Ingenieurbüro stellt Gutachten vor Wie kann die Parksituation auf dem Venusberg verbessert werden?

Venusberg · Ein Ingenieurbüro empfiehlt nun ein Anwohnerparkrecht sowie kostenpflichtiges Parken. Die Anwohnerinitiative sieht die Vorschläge mit gemischten Gefühlen.

Wer mit dem Auto auf den Venusberg fährt, weiß seit vielen Jahren, dass es schwer sein wird, dort einen Parkplatz im Wohngebiet zu finden. Auch wenn das Universitätsklinikum mit dem Bau neuer Parkhäuser reagierte, damit Mitarbeiter und Patienten ihre Autos abstellen können, spricht ein Gutachten des Ingenieurbüros Runge IVP von „teilweise chaotischen Zuständen“ im Bereich des ruhenden Verkehrs: „Die Situation wird zusätzlich durch die isolierte Lage auf dem Venusberg verschärft, da ein Ausweichen auf benachbarte Gebiete kaum möglich ist.“

Damit haben es die Politiker und städtischen Planer nun schwarz auf weiß, dass Handlungsbedarf besteht. Und das Düsseldorfer Ingenieurbüro für integrierte Verkehrsplanung gibt auch Ratschläge, wie man die Sache in den Griff bekommen kann – nämlich mit einer Reduzierung des Parkangebots und einer konsequenten Bewirtschaftung des Venusbergs durch Anwohnerparkrecht, Parkscheibenregelung und kostenpflichtiges Parken

Die Idee: 150 Parkplätze weg, Parkgebühr auf 1,50 Euro/h

Dabei sollen im ersten Schritt etwa 150 Parkplätze im Ort wegfallen, was 18 Prozent des gesamten Angebots entspreche. „Die Deckung des Parkraumbedarfs, trotz der geringeren Anzahl an Parkständen, kann durch die Verdrängung der gebietsfremden Langzeitparker (Beschäftigte, Patienten) gewährleistet werden, für die es zukünftig im öffentlichen Straßenraum grundsätzlich keinen Parkraum mehr geben wird“, sagen die Gutachter. Das funktioniere über die Beschränkung der Parkdauer. Und die Parkgebühren sollten höher sein als in den UKB-Parkhäusern – vorgeschlagen werden 1,50 Euro pro Stunde (Tagesticket zehn Euro).

Die Anwohnerinitiative Venusberg (AIV) sieht das alles mit gemischten Gefühlen. Sie steht einem professionellen Parkraummanagement des öffentlichen Raumes prinzipiell sehr positiv gegenüber, erklären deren Mitglieder Barbara und Jürgen Dreymann. Denn das Zurückdrängen des Dauerparkens von Beschäftigten und Patienten sei mehr als überfällig, um die aktuell unzumutbare Parksituation zu verbessern.

Allerdings halten sie die Streichung von Parkmöglichkeiten für die Anwohner der Sigmund-Freud-Straße und ihren Stichstraßen für unverhältnismäßig. Das müsse im Konzept nachgebessert werden, weil sonst „ohne Not“ die genutzten Parkflächen substanziell reduziert würden.

Die Gutachter weisen auf weitere Erkenntnisse hin: Das Reduzieren von Parkflächen erhöhe die Verkehrssicherheit auf dem Venusberg und erhöhe die Aufenthaltsqualität für die Bürger. Das Konzept behandele die Bewohner bevorzugt, helfe auch Kurzparkern, treffe aber größtenteils die Uni-Beschäftigten. Dem Klinikum empfehlen sie, den Beschäftigten die Fahrt mit dem Privat-Kfz unattraktiv zu machen, indem sie die Zahl der Parkausweise verringert und die eigenen Parkgebühren erhöht.

Anwohner befürchten "Rennstrecke"

Aber schließlich, so die IVP-Experten, sei der Erfolg eines solchen Parkraumkonzepts maßgeblich von der Überwachung und Sanktionierung abhängig. Das sei die wesentliche Stellschraube. „Werden Kontrollen nicht konsequent durchgeführt, wird kein Rückgang an gebietsfremden Langzeitparkern zu verzeichnen sein und sich die Lage im Untersuchungsgebiet nicht verbessern“, heißt es. Mindestens zweimal pro Tag sollten die Kontrollen von je zwei bis vier Stunden stattfinden. Das benötige aber 1,5 neue Stellen im städtischen Ordnungsdienst.

Die Initiative der Anwohner hat aus ihrer Sicht allerdings weitere Anmerkungen. Sie hat den Verdacht, dass die Streichung von Anwohner-Parkmöglichkeiten an der Sigmund-Freud-Straße zu einer Beschleunigung des Verkehrs auf dieser Straße führen soll. Die zulässige Geschwindigkeit dort beträgt Tempo 30 – und die Straße „sollte keinesfalls zu einer Rennstrecke durch das Quartier ausgebaut werden“, so die Initiative.

Eine Beschleunigung sei auch nicht nötig, weil fast ausschließlich die Taxis zu Störungen des Verkehrsflusses führen würden, wenn sie Wendemanöver auf der Siegmund-Freud-Straße machen. Dies passiere immer dann, wenn sie Patienten vom Gelände des Klinikums aufnehmen müssen. Und überhaupt: Eine Untersuchung über nur zwei Tage durch die Gutachter kann aus ihrer Sicht keine repräsentativen Ergebnisse bringen. Die Schlüsse seien daher als sehr vereinfacht einzustufen.

In einer Bürgerinformation soll die Parkraum-Untersuchung vor den Herbstferien der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der genaue Termin wird bekannt gegeben, wenn die Bezirksvertretung Bonn am 9. September dem Vorschlag zugestimmt hat.

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