Sozialarbeit an Schulen Wenn Kinder Hilfe brauchen

BONN · Die Fortführung der Schulsozialarbeit ist bis Ende 2017 sichergestellt. Zuzug von Flüchtlingen vergrößert das Aufgabenfeld der Sozialarbeiter an den Schulen.

 Koordinatorin Renata Hesse (von l.) im Gespräch mit den Sozialarbeitern Deniz Düzel. Rafael Kösters, Wiltrud Derks und Anne Regniet.

Koordinatorin Renata Hesse (von l.) im Gespräch mit den Sozialarbeitern Deniz Düzel. Rafael Kösters, Wiltrud Derks und Anne Regniet.

Foto: Roland Kohls

Teamsitzung in der Anlaufstelle der Bonner Schulsozialarbeiter. Vier Fachkräfte aus verschiedenen Stadtteilen tauschen sich mit Koordinatorin Renata Hesse aus. "Wir sind froh, dass die Fortsetzung unserer auf Schulbezugsräume ausgerichteten Sozialarbeit bis Ende 2017 sichergestellt ist", blickt Hesse auf den Ratsbeschluss zurück, die Arbeit mit 25 Vollzeitstellen fortzuführen. Was aber ist zu tun im alltäglichen "Geschäft"?

"Anfangs haben wir uns nur mit Händen und Füßen mit der Familie verständigt"

Was tun mit Schulverweigerern, mit anscheinend desinteressierten Eltern, mit traumatisierten Flüchtlingskindern und den immer wieder auftauchenden Fällen von Mobbing, Bedrohung und Gewalt unter den Schülern? Wie ist es mit Problemfällen weitergegangen? Da berichtet Wiltrud Derks, zuständig in Tannenbusch, natürlich gerne von der erfreulichen Entwicklung der kleinen Alina aus Syrien. "Anfangs haben wir uns nur mit Händen und Füßen mit der Familie verständigt", schildert Derks die ersten Bonner Monate der Flüchtlinge vor zwei Jahren und die schwierige Kontaktaufnahme. Doch dann hätten die Eltern alle Beratungsangebote und Sprachkurse genutzt. Alina habe in der Elsa-Brändström-Grundschule gerne an der Projektarbeit teilgenommen. "Inzwischen geht sie mit gutem Erfolg auf die Freiherr-vom-Stein-Realschule", so Wiltrud Derks. Und die Freude am Integrationserfolg ist ihr anzusehen.

Auch bei Anne Regniet im Team Dransdorf und Endenich "klappt es super" - und zwar mit Hilfe von Besuchen in Familien, die von den Lehrern selbst nur schwer erreicht werden könnten. "Wenn wir da Vertrauen aufgebaut haben, ist für die Eltern die Hemmschwelle zur Schule plötzlich nicht mehr da", berichtet Regniet. Man könne so auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket aufmerksam machen, die vielen Familien zustünden.

So werde für die Kinder die Teilnahme an Klassenfahrten und Ausflügen oder am gemeinsamen Mittagessen in Schulen sowie die Beschaffung von Schulmaterial plötzlich möglich. Es gebe eigentlich niemanden, der sich den Hilfsangeboten verweigere. "Manche Familien sind zuerst einfach nur überlastet von der Flucht, von Sorgen um die Angehörigen in der Heimat oder von Angst vor der Zukunft," so Regniet.

Weiterhin für alle da

Ihr Kollege Rafael Kösters, zuständig für Hardtberg-West, pflichtet ihr bei. Enorm wichtig sei auch die geschlechtsspezifische Förderung der Kinder wie Gewaltpräventionsangebote für Jungen oder Selbstorganisationshilfen für die neuen Gymnasialschüler. "Und wir sind ja weiterhin für alle da, die Hilfen brauchen, nicht nur für die Flüchtlingskinder", betont Kösters.

Dem Team berichtet er vom Fall Marcel, der leider die Schule wechseln musste. Jetzt sei der Jugendliche zum Kontakthalten wieder bei seiner vorherigen Klasse und den Lehrern aufgetaucht. "Da sehen wir, dass da eine für Marcel wichtige menschliche Bindung entstanden ist, dass wir also in Kooperation mit den Lehrern gut gearbeitet haben."

Deniz Düzel, Sozialarbeiter in Bad Godesberg-Süd, fällt dank seiner türkischen und kurdischen Sprachkenntnissen die Kontaktaufnahme mit Flüchtlingen leichter als den Kollegen. Er berichtet vom syrischen Mädchen Aylin, das inzwischen bewundernswert stark mit den schrecklichen Erlebnissen auf der Flucht über die Balkanroute zurechtkomme. "Aylin sagt zu uns jetzt selbst: Behandelt mich bitte normal." Was auch den Eltern Kraft gebe, sich weiter zu integrieren. Frauen und Mädchen hätten im Integrationsprozess ohnehin die Schlüsselfunktion, ist Düzel sicher. "Wenn wir also die Mädchen und die Mütter mit unserem Angebot erreichen, dann erreichen wir die ganze Familie."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort