Verkehrsstatistik für 2018 Weniger Tote, aber mehr Unfallfluchten in Bonn

Bonn · Immer mehr Unfallverursacher fliehen von der Unfallstelle. Sie hinterlassen oft Blechschäden, doch auch Leichtverletzte lassen sie häufiger zurück.

Weniger Unfälle, weniger Verkehrstote, weniger Schwerverletzte: Es ist eine positive Statistik, die die Polizei am Mittwoch für Bonn, Königswinter, Bad Honnef sowie das linksrheinische Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises vorlegte. Allerdings verunglückten mehr Jugendliche im Straßenverkehr, außerdem flüchteten mehr Fahrer von Unfallorten. Für das Bonner Stadtgebiet fällt die Statistik gemischt aus.

Stadtgebiet Bonn:

Im Bonner Stadtgebiet gab es 2018 mit 4215 Unfällen 127 mehr als im Jahr zuvor. Das liegt vor allem an der Entwicklung im Bezirk Bonn: Dort ist die Zahl der Unfälle gestiegen – von 3292 auf 3425. Ähnlich sieht es in Bad Godesberg aus. Verzeichnete die Polizei dort 2017 insgesamt 967 Kollisionen, waren es vergangenes Jahr 1048. Erfreulicher sieht es auf dem Hardtberg (2017: 445/2018: 393) und in Beuel (2017: 741/2018: 727) aus. „Die meisten Unfälle passieren in der Stadt Bonn“, fasste Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa zusammen. Sie stellte die Statistik mit Gabriele Mälchers, Leiterin Direktion Verkehr, und deren Kollegen Thomas Giershausen vor. Dennoch seien die Zahlen bemerkenswert, „weil die Verkehrsdichte in Bonn zugenommen hat“.

Zum Vergleich: 2008 lebten 317 949 Menschen in Bonn, die in insgesamt 177 126 Autos unterwegs waren. 2017 waren es 325 490 Einwohner mit 250 104 zugelassenen Pkw. Zum 31. Dezember waren es 255 732 Autos, davon 102 000 Flottenfahrzeuge, zum Beispiel von Post oder Telekom.

Unfallopfer: 2018 verunglückten auf den Bonner Straßen 1497 Menschen – 62 weniger als 2017. Dabei zeichnet sich derselbe Trend wie bei den Unfällen ab: So waren auf den Straßen in Bonn (2017: 685/2018: 695) und Bad Godesberg (von 390 auf 408) mehr Menschen in Unfälle verwickelt, während die Zahlen in Beuel (von 309 auf 251) und auf dem Hardtberg (von 175 auf 143) sanken.

Verkehrstote: Die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2018 hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert. Von 13 Toten im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums im Jahr 2017 sank die Zahl auf sechs. Auf Bonner Straßen starben im vergangenen Jahr bei Unfällen zwei Fußgängerinnen und ein Radfahrer.

Die tödlichen Unfälle: Eine 25-jährige Fußgängerin ist am 29. September bei einem Unfall an der Kreuzung Mainzer Straße und Drachenburgstraße ums Leben gekommen. Weil er mit einem Taxi zusammenstieß, wurde ein Notarztwagen im Einsatz gegen einen Ampelmast und einen Baum geschleudert und erfasste die junge Frau. Am 4. September geriet ein 90-jähriger Radfahrer auf der Kasernenstraße ins Straucheln und stürzte auf den Gehweg. Laut Polizei touchierte er den Hinterreifen eines Linienbusses, der ihm entgegenkam und in Richtung Oxfordstraße fuhr. Wenige Tage später erlag er seinen Verletzungen.

Rad-, Motorrad- und Autofahrer: Auf Bonner Straßen verunglückten 2018 mehr Rad- und Motorrad-, aber weniger Autofahrer als 2017.

Kinder und Jugendliche: Die Zahl der Kinder, die 2018 in Unfälle verwickelt waren, ist in Bonn gestiegen – von 110 auf 139. In Bad Godesberg waren es 43 (2017: 32), auf dem Hardtberg 19 (2017: 12), in Beuel 14 (2017: 30) und in Bonn 63 (2017: 36). Ähnlich sieht es bei den 15- bis 17-Jährigen (Jugendliche) aus. Im Stadtgebiet waren 54 Jugendliche von Unfällen betroffen. Während in Beuel und Hardtberg die Zahl sank, stieg sie in Bonn (von 16 auf 22) und Bad Godesberg (von 10 auf 20) an.

Alkohol und Geschwindigkeit: In Bonn war ein 37-Jähriger mit 3,27 Promille in einen Unfall verwickelt. Die weibliche Statistik führt eine 42-Jährige an, die mit 2,91 Promille am Steuer saß. Den traurigen Rekord auf Bonner Straßen hält ein Fahrer, der in der 50er-Zone mit 102 km/h unterwegs war. Die Folge: 200 Euro Bußgeld, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot.

Unfallflucht: Immer mehr Fahrer entfernen sich in Bonn und der Region von Unfallorten, ohne sich um Verletzte und Schäden zu kümmern. So verzeichnete die Polizei 2018 mit 4478 Unfallfluchten 178 mehr als 2017. „Die meisten sind so genannte Parkplatzrempler“, sagte Mälchers. So ließen Fahrer seltener Schwerverletzte (von 22 auf 17), aber häufiger Leichtverletzte (von 166 auf 196) zurück, ohne sich um sie zu kümmern.

Rhein-Sieg-Kreis:

Auch im Rhein-Sieg-Kreis sind im vergangenen Jahr weniger Menschen in einen Unfall verwickelt worden als noch im Jahr zuvor. Der Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei erstreckt sich neben Bonn auch auf Königswinter, Bad Honnef, Rheinbach, Wachtberg, Swisttal Meckenheim, Bornheim und Alfter. Waren es 2017 noch 824 Verunglückte in den genannten Kommunen, so gab es ein Jahr später nur noch 787 Verunglückte. Auch die Gesamtzahl der meldepflichtigen Verkehrsunfälle in der Region ist rückläufig von 2032 (2017) auf 2003 (2018). Eine positive Entwicklung kann die Polizei auch für die Zahl der tödlichen Unfälle feststellen. Hier hat sich die Zahl von fünf auf drei im Kreis verringert. Gestiegen sind hingegen die Zahlen der verunglückten Jugendlichen, Radfahrer und Motorradfahrer.

Vorgebirge: Im Gegensatz zu den anderen Kommunen kamen in Bornheim mehr Menschen zu Schaden als noch im Vorjahr, auch zwei der tödlichen Unfälle ereigneten sich im Vorgebirge. Die Zahl der Verletzten in Bornheim stieg um 13 Prozent von 192 auf 216. Davon waren 18 Jugendliche (2017: 11), 48 junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 24 Jahren (2017: 28) sowie 31 Senioren (2017: 26). Die drei Altersgruppen waren im Vergleich zum Vorjahr häufiger in einen Unfall verwickelt. In Alfter wurden 45 Personen bei einem Unfall verletzt, 2017 waren es noch 70. Auch hier wurden mehr junge Erwachsene verletzt als noch im Vorjahr. Für den Radverkehr lässt sich eine positive Tendenz erkennen, so kamen weniger Radfahrer in Alfter und Bornheim zu Schaden. Gestiegen ist hingegen die Zahl der verunglückten Motorradfahrer in Alfter. Dort hat sich die Zahl der Verletzten um 50 Prozent von sechs auf neun erhöht.

Voreifel: In den Voreifel-Kommunen gab es deutlich weniger Verunglückte als noch in 2017: Rheinbach (100), Meckenheim (104), Wachtberg (63) und Swisttal (66). Vor allem in Swisttal und in Wachtberg kam es vermehrt zu Unfällen mit Kindern und Jugendlichen. So wurden in Swisttal zwei Kinder und sieben Jugendliche verletzt, in Wachtberg jeweils acht Kinder und acht Jugendliche. Dafür ging die Zahl der verunglückten jungen Erwachsenen in beiden Kommunen deutlich zurück. In allen vier Kommunen kamen jedoch mehr Senioren im Straßenverkehr zu Schaden als noch im Vorjahr: Meckenheim (21), Rheinbach (15) Swisttal (10) und Wachtberg (8). Auch im Süden des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises sind die Fahrradunfälle gestiegen. So kamen in Rheinbach 29, in Wachtberg 16, in Meckenheim 13 und in Swisttal zwölf Fahrradfahrer zu Schaden.

Siebengebirge: In Bad Honnef gab es mit 308 Unfällen mehr meldepflichtige Fälle als noch im Vorjahr, dabei verunglückten 84 Menschen. In Königswinter blieb die Zahl bei 343 Unfällen konstant, hier wurden 109 Personen verletzt. Davon waren acht Kinder, ein Jugendlicher, 15 junge Erwachsene, 51 Erwachsene und acht Senioren. In Niederdollendorf ereignete sich der dritte tödliche Unfall im Kreisgebiet. Ähnlich wie im gesamten Kreis sind auch in Königswinter mehr Jugendliche zu Schaden gekommen. Hier stieg die Zahl von einem Verletzten auf vier an. Auch Radfahrer wurden in beiden Städten häufiger verletzt (Königswinter: 25 und Bad Honnef: 23).

Tödliche Unfälle: Die Zahl der tödlichen Unfälle ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Drei der insgesamt sechs tödlichen Unfälle im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei ereigneten sich im Rhein-Sieg-Kreis. Dabei handelt es sich in allen drei Fällen um Senioren. So kam am 16. Februar 2018 ein 87-jähriger Fußgänger in Niederdollendorf ums Leben, als er vormittags auf der Heisterbacher Straße in Höhe der Kreissparkasse von einem Lkw erfasst und überrollt wurde. Der Mann wurde bei dem Unfall unter dem Sattelzug eingeklemmt. Der 87-Jährige verstarb im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. Nur einen Tag später ereignete sich in Bornheim ein ebenfalls tödlicher Unfall. Eine 88-Jährige Frau war mit ihrem Rollator an der Willmuthstraße in Sechtem unterwegs, als sie von einem einparkenden Auto erfasst wurde und stürzte. Die Frau wurde zunächst ins Krankenhaus gebracht und verstarb dort drei Tage später. Im Mai kam ein 69-Jähriger Radfahrer aus Sankt Augustin bei dem Zusammenstoß mit einem Pkw ums Leben. Der Radfahrer war am 18. Mai auf dem Zweigrabenweg in Richtung Hemmerich unterwegs, als er in Höhe des Sportplatzes nach links auf einen Feldweg abbiegen wollte und von einem überholenden Auto erfasst wurde. Der Mann erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen.

Unfallursachen: „Die Hauptursache von Unfällen sind überhöhte Geschwindigkeit, Drogen oder Alkohol, aber auch in zunehmenden Maße die Ablenkung durch Smartphones“, erklärt Gabriele Mälchers, Leiterin der Direktion Verkehr. Die Polizei hat daher auch in 2018 regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. In Bonn und der Region wurden 50.778 Geschwindigkeitsüberschreitungen geahndet (2017: 40.712). Die höhere Zahl kommt nach Angabe der Polizei vor allem dadurch zustande, dass 2018 wieder mehr Beamte für Kontrollen zur Verfügung standen, nachdem 2017 für die Weltklimakonferenz und das G 20-Treffen in Bonn zahlreiche Beamte abgestellt waren.

In Königswinter und Meckenheim wurden Spitzenwerte bei Tempodelikten festgestellt. In Königswinter wurde eine Geschwindigkeit von 141 Kilometern pro Stunde in einer 50er-Zone gemessen. In Meckenheim fuhr ein Autofahrer statt erlaubten 70 Stundenkilometern 145. Beide Fahrer mussten ein Bußgeld von 600 Euro zahlen. In Alfter und Bornheim wurden zudem die höchsten Blutalkoholkonzentrationen von 3,31 und 3,27 Promille gemessen.

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