Neubau in Bonn Wird die Viktoriabrücke nicht bis Ende 2021 fertig?

Bonn · Die Kosten für den Abriss und Neubau der Viktoriabrücke liegen bei rund 45 Millionen Euro statt, wie ursprünglich veranschlagt, 24,6 Millionen. Die Verwaltung hat sich am Mittwoch zu den Gründen für die Kostenexplosion geäußert - und zum geplanten Fertigstellungstermin.

Rund 20 Millionen Euro teurer werden der Abriss und Neubau der Viktoriabrücke. Die bisherige Schätzung lag bei 24,6 Millionen Euro, jetzt liegt sie bei 45 Millionen Euro. Das geht aus einem vertraulichen Rundschreiben der Stadtverwaltung hervor, das am Dienstagabend an die Ratsfraktionen ging und dem GA vorliegt.

Über die Gründe für die Kostenexplosion haben am Mittwoch Stadtbaurat Helmut Wiesner und Monika Gehrmann, Vize-Chefin des Tiefbauamtes, informiert. Demnach spielt die Kombination der sehr guten konjunkturellen Lage der Bauwirtschaft und das enge Korsett des öffentlichen Vergaberechts ein wesentliche Rolle, sagte Wiesner.

Der Stadtbaurat sprach von "Mondpreisen", die zurzeit verlangt würden, und davon, dass diese Entwicklung einen „ungenierteren Griff in die öffentlichen Kassen“ ermögliche. Weitere Gründe für die gewaltige Kostensteigerungen seien geänderte Planungen und unvorhergesehene Probleme aufgrund fehlerhafter Bestandspläne.

Kanal unterhalb der Viktoriabrücke musste verlegt werden

Bereits im April hatte sich abgezeichnet, dass die Kosten für den Neubau der Viktoriabrücke gestiegen, Schätzkosten von einst wohl längst überschritten waren: Zu dem Zeitpunkt war das sogenannte „Hauptbaulos“ vergeben worden, das den Neubau des Brückenoberbaus für die Ostseite und anschließend den Abriss und Neubau der Westseite beinhaltete. Damals hatte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann auf Nachfrage erklärt: „Die nun beauftragten Arbeiten liegen mit 2,3 Millionen Euro über den bisherigen Schätzkosten.“ Damit nicht genug.

Wie Hoffmann im April weiter ausführte, sei darüber hinaus mit weiteren Mehrkosten zu rechnen – zum Beispiel verursacht durch den aufwendigeren Entwurf der neuen Brücke, der erst später in einem Gestaltungswettbewerb durchgesetzt wurde, sowie die statischen und sonstigen Erfordernisse für den nicht in der Grundkalkulation berücksichtigten Lichtbaldachin.

Als weiteres Problem entpuppte sich ein alter Kanal an der Viktoriabrücke, der unterhalb der Viktoriabrücke lag und aufgrund der Verbreiterung der Brücke verlegt werden musste. Grund: Der Kanal hätte – wäre er an Ort und Stelle geblieben – künftig einen Teil der Brückenlast und des darüber rollenden Verkehrs tragen müssen. Dafür war der Kanal allerdings statisch nicht ausgelegt. Hoffmann erklärte damals außerdem, „die genauen Kostensteigerungen werden derzeit zusammengestellt und für eine Vorlage an die Politik verarbeitet“.

Viktoriabrücke soll Ende 2021 fertig werden

Von der jüngsten Hiobsbotschaft aus dem Stadthaus hatte dem Vernehmen nach bisher nur ein kleiner Kreis aus Politikern der Jamaika-Koalition Kenntnis. Am Dienstagabend nun wurden allerdings alle Fraktionen per Rats-Newsletter über diese neue Entwicklung informiert. Auf GA-Nachfrage erklärte Finanzausschussvorsitzender Werner Hümmrich (FDP): Wichtig sei für ihn jetzt die Frage, ob es noch Möglichkeiten zum Gegensteuern gebe. „Auch wenn ein großer Teil der Kosten für die Viktoriabrücke von Bund und Land übernommen werden, so ist es Steuergeld“, betonte er. Bisher hieß es, Bund und Land steuern 60 Prozent bei.

Ob das auch bei einer Kostensteigerung mit diesem Ausmaß so ist, war am Dienstag nicht zu erfahren. Ebenso wenig, ob der für Ende 2021 vorgesehene Fertigstellungstermin der Viktoriabrücke eingehalten werden kann. An dem jedoch hält die Stadt vorerst fest, hieß es am Mittwoch.

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