Diskussion um Entsorgungspläne Widerstand gegen Klärschlammofen in der MVA

Bonn · Nachdem sich die SPD bereits ausschließlich für eine „Bonner Lösung“ ausgesprochen hat, mehren sich auch bei den Grünen die Stimmen gegen eine große Lösung an der MVA.

Im Aufsichtsrat der Müllverbrennungsanlage (MVA) haben auch alle Vertreter der Ratsfraktionen für den Bau eines Klärschlammofens zur Verbrennung von bis zu 35.000 Tonnen Klärschlämme aus Bonn, der Region und dem nördlichen Rheinland-Pfalz auf dem Areal der MVA am Dickobskreuz in der Weststadt votiert. Jetzt bröckelt die Front der Befürworter im politischen Raum.

Die SPD hat bereits öffentlich bekundet, sie stehe nunmehr ausschließlich für eine „Bonner Lösung“ zur Verfügung. Und auch bei den Grünen, die mit CDU und FDP die Ratsmehrheit bilden, mehren sich die Stimmen gegen eine große Lösung an der MVA. Nach dem Endenicher Stadtverordneten und Planungsausschussvorsitzenden Rolf Beu hat sich nun auch seine Ratsfraktionskollegin Brigitta Poppe öffentlich gegen den Klärschlammofen an der MVA ausgesprochen. „Und zwar in meiner Eigenschaft als Bezirksbürgermeisterin, nicht als Fraktionssprecherin“, betonte sie gegenüber dem GA. In der Ratsfraktion müsse das Thema noch diskutiert werden, eine Position stehe noch nicht fest.

„Mein Hauptargument ist, dass man in einer Umweltzone nicht noch eine weitere Immission zulassen darf“, erklärte Poppe. Auch bemängelte sie „Intransparenz“ hinsichtlich der Kostenentwicklung einer solchen Anlage an der MVA und der tatsächlichen Energieausbeutung.

Drei Varianten sind laut Stadt möglich

Wie berichtet, überlegt die Stadt Bonn derzeit, wie sie einer gesetzlichen Änderung der Klärschlammverordnung begegnet, die ab 2029 die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlämmen vorschreibt. Der alte Klärschlammofen am Salierweg ist in die Jahre gekommen. Nach Auffassung der Stadt sind drei Varianten möglich:

  • Die aus Sicht der Stadt und MVA wirtschaftlichsten Lösung wäre einer großen Anlage an der MVA
  • Ein Neubau am bisherigen Standort Salierweg käme ebenfalls infrage, wobei allerdings lediglich die 8000 Tonnen Bonner Klärschlämme pro Jahr verbrannt werden könnten
  • Im Gespräch ist auch eine Beteiligung an einer neuen Großanlage im Rhein-Erft-Kreis mit kommunalen Partnern wie Köln.

Letztere Option dürfte aber so gut wie vom Tisch sein, denn Köln und Co. erwarten eine Entscheidung der Bundesstadt bis Oktober. Doch bis dahin wird der Rat sich noch nicht festlegen – das Thema haben die Fraktionen erst einmal vertagt.

"Ökologisch vertretbare Lösung erzielen"

„Wir nehmen es in Kauf, dass möglicherweise die Option für die Kooperation mit Köln und anderen Kommunen wegfällt“, sagte CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles dem GA. Die Stadt Bonn werde sich in dieser wichtigen Frage auf keinen Fall unter Druck setzen lassen. Grundsätzlich habe er Sympathie für die Lösung an der MVA, dafür sprächen allein die ökonomischen Argumente. „Wir müssen aber auch eine ökologisch vertretbare Lösung erzielen“, so Gilles, und dazu gebe es noch viele Sachfragen.

Ähnlich sieht es FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich. „Aus wirtschaftlichen Gründen neigen wir zu einem Neubau an der MVA.“ Allerdings sind auch für ihn die bisher vorliegenden Zahlen „nicht valide genug“. Für die Sorgen der Anwohner rund um die MVA vor steigender Verkehrsbelastung hat er Verständnis: „Die Verkehrsinfrastruktur spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung.“

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