Treuhandfonds für Nutzpflanzenvielfalt Weltweite Saatgutbank wird von Bonn aus verwaltet

BONN · Reis ist nicht gleich Reis. Weltweit gibt es mehr als 100.000 verschiedene Sorten, und eine von ihnen ist wahrscheinlich resistent gegen eine Krankheit, die in Zukunft die Ernährung der Menschheit gefährden kann. In einem frostigen Stollen in Spitzbergen lagern deshalb bereits 760.000 genetische Muster von Nutzpflanzen aus aller Welt. Für immer. Eine Sicherheitskopie der Artenvielfalt. Verwaltet wird diese Saatgutbank vom Globalen Treuhandfonds für Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust), der am Mittwoch offiziell seinen neuen Sitz in Bonn eröffnet hat.

 "Der Erhalt von Biodiversität ist überlebenswichtig", sagt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gestern in Bonn.

"Der Erhalt von Biodiversität ist überlebenswichtig", sagt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gestern in Bonn.

Foto: Frommann

Exekutivdirektorin Marie Haga leitet eine "kleine Organisation mit großer Aufgabe": Es gehe darum, künftig genug Nahrung für immer mehr Menschen zu produzieren, und das bei weniger Wasser-, Flächen- und Energieverbrauch unter den erschwerten Bedingungen des Klimawandels. Haga ist zu Beginn des Jahres mit 21 Mitarbeitern von Rom aus ins Bonner Bundeshaus gezogen. Hier in der ehemaligen Pädagogischen Akademie, wo erst der Parlamentarische Rat, dann der Bundesrat tagte, hat der Fonds jetzt sein dauerhaftes Zuhause gefunden - und das zehn Jahre lang mietfrei.

"Der Erhalt von Biodiversität ist überlebenswichtig", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gestern in Bonn. Am Internationalen Tag der Artenvielfalt sprach sich die Ministerin gegen "eine Patentierung von gezüchteten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen" aus.

Der freie Zugang zu Saatgut ist auch eines der Ziele, die sich der Global Trust auf die Fahnen geschrieben hat. Denn die Bauern weltweit sollen selbst entscheiden können, welche Pflanzen sie anbauen. Die Zeit drängt. Marie Haga verdeutlichte, dass in den vergangenen 100 Jahren bereits drei Viertel der Kulturpflanzen unwiederbringlich verloren gegangen sind. Die meisten der verbliebenen Arten dauerhaft zu sichern, würde nach Berechnungen ihrer Mitarbeiter rund 500 Millionen US-Dollar kosten - "so viel wie einer von zwölf Austragungsorten der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien".

Das Land NRW hat, ebenso wie der Bund, die Ansiedlung des Fonds für Nutzpflanzenvielfalt unterstützt. Staatssekretär Marc Jan Eumann sagte, auch das Land profitiere von einer weiteren Stärkung Bonns als internationaler Standort für nachhaltige Entwicklung. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch begrüßte die Mitarbeiter des Fonds in der "großen Familie der Nachhaltigkeit". Sie wurden freundlich empfangen. Die Deutschen seien zwar bürokratisch, aber auch sehr warmherzig, sagte Haga.

Weitere Informationen unter www.croptrust.org

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