BISp unterstützt Athleten Wissenschaftliche Hilfe für den deutschen Spitzensport

Bonn · Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft initiiert und finanziert im Auftrag der Bundesregierung High-Tech-Projekte, um deutschen Athleten auch weiterhin Podiumsplätze zu ermöglichen.

 Der Jurist Jürgen Fischer leitet seit 13 Jahren das Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

Der Jurist Jürgen Fischer leitet seit 13 Jahren das Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

Foto: Martin Wein

Auch in der Graurheindorfer Straße 198 fiebern die Beschäftigten während der Fußball-WM mit der deutschen Nationalelf. Aber im Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) in der Liegenschaft des Bundesinnenministeriums tun sie dies auch immer aus einem professionellen Blickwinkel. Seit seiner Gründung 1970 in Köln-Lövenich soll das Bundesinstitut vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse für den Spitzensport generieren, ohne allerdings selbst zu forschen. Weil das Institut die Verwaltung des Statistischen Bundesamtes (Außenstelle Bonn) mitnutzt, kommt es weniger als herkömmliche Behörde daher.

Was sind die Hauptaufgaben?

„Vor allem initiieren und finanzieren wir im Auftrag der Bundesregierung Forschung im Spitzensport und sorgen für den Transfer in die Praxis“, erklärt Institutsdirektor Jürgen Fischer. Rund 3,5 Millionen Euro stehen für Forschungsvorhaben jährlich zur Verfügung. Das hat einen guten Grund: Bei Disziplinen wie Schwimmen entscheiden inzwischen Tausendstelsekunden über Sieg oder Niederlage. Bei dieser Leistungsdichte sei es entscheidend, mit High-Tech-Forschung die letzten Ressourcen der Sportler nutzbar zu machen, um Deutschland auch weiterhin sportliche Erfolge zu ermöglichen. Große Bedeutung habe auch die Regeneration nach Wettkämpfen gewonnen, die heute individuell nach Sportart, Geschlecht und Alter gestaltet werde. Bei allem Wunsch nach Erfolgen liege die Grenze bei leistungssteigernden Substanzen, sagt Fischer. Der Kampf gegen Doping gehört deshalb ebenfalls zum Arbeitsspektrum ebenso wie Entwicklungskonzepte für Sportstätten.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

Fischer sieht es pragmatisch: „Alle fortschrittlichen Länder forschen für den Spitzensport“, sagt er. „Wenn wir bei Olympischen Spielen, Paralympics, Weltmeisterschaften und anderen Wettkämpfen auch künftig deutsche Athleten auf dem Treppchen sehen möchten, kommen wir nicht umhin, sie mit neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft zu unterstützen.“ Als Idole für ganze Sportlergenerationen hätten Topathleten eine Vorbildfunktion für den Breitensport und damit für die Volksgesundheit. Manche Erkenntnisse fließen auch in andere Bereiche wie die betriebliche Gesundheitsförderung ein. So habe man beispielsweise beim Krafttraining der Vergangenheit zu stark auf hohe Gewichte gesetzt.

Wo liegen die aktuellen Schwerpunkte?

Ein langjähriges Projekt widmet sich chronischen Rückenschmerzen, die auch viele Athleten plagen (siehe Bericht unten). Aktuell befasst sich eine Forschergruppe mit Schädel-Hirn-Traumata nach Kopfbällen. Diese können mit bildgebenden Verfahren nicht erkannt werden, können aber gravierende Spätfolgen entwickeln. Dazu kommen psychologische Fragestellungen, etwa wie Athleten im Umgang mit Wettkampfstress, Niederlagen oder Verletzungen betreut werden sollten.

Warum sitzt die Institution in Bonn?

Zuletzt neben dem Müngersdorfer Stadion angesiedelt, bezog die Behörde 2001 freigewordene Räume in der Liegenschaft des Bundesinnenministeriums. Das war damals naheliegend, war doch die Ministeriumsabteilung für Sport noch in Bonn. Inzwischen sitzt sie in Berlin.

Wie zufrieden ist man mitdem Standort?

Volljurist Fischer, der in anderer Funktion den Regierungsumzug mitorganisierte und den Titel Bundesstadt für Bonn mitentwickelte, schätzt die guten Kontakte zur Stadt. Allerdings sei man in Fragen der Sportstättenentwicklung etwa beim Bäderkonzept nie um fachlichen Rat gefragt worden. Bei den Bädern sieht Fischer erkennbaren Sanierungsbedarf. Die Nähe zum Deutschen Fußballbund (DFB) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Frankfurt sowie zur Sporthochschule in Köln sei von großem Vorteil.

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