„Weniger ist mehr“ Weihnachtsgruß der christlichen Kirchen an die Bonner

Bonn. · Die Botschaft von Stadtdechant Wolfgang Picken und Superintendent Eckart Wüster an die Bonner lautet: Gott achtet auf das Kleine, nicht auf das XXL-Format. Der Blick auf die unscheinbaren Dinge soll geschärft werden.

 In Erwartung Jesu Geburt: Superintendent Eckart Wüster (l.) und Stadtdechant Wolfgang Picken.

In Erwartung Jesu Geburt: Superintendent Eckart Wüster (l.) und Stadtdechant Wolfgang Picken.

Foto: Barbara Ritter

Wie ist der Strohstern in den Weihnachtsbaum gekommen? Er erinnert an den Stall in Bethlehem. An den Stern über der Krippe wie an das Stroh in der Krippe. Aus etwas ziemlich Wertlosem wie einem geknickten, mit einem Faden zusammengebundenen Strohhalm wird ein Symbol für das Licht der Welt. Etwas unscheinbar Kleines, Ausgedroschenes, Ab-gedroschenes erhält einen hohen Wert.

Der Strohhalm entspricht der Lebenssituation vieler Menschen. Leer und hohl erfahren sie ihr Leben. In vielen Teilen der Welt, aber auch bei uns. Woran können sich Menschen klammern? Was gibt Hoffnung und Perspektive?

Gott macht sich klein, er wird ein Kind. Das ist die uralte Geschichte. Nicht das Große, das Pompöse, nicht die XXL-Ereignisse, sondern das Kleine, Unscheinbare, Zerbrechliche sieht Gott an. Welche Herausforderung für uns, denen es nicht groß und großartig genug sein kann!

Weniger ist nicht schlechter

Sich dem Druck nach immer mehr und immer größer zu widersetzen, ist alles andere als einfach in unserer Immer-weiter-Wachstumswelt. Und doch wird vielen klar, dass einfacher und weniger nicht automatisch schlechter ist. Manchen ist inzwischen ein Licht aufgegangen, dass wir mit dem Immer-mehr zum Beispiel den Klimawandel nicht in den Griff bekommen.

Weniger ist mehr. Der Strohhalm aus der Krippe, das nutzlose Zeug, wird als Strohstern zum Symbol für das Licht der Welt, das in dem kleinen Kind zu uns gekommen ist. Das Kind, in einem kleinen Winkel geboren, das bald nach seiner Geburt zu einem Flüchtlingskind werden wird, zu einem guten Stern, der unser Leben bescheint. Gott achtet das Kleine. Wenn wir uns auf seine Sichtweise einlassen, dann bedeutet Weihnachten: Wir können auch anders. Und auf einmal sind die Bedrohungen des Lebens, die Ängste und Probleme nicht einfach verschwunden, aber sie haben sich verändert. Sie beherrschen uns nicht mehr. Scheinbar Übermächtiges wird weniger wichtig – und unsere kleine Hoffnung auf Leben und Erfüllung wird groß. Wir wünschen Ihnen gesegnete Weihnachten,

Stadtdechant Pfarrer Dr. Wolfgang Picken und Superintendent Pfarrer Eckart Wüster

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