Auszeichnung für einen Bonner Wie ein Nobelpreis

Bonn · Der Bonner Dietrich Jelden erhält die höchste Auszeichnung der Weltnaturschutz-Union. Der Preis ist eine Art Naturschutz-Nobelpreis.

 Dietrich Jelden zeigt einen vom Zoll beschlagnahmten Stoßzahn und Tierpräparate.

Dietrich Jelden zeigt einen vom Zoll beschlagnahmten Stoßzahn und Tierpräparate.

Foto: Ronald Friese

Ob es um den Schutz von Elefanten in Afrika, Vikunjas in den Anden oder Schraubenziegen in Pakistan geht – die fachliche Einschätzung von Dietrich Jelden ist an vielen Orten dieser Welt gefragt. Er gilt in der Artenschutz-szene als ausgewiesener Fachmann für die Rettung von bedrohten Tierarten, als Berater für die Armutsbekämpfung bei indigenen Völkern und als Experte zur Unterbindung von Tierhandel, Wilderei und Schmuggel.

Für seine langjährigen Verdienste um den Artenschutz wird Jelden am kommenden Montag die höchste Auszeichnung der Weltnaturschutz-Union (IUCN) erhalten, den SSC Chair's Citation of Excellence Award.

Bislang noch keinem Deutschen zuteil geworden

Diese Ehre ist bislang noch keinem Deutschen zuteil geworden. Dieser Preis gilt in der Fachwelt als eine Art Naturschutz-Nobelpreis. Ist er darauf stolz? „Ja, ich fühle mich sehr geehrt“, sagt er ruhig und bescheiden. Die Auszeichnung wird Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, anlässlich der Verabschiedung Jeldens in den Ruhestand übergeben. Jelden, der 32 Jahre lang für verschiedene Bundesbehörden tätig war, hat am Dienstag seinen letzten Arbeitstag im Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn. Dort leitet er die Artenschutzabteilung.

Aber die Büroarbeit ist nur ein Teil seiner Betätigungsfelder. Jelden war für viele Projekte und Aufgaben außerhalb des BfN abgeordnet. „Ich war als Experte für die Weltnaturschutz-Organisation und Berater der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit in vielen Ländern dieser Welt unterwegs. Dass mir diese Einsätze möglich waren, dafür bin ich dem BfN sehr dankbar“, sagte Jelden im Gespräch mit dem GA.

Jeldens Augenmerk lag stets auf der Vernetzung verschiedener Interessen. Meistens drehte es sich um die Frage: Wie kann man Tierarten schützen, aber auch gleichzeitig nutzen – und zwar für die Existenzsicherung einheimischer Bevölkerungsgruppen.

Management-System für Krokodile

Ein Beispiel: Mitte der 1990er Jahre gab es ein Problem im Wildschutzgebiet Selous in Tansania. Krokodile bedrohten Einheimische und deren Vieh. Viele Tote waren zu beklagen. „Wir mussten eine Lösung finden, um den Bestand der Tiere zu sichern, aber auch die Sicherheit der Dorfbewohner zu gewährleisten“, berichtete Jelden.

Mit Hilfe örtlicher Verbände ist es Jelden und seinen Helfern gelungen, ein Management-System zu entwickeln, wonach ein legaler Abschuss der Tiere genehmigt wurde und die Bewohner die Krokodile verwerten durften. Ähnliche Projekte hat er in Burkina Faso, Kambodscha, Vietnam, Kolumbien und Niger umgesetzt.

Welcher Aufgabe hätte sich Jelden gerne noch verstärkt gewidmet? „Der Bekämpfung der Wilderei und des Tierschmuggels. Das bleibt eine Aufgabe der nahen Zukunft. Dafür müsste aber die Bundesregierung mehr Geld und mehr Personal zur Verfügung stellen, damit ein engmaschigeres Kontrollsystem zum Beispiel an den Flughäfen eingerichtet werden kann“, so Jelden, der sich mittelfristig für ein europaweites Einfuhrverbot ausspricht.

Er wird auch nach seiner Verabschiedung aktiv bleiben. Er will als Berater für Verbände und Institutionen arbeiten. Und in seiner Freizeit will er seinen Lieblingsnaturraum in Deutschland noch besser kennenlernen: die Eifel, „eine der letzten natürlichen Landschaften Deutschlands“.

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