Kein Anstieg der Pendler "Wir spüren noch keine Auswirkungen"

BONN · 7.31 Uhr zeigt die Uhr am Hauptbahnhof: Die Mittelrheinbahn nach Köln-Deutz fährt pünktlich ein, und ein großer Pulk Pendler mit Aktentaschen und Laptop-Rucksäcken macht sich zum Einsteigen bereit. Ein ganz schönes Gedränge. Ist das eine Folge der Nordbrücken-Sanierung? Pendlerin Klaudia Gerhardt schüttelt den Kopf.

"Nein, da ist kein Unterschied zu spüren. Das ist hier jeden Morgen so voll. Und jetzt muss ich leider auch gehen, sonst bekomme ich keinen Sitzplatz mehr", sagt die Poppelsdorferin, die in einer Kölner Unternehmensberatung arbeitet. Bernhard Christ, Leiter des Bahnhofsmanagements, teilt diese Einschätzung: "Bisher haben wir noch keine Auswirkungen durch eine Zunahme von Pendlern festgestellt - aber natürlich ist jetzt auch Ferienzeit."

"Ich fahre sowieso jeden Morgen mit der Bahn", lautet die häufigste Antwort. Die Befragten sind allesamt überzeugte Schienen-Pendler, denen es nicht nur ums "Strecke machen" geht, sondern auch darum, sich statt auf den Verkehr auf die Zeitung oder Büropapiere konzentrieren zu können. Wer in die Kölner Innenstadt muss, nennt außerdem das Parkplatzproblem als Grund dafür, warum er lieber mit der Bahn fährt.

Webdesignerin Ulrike Knichwitz aus Duisdorf ist ausnahmsweise privat unterwegs, um sich mit einer Freundin in Dortmund zu treffen. Doch auch im Berufsverkehr ist sie überzeugte Bahnnutzerin. Momentan allerdings wird es ihr verleidet, weil sie auf der neu eingerichteten Schienenersatzverkehr-Strecke zwischen Duisdorf und Witterschlick nicht wie sonst ihr Fahrrad mitnehmen kann. "Deshalb werde ich wohl kurzfristig nochmal aufs Auto umsteigen. Und die Nordbrückensanierung sehe ich da mit Schrecken - aus Duisdorf kommt man jetzt gerade gar nicht raus."

Was ist mit den Bahngästen, die aus dem Norden nach Bonn hereinfahren? Haben von ihnen einige das Auto bewusst stehen lassen? "Mich hat das Problem Nordbrücke nicht beeinflusst, ich fahre sowieso immer mit dem Zug", antwortet eine eilig vorbeihetzende Juristin aus Düsseldorf, die ihre Anschluss-Straßenbahn erwischen muss. "Aber von Gesprächen im Kollegenkreis weiß ich, dass es für einige Thema ist."

Im Wartehäuschen für den Flughafenbus steht Christian Werner, die Aktentasche zwischen den Füßen. Der Controller muss täglich zum Köln-Bonner Flughafen. Jetzt sieht er sich sechs nervigen Wochen gegenüber. "Gestern saß ich eine Stunde und zehn Minuten im Bus und die Tage davor im Auto ähnlich lang. Es staut sich tatsächlich zurück bis auf die Flughafenautobahn." Für die nächsten anderthalb Monate hat sich der junge Mann deshalb eine neue Strategie überlegt: "Ab morgen fahre ich wieder mit dem Auto, aber immer nur zu ganz ungewöhnlichen Zeiten."

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