Erstes Bonner Carecamp Wenn Patienten der Atem wegbleibt

Bonn · Vier in Bonn tätige außerklinische Intensivpflegedienste – Bennerscheidt, Wentland, Intensiver im Leben und die PuR GmbH – haben sich und ihre Arbeit beim ersten Bonner Carcamp um Basecamp präsentiert.

 Vorführung am Reanimationsdummy: Ilse Heinemann (von links), Nikolai Iljasov, und Sandra Hommer vom PuR Pflegedienst demonstrieren moderne Beatmungstechnik.

Vorführung am Reanimationsdummy: Ilse Heinemann (von links), Nikolai Iljasov, und Sandra Hommer vom PuR Pflegedienst demonstrieren moderne Beatmungstechnik.

Foto: Benjamin Westhoff

Sein Fahrradhelm nützte Günter Nellissen nichts: Seit einem Fahrradunfall im Jahr 2012 hat er eine schwere Querschnittslähmung und muss künstlich beatmet werden – mit einem Schlauch, der durch seinen Hals in die Lunge führt, ein sogenanntes Tracheostoma. Das wird den 66-Jährigen für den Rest seines Lebens begleiten, und deshalb ist er auf einen außerklinischen Intensivpflegedienst angewiesen. „Meine Lebensqualität besteht darin, weiterhin zu Hause leben zu können“, sagte er am Montag beim ersten Carecamp

Dorthin war er quasi als lebendes Beispiel aus Aachen angereist. „Wir möchten das Thema bekannter machen“, sagte Annett Geißler von Bennerscheidt. Zum einen in der Öffentlichkeit, zum anderen bei Mitarbeitern von ambulanten Pflegediensten, um ihnen die Angst vor einer Weiterbildung in Sachen Beatmung und Tracheostoma für die Intensivdienste zu nehmen.

Dort konnte man sich verschiedene Liegepositionen in Patientenbetten zeigen lassen oder den Wechsel des Beatmungsschlauchs üben – an Puppen natürlich. Die Notwendigkeit für diese Beatmung könne zeitlich begrenzt oder von Dauer sein, erklärte Marion Weber von Wentland. Nach Schlaganfällen, bei Krebswucherungen oder anderen Erkrankungen könnten Menschen Probleme mit der Atmung bekommen. Und es bestehe die Gefahr, dass der Schluckreflex nicht richtig funktioniert und der Speichel in die Luftröhre gelangt. Zudem waren kleine Rollenspiele zum Verhalten in der Pflege vorbereitet. Und in einem der Wohnwagen in der BaseCamp-Halle hatte der Pflegedienst „Intensiver im Leben“ ein Patientenzimmer vorbereitet, mit Beatmungs- und anderen Geräten.

Dort lag die Puppe „Max Mustermann“ und wurde betreut von Mitarbeiterin Lydia Sanduljak. Sie betreut in Zwölf-Stunden-Schichten Patienten in den Wohngruppen ihres Pflegedienstes. Das sei anders als im Krankenhaus, wo sie auch schon gearbeitet habe: „Dort schleust man Patienten durch und hat keine Gelegenheit, sie persönlich kennenzulernen.“ Anders in der Intensivpflege: „Je nachdem, welche Schicksalsschläge es gibt, muss man erst mal schlucken“, sagte sie. „Das Schöne ist der Prozess, den man sieht.“

Der erste Kongress ließ sich langsam an. Zu den wenigen Besuchern gehörte Hakim Bayarassou, seit einem halben Jahr Chefarzt unter anderem für Schlaf- und Beatmungsmedizin am Malteser Krankenhaus sowie Sprecher des Kölner Arbeitskreises für außerklinische Beatmung. Ihm liege die Verbesserung der Versorgungsstruktur für intensiv beatmete Menschen am Herzen, deshalb fand er den Kongress sehr sinnvoll. „Man muss zeigen, wie diese Menschen da draußen leben“, sagte er.

„Dafür muss man die Bevölkerung, aber auch die Ärzte sensibilisieren.“ Die Krankenhäuser bräuchten Abnehmer für Menschen wie Nellissen, die weiter intensiv beatmet werden müssen. Dem war bei der außerklinischen Intensivpflege besonders eines wichtig: „Ich schätze das Professionelle an der Arbeit.“ Darüber baue man Vertrauen auf, das auch soweit gehe, dass die Pfleger mit ihm in Urlaub fahren.

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