Mysteriöser Tod einer Bonnerin „Wir warten weiterhin auf Gerechtigkeit“

Bonn · Zwei Jahre nach der Tötung einer Bonnerin durch Polizisten in Tunesien hat die Staatsanwaltschaft noch keine Anklage erhoben. Am Freitag fand eine Gedenkveranstaltung statt.

Auch gut zwei Jahre nach dem Tod von Ahlem Dalhoumi kann niemand sagen, wann es zu einer Anklage kommen wird. Nicht der deutsche Rechtsbeistand und ebenso wenig die tunesischen Anwälte in Diensten der Familie. „Wir warten weiterhin auf Gerechtigkeit“, sagt Ahlems Vater Mongi Dalhoumi. Am Freitag fand eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der toten Bonnerin und ihrer ebenfalls getöteten Cousine Ons im Haus der Vielfalt an der Brüdergasse statt.

Am 23. August 2014 waren die beiden mit fünf Freunden und Verwandten in einem Auto nahe der tunesischen Stadt Kasserine auf unwegsamer Straße unterwegs, als sie auf Polizisten stießen. Die Polizisten eröffneten aus bislang unbekannter Ursache das Feuer. Die 21-jährige Ahlem und ihre drei Jahre jüngere Cousine Ons wurden tödlich getroffen. Die Bonner Cousine Yasmin wurde durch eine Kugel in der Schulter verletzt. Der Fall wurde in Tunesien und Deutschland zum Politikum (der GA berichtete).

Bei der Gedenkfeier im Haus der Vielfalt fordern Menschenrechtler aus Tunesien Aufklärung. Ein Film fasst Aussagen von Zeugen zu jener Nacht zusammen. Sie berichten, dass die Polizisten unangekündigt das Feuer eröffnet hätten. 15 Minuten in Bildern, die versuchen, das Geschehene zu erklären. Tränen fließen. „Ich brauche diese Verhandlung, um zu verstehen, warum zwei Familien zerstört wurden“, sagt Mongi Dalhoumi. Sein Bonner Rechtsbeistand Michael Hakner sieht zumindest Ansätze geordneter Ermittlungen.

Zwei tatverdächtige Polizisten waren 2015 zwischenzeitlich festgenommen worden. „Es gibt Aufzeichnungen, wo die Beteiligten am Tatort gestanden haben sollen.“ Die Bonner Staatsanwaltschaft hat auf Anfrage der tunesischen Ermittlungsbehörden Zeugenaussagen deutscher Tatbeteiligter zur Verfügung gestellt und die Projektilteile aus der Schulter von Yasmin zugestellt. „Uns liegen entsprechende Rechtshilfeanträge vor“, bestätigte Oberstaatsanwalt Robin Faßbender dem GA.

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