Tipps für Flüchtlinge Wirt Andreas Jolig informiert über Kneipen-Gepflogenheiten

Bonn · Der Wirt des Bonner Lokals "Joligs 2012" informiert Flüchtlinge aus der benachbarten Ermekeilkaserne über Kneipen-Gepflogenheiten. Andreas Jolig hat einen Ratgeber, den "Kneipen-Knigge für Flüchtlinge", erstellt.

 Der Wirt Andreas Jolig in seinem Lokal "Joligs 2012".

Der Wirt Andreas Jolig in seinem Lokal "Joligs 2012".

Foto: Simon Bartsch

Keine 50 Meter trennen das Bonner Lokal "Joligs 2012" und die Flüchtlingsunterkunft in der Ermekeilkaserne. Und doch könnte der Unterschied kaum größer sein. Hier stilvolle Holzverkleidungen und gemütlicher Kerzenschein, dort Metallbetten und Bierbänke.

Der Kontrast bezieht sich aber nicht nur auf das Mobiliar. "Die Kultur ist natürlich eine ganz andere", sagt Geschäftsführer Andreas Jolig. Hin und wieder sind Menschen aus der Ermekeilkaserne bei ihm zu Gast, und die Flüchtlinge sind bei ihm willkommen. "Warum sollte das die anderen Gäste stören? Die Vielfalt ist doch gut", so Jolig. "Es entstehen aber mitunter schnell Missverständnisse." So kamen immer wieder Bewohner der Ermekeilkaserne ins Joligs, um sich gemütlich auszutauschen, Getränke bestellte aber nur ein Teil der Gruppe. "Das ist natürlich für einen Gastwirt ein No-Go", so Jolig.

Auch andere kleinere Verfehlungen leisteten sich die Flüchtlinge. Ein Gast habe einen Whiskey bestellt, daran gerochen, ihn zurückgehen lassen und dann einen neuen bestellt. "Bezahlen wollte er dann aber nur den einen", sagt Jolig. Ein anderes Mal sei ein Mann einfach hinter die Theke gegangen, um ein Foto mit einer Kellnerin zu machen. "Wenn der Laden gerade voll ist, kann man sich nicht auch noch darum kümmern", sagt Jolig, der auch als Geschäftsführer an der Theke und im Service arbeitet.

Kneipen-Knigge als Lösung

Doch Jolig hat eine Lösung gefunden. Kurzerhand erstellte der 49-Jährige einen Ratgeber. "Wenn man so will, war es ein Kneipen-Knigge für Flüchtlinge", sagt Jolig. Auf einer laminierten Karte hatte er die Punkte zusammengetragen, "die man in einer Kneipe nicht tun sollte". Ein Freund habe ihm den Ratgeber ins Arabische übersetzt. "Woher sollen die Menschen denn auch wissen, wie man sich hier in Kneipen verhält?", sagt Jolig.

"Die Jungs haben ja auch nichts Schlimmes getan: das Telefon auf Lautsprecher gestellt und auf Arabisch laut gesungen." Zum Einsatz kam der Ratgeber aber nur selten. "Es sind immer Phasen, in denen Flüchtlinge den Laden betreten. Als wir den Ratgeber aufgesetzt hatten, kamen kaum noch welche", so Jolig. "Wenn die Jungs hier auffällig geworden sind, dann war es, wenn überhaupt, ein Problem der Kommunikation."

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