr Mitarbeiter der Bundesregierung an der Spree als am Rhein: 8 930 in Berlin, 8 732 in Bonn, 50,6 Prozent gegenüber 49,4. (...) So war das nicht gedacht gewesen, als vor genau 20 Jahren eine knappe Mehrheit des Bundestags entschied, den Sitz von Regierung und Bundestag nach Berlin zu verlegen. Das verabschiedete Bonn-Berlin-Gesetz sieht vor, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter in Bonn bleibt. Zu Beginn war das auch so. 60,8 zu 39,2 Prozent lautete das Verhältnis zugunsten Bonns im Jahr 2000."

Der Spiegel

12. April 2010: "Wie dumm darf sich eine Stadtverwaltung anstellen, bevor es kriminell wird? Die Stadt Bonn fiel mit einem riesigen Kongress-Bau auf einen Aufschneider aus Fernost herein. Auch Bundestag und Wasserwerk, die historischen Stätten der Bonner Republik, werden in den Skandal hineingezogen. (...) Provinz, damit konnten sie früher kokettieren; andere Städte mochten größer sein, ihr Bonn hatte Größe. Nun aber drohte der Absturz, und umso verzweifelter kämpfte man um Ersatz, nicht nur an Geld, auch an Bedeutung. Bonn wollte UN-Stadt werden - nur ein inoffizieller Titel, doch bei den Vereinten Nationen gilt: Wo erst mal 1 000 Mitarbeiter sitzen, da bleibt die Weltbehörde auch. Also arbeitete sich OB Dieckmann mit Bundeshilfe an die Marke 1 000 heran, holte das Uno-Klimasekretariat und noch 18 weitere Uno-Einrichtungen nach Bonn. Das machte zusammen schon mal 800. Damit aber die Uno heimisch würde, brauchte sie ein Kongresszentrum (...)"

Wirtschaftsmagazin brand eins

Oktober 2009: "Den Regierungsumzug haben die Rheinländer blendend verkraftet. Nur mit den Zahlen beschäftigen sie sich ungern, denn die könnten ihnen die Laune verderben. (...) In Studien, die nach den lebenswerten Städten Deutschlands fragen, liegt Bonn regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Nur die Erkenntnis, zumindest in einer Hinsicht eine ganz normale Stadt zu sein, setzt sich am Rhein erst langsam durch. Eine ganz normale Stadt hat einen ganz normalen Haushalt mit beschränkten Mitteln - und ziemlich kniffligen Herausforderungen. (...) Das offizielle Motto lautet: Freude. Joy. Joie. Bonn. Diese große Freude berauscht auch die Bürger. Die Bonner halten ein hochwertiges, 2008 mit mehr als 20 Millionen Euro von der Stadt bezuschusstes Opern- und Schauspielangebot für selbstverständlich, schon weil ihnen 2007 das zugehörige Ballett genommen worden war. Sie kraulen durch fünf städtische Freibäder (...), träumen von einem modernen Festspielhaus anstelle der bisherigen Beethovenhalle, lassen sich auf Wagnisse ein wie das World Conference Center Bonn, dessen Geschichte immer rätselhafter wird."

Reisemagazin MERIAN

September 2009: "Bonn hat sich verändert und ist sich doch treu geblieben. Mit Fremdbestimmung hat man Erfahrung. Römer, Kurfürsten, Napoleon, Preußen, der Bund - sie alle nutzten den hübschen Winzling am Rhein für ihre Zwecke, sie alle hinterließen Spuren. Ein Paradoxon der Geschichte: Dass es seiner Zukunft beraubt wurde, als es gerade begann, sich als Hauptstadt zu konsolidieren, hat sich für das Stehauf-Städtchen am Rhein als glücklicher Umstand erwiesen. Die pfiffigen Bonner verlegten sich auf das, was sie ein halbes Jahrhundert lang geübt hatten - Internationalität, und sie hatten Erfolg. (...) Es braucht keinen “Bericht aus Bonn„ mehr, um die Stadt in die Schlagzeilen zu bringen. (...) Der Bonner Markplatz, fast zugewachsen von Straßencafés und Restaurants, gerahmt vom Rokoko-Rathaus und Bürgerhäusern des 19. Jahrhunderts, bevölkert von Studenten, Touristen, Flaneuren (...) Am Nebentisch erklärt der Schriftsteller Gerd Schneider einem Gast aus Berlin die Vorzüge Bonns: “Wo finden Sie diese Mischung aus Beschaulichkeit und Bedeutung?„ Und er zählt auf: Beethovenfest, Biennale, Stummfilmtage, Macke-Sammlung, Rheinisches Landesmuseum, Bundeskunsthalle, Kunstmuseum, Haus der Geschichte. Oder im Sport. Die Telekom Baskets spielen in der Bundesliga, und der Godesberger Schachclub wird von einem amtierenden Weltmeister trainiert. “Auf Bonn, die nördlichste Stadt Italiens, Salute!„"

New York Times

19. Juni 2008: Das Blatt schreibt, Bonn fühle sich an wie "a small city on steroids". Sinngemäß: alles eine Nummer zu groß.

Der Spiegel

1. März 1999: "Die Bonner haben zwar den Titel “Hauptstadt„ gegen das minderwertige Etikett “Bundesstadt„ tauschen müssen und werden womöglich gar den Stammplatz bei “Tagesschau„ und “Wetterkarte„ einbüßen. Aber der Weggang der Polit-Prominenz hinterlässt keinesfalls depressive Ödnis. Tatsächlich geht es der Ex-Kapitale so blendend wie nie zuvor. (...) Boomtown Bonn - der Abschied der Bundespolitik macht's möglich. Seit jenem “Schwarzen Donnerstag„, dem 20. Juni 1991, als der Bundestag für den Umzug an die Spree stimmte, prosperiert die Stadt mit den “schläfrigen Reizen„ (Schriftsteller Heinrich Böll) wie kaum ein anderer Ort in Deutschland. Das beispiellose Gequengel, mit dem die Bonner seither der Regierung ein schlechtes Gewissen bereiteten, hat sich gelohnt: Als “Ausgleich„ fließen 2,8 Milliarden Mark direkter Subventionen, mehr als 20 neue Behörden werden alsbald hier siedeln. Private Dienstleister haben jetzt schon 11 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Die neuen Zentralen von Telekom und Post (...) lockten mitsamt ihren Tochterfirmen etwa 400 neue Betriebe in die Region. Die Bonner Arbeitslosenquote liegt bei 7,2 Prozent gegenüber 10,9 Prozent in Nordrhein-Westfalen oder 18,9 Prozent in Ostdeutschland."

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