GA-Serie Bonn baut Wie in Lessenich ein Wohnquartier für 70 Familien entsteht

Lessenich · Auf dem früheren Areal von Steinbach & Schäfer entstehen Eigenheime, Mehrfamilienhäuser und ein Kindergarten. Für den Bauträger ist das Lessenicher Projekt das erste in Bonn.

Die Baustraße führt in das 150 Meter lange Baugebiet. Dort stehen Kristina Freund und Hendrik Marcial mit dem Gestaltungsplan des künftigen Wohnquartiers.

Die Baustraße führt in das 150 Meter lange Baugebiet. Dort stehen Kristina Freund und Hendrik Marcial mit dem Gestaltungsplan des künftigen Wohnquartiers.

Foto: Benjamin Westhoff

Hier war einmal eine der ersten Adressen für Autos in Bonn, jetzt soll es für 70 Familien zur neuen Adresse werden: Das frühere Gelände von Steinbach & Schäfer an der Bahnhofstraße ist nicht mehr wiederzuerkennen. Der Verkaufsraum und die Lagerhallen des Autohauses sind abgebrochen, der Asphalt der großen Parkflächen entfernt – und dadurch werden erst die Dimensionen des Grundstücks deutlich, das früher ungenutzt war.

12.300 Quadratmeter groß ist das Baugebiet, das entspricht etwa zwei Fußballfeldern. Derzeit läuft die Bauvorbereitung auf dem bis zu 150 Meter tiefen Grundstück, Ende März soll die Baustraße asphaltiert werden. Danach rückt schweres Gerät an, zuerst werden die Einfamilienhäuser im hinteren Teil des Grundstücks errichtet (Fertigstellung ab Sommer 2018), ein halbes Jahr später die fünf Mehrfamilienhäuser im vorderen Areal an der Bahnhofstraße (Fertigstellung bis Frühjahr 2019). „Wenn dann beides im Bau ist, dann rappelt's hier“, sagt der technische Leiter Thomas Panskus. Dann werden 50 bis 100 Fachleute an den einzelnen Gewerken arbeiten. Etliche Aufträge sollen auch an Bonner Handwerksbetriebe gegangen sein.

Doch bis es so weit war, gehörte Geduld zu den obersten Tugenden des Investors. 2012 hatte die Paeschke GmbH aus Langenfeld das Areal gekauft und gleich ein Planungsbüro mit der Entwicklung beauftragt. Der Bebauungsplan musste geändert werden, dabei erwies sich die Nähe zum Alten Bach als problematisch, denn das Gewässer könnte bei extremem Starkregen über die Ufer treten. Es erfolgte ein langwieriges Verfahren, zu dem Verkaufsleiter Hendrik Marcial heute sagt: „Da ging es bei den Höhen um Zentimeter, damit im Fall der Fälle kein Wasser in die Häuser und Tiefgaragen eindringt.“ Auch wurde vereinbart, dass der Investor ein Rückhaltebecken hinter der sogenannten Gänsewiese baut, die selbst nicht zum Baugebiet gehört. Zeitlich hat der Hochwasserschutz die Planung insgesamt zurückgeworfen.

Damit nicht genug: Anwohner beschwerten sich und sammelten 265 Unterschriften vorwiegend gegen die Höhe der Häuser an der Bahnhofstraße. Der Investor reduzierte sie auf zwei Etagen plus Staffelgeschoss. Dass auch Bäume gerodet wurden, brachte Nachbarn auf den Plan. Vergebens. Firmenchef Gernot Paeschke, der sonst meist im Speckgürtel von Köln und Düsseldorf Wohnungsbau betreibt, musste lernen, dass der Bonner ungern einem Streit aus dem Weg geht, wenn es um seine Interessen geht.

Fünf Jahre später: Das Baugebiet steht auf dem Papier, die Vermarktung der Immobilien beginnt, die Situation ist offenbar wieder befriedet. „Wir haben im Vorfeld unsere vorgemerkten Kunden angeschrieben und festgestellt, dass die Nachfrage sehr groß ist“, sagt Verkaufsleiter Hendrik Marcial. Für ihn kein Wunder: Bonn ist eine Zuzugsregion, das Baugebiet liegt ruhig und in familienfreundlichem Umfeld, ist dennoch zentral und durch die S-Bahnlinie nach Bonn gut angebunden. „Lessenich hat uns einfach begeistert“, schwärmt Marcial. Der Standort sei sehr gefragt. Und Bonn habe sich positiv entwickelt. Nach Ende der Bauarbeiten wird die Bahnhofstraße zur Tempo-30-Straße erklärt, die neue Straße ins Wohngebiet wird „Brigitte-Schröder-Straße“ heißen.

Wer hier eines der 21 Eigenheime schlüsselfertig erwerben will, muss allerdings gut bei Kasse sein: Von 460.000 Euro für ein Reihenmittelhaus bis zu 500.000 Euro für eine Doppelhaushälfte reicht die Preisspanne. Dafür gibt's dann fünf Zimmer, Keller, Klinker, eine Garage, Fußbodenheizung und Dreischeiben-Isolierung.

Bei den Mehrfamilienhäusern verhält sich das etwas anders: Von den rund 40 geplanten Neubauwohnungen werden voraussichtlich etwa 20 vermietet werden, 18 davon sind öffentlich gefördert. Das bedeutet: Wenn dort Mieter einziehen, die einen Wohnberechtigungsschein haben, wird für sie eine Kaltmiete von 6,25 Euro pro Quadratmeter aufgerufen.

20 verschiedene Baustellen hat die Paeschke GmbH derzeit, insgesamt seien gerade 700 bis 800 Immobilien im Bau. Insofern ist Lessenich für den Investor ein Baugebiet mittlerer Größe. Allerdings sei das erste Projekt in Bonn für das Unternehmen etwas Besonderes, über das man sich sehr freue. Es genieße mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 22 Millionen Euro deshalb einen besonderen Stellenwert.

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