Ärger um Areal des Paulusheims Wieder Streit um „Schumanns Höhe“ in Bonn

Endenich · Die SPD fürchtet um den Bau von Pflegeplätzen auf dem Areal des Ex-Paulusheims. Enttäuschung ruft vor allem der Park hervor. Politiker der Grünen, FDP und der CDU, sowie der Investor,Je weisen die Kritik jedoch zurück.

Die SPD hat die Entwicklung auf dem Gelände des ehemaligen Paulusheims an der Sebastianstraße erneut kritisiert. Nachdem zahlreiche geschützte Bäume gefällt und die Gebäude des früheren Pflegeheims, das zuletzt als Notunterkunft für Flüchtlinge diente, komplett abgerissen worden sind, befürchtet der für Endenich zuständige SPD-Ratsherr Herbert Spoelgen, dass von dem, was Politik und Verwaltung als Ziele für die Bebauung des Areals durch einen privaten Investor verabredet hatten, so gut wie nichts umgesetzt werde. Dem widersprechen CDU, Grüne und FDP als Bündnispartner der Jamaika-Ratskoalition sowie der Investor.

„Abgemacht war, etwa den Park für die Endenicher zu öffnen“, kritisiert Spoelgen. Doch von einem Park könne angesichts der Planung nicht mehr die Rede sein. Auch die Fassade des ältesten Gebäudeteils des Heimes sollte eigentlich erhalten werden. Spoelgen bezweifelt außerdem, dass in den Neubauten die ebenfalls geforderten Pflegeplätze für Senioren errichtet werden. „Der Investor hat sich in dem städtebaulichen Vertrag mit der Stadt dazu verpflichtet, 24 Pflegewohneinheiten herzustellen. In seinem Internetauftritt wird aber lediglich auf Miet- und Eigentumswohnungen mit Nutzungsmix hingewiesen; genaueres ist nicht aufgeführt“, so Spoelgen. Sollten die Pflegeplätze nicht realisiert werden, gebe es kein Pflegeheim mehr in Endenich, so der SPD-Politiker.

Hintergrund: Die Instone Real Estate Development GmbH – damals noch formart GmbH & Co. KG – hat das rund 25 000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Alfred-Bucherer-Straße und Sebastianstraße im August 2014 von dem damaligen Träger des Seniorenpflegeheims, eine Gesellschaft der Alexianer-Brüdergemeinschaft erworben. Die Alexianer hatten trotz des erbitterten Widerstands vieler Angehöriger der Bewohner den Pflegebetrieb in Endenich gleich neben dem denkmalgeschützten Schumannhaus eingestellt und in einen Neubau nach Troisdorf verlagert. Nun soll an der Stelle 210 Wohnungen, davon 130 Eigentumswohnungen errichtet werden. Mit ihrer Forderung, an dem Standort auch ein neues Pflegeheim zu errichten, konnte sich eine Bürgerinitiative nicht durchsetzen. 400 Menschen sollen einmal in dem neuen Stadtquartier „Schumanns Höhe“ ein neues Zuhause finden. Im Internet werden die Wohnungen bereits zum Kauf angepriesen: Die Preise liegen zwischen rund 330 000 Euro (Zwei Zimmer, ca. 65 Quadratmeter) und rund 540 000 Euro (Vier Zimmer, ca. 115 Quadratmeter).

Kritik wird zurückgewiesen

„Das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans war ein Prozess, der im intensiven Austausch mit den Bürgern erfolgte“, so der CDU-Planungsexperte Bert Moll, zu den Vorwürfen Spoelgens. „Es wäre vermessen gewesen, zu erwarten, dass die von den politischen Vertretern aller Parteien zu Beginn des Verfahrens geäußerten Vorstellungen eins zu eins ohne Veränderung am Ende des Planungsprozesses als Ergebnis stehen würden.“ Die Parteien hätten Zugeständnisse machen müssen. Allerdings verpflichte der städtebauliche Vertrag den Investor zum Bau von Wohnungen unter anderem für einen quartiersbezogenen Pflegeverbund, sagte Moll.

Der Endenicher Grünen-Ratsherr Rolf Beu ist über die Kritik Spoelgen erbost: Zum einen gebe es mit dem Residenz Ambiente nach wie vor ein Pflegeheim in Endenich. Zum anderen werde das Gelände mit Fußwegen zwischen der Sebastian- und Alfred-Bucherer-Straße erstmalig für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Weil die Fassade des Altbaus zu marode gewesen sei, habe sie abgerissen werden müssen. Der Investor werde sie neu aufbauen und in den architektonischen Ursprungszustand versetzen, versicherte Beu. Frank Thomas (FDP) warf Spoelgen vor, Politikverdrossenheit zu fördern. Die SPD beklage einerseits, die Koalition kümmere sich zu wenig um Wohnungsbau, jetzt entstehe ein neues Wohngebiet, und trotzdem übe die SPD Kritik.

Stefan Dahlmanns, NRW-Niederlassungsleiter von Instone Real Estate GmbH, erklärte auf GA-Anfrage: „Die Befürchtungen der SPD sind unbegründet.“ Sein Unternehmen halte sich an alle Vereinbarungen, die im städtebaulichen Vertrag getroffen worden seien. Dementsprechend werde es Wohneinheiten geben, die speziell auch auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet seien. „In einem von drei Bauabschnitten ist darüber hinaus das Wohnen in selbstbestimmten Pflegewohngruppen mit 24-Stunden-Betreuung sowie eine Einrichtung zur Tagespflege geplant.“ Diesbezüglich befinde sich Instone noch in Gesprächen mit möglichen Betreibern. Die Bitte des GA, eine im Verkaufsexposé visualisierte Ansicht des künftigen Stadtquartiers veröffentlichen zu dürfen, lehnte das Unternehmen ab. Es gebe noch kein offizielles Pressebild, hieß es.

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