Vorläufige Einsatzbilanz veröffentlicht Bonner Polizei ermittelt nach sexueller Belästigung an Weiberfastnacht

Bonn · Die Bonner Polizei hat am Freitagmorgen ihre vorläufige Einsatzbilanz zu Weiberfastnacht veröffentlicht. Am Bertha-von-Suttner-Platz soll eine junge Frau sexuell belästigt worden sein. Auch im Rhein-Sieg-Kreis hatten die Einsatzkräfte viel zu tun.

 Die Bonner Polizei hat eine vorläufige Bilanz zu Weiberfastnacht gezogen.

Die Bonner Polizei hat eine vorläufige Bilanz zu Weiberfastnacht gezogen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Bonner Polizei hat am Freitagmorgen eine vorläufige Einsatzbilanz von Weiberfastnacht veröffentlicht. Demnach nahmen die Beamten neun Personen in Gewahrsam, die entweder betrunken waren, randaliert hatten oder einem der insgesamt 94 Platzverweise nicht nachgekommen waren.

Bis zum späten Donnerstagabend fertigten die Polizisten 36 Strafanzeigen, 20 davon wegen Körperverletzungsdelikten. Noch unklar ist, wer gegen 19 Uhr am Donnerbachtweg in Bornheim-Kardorf einen 16-Jährigen gegen den Hinterkopf getreten haben soll. Die Ermittlungen hierzu dauern an, der Jugendliche musste in ein Krankenhaus gefahren werden.

Sexuelle Belästigung am Bertha-von-Suttner-Platz in Bonn

Gegen 20 Uhr wurde nach Mitteilung der Polizei schließlich eine Schlägerei am Bertha-von-Suttner-Platz gemeldet. Auslöser: Eine junge Frau wurde in einem Schnellrestaurant „in sexuell bestimmter Weise körperlich berührt“. Der 21-jährige Tatverdächtige lief zunächst in Richtung Kennedybrücke davon, konnte aber von der Polizei gestellt werden. Er musste mit auf das Präsidium, gegen ihn wird nun wegen sexueller Belästigung ermittelt.

Der Rathaussturm in Beuel
80 Bilder

Der Rathaussturm in Beuel

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Die Bonner Polizei kontrollierte außerdem 35 Autofahrer, von denen fünf unter dem Einfluss von Alkohol und zwei unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln standen. Sechs von ihnen wurden Blutproben entnommen und Ermittlungsverfahren gegen die Fahrer eingeleitet.

Großeinsatz für die Polizei

Für die Polizei bedeutet Weiberfastnacht jedes Jahr einen Großeinsatz: Der Rathaussturm in Beuel ist noch voll im Gange, da versammeln sich bereits zig Jugendliche auf der großen Wiese am Rheinufer. Schnell sind es mehrere Hundert, die meisten haben Bier, Wein und vor allem Schnaps dabei. Mehr als 100 Polizeibeamte und zahlreiche Kräfte des städtischen Ordnungsamts sind ebenfalls schon da.

Gerd Peter, Leiter der Polizeiwache Ramersdorf, und seine Kollegin Silke Gremmler nehmen die Lage in Augenschein. „Das hier hat mit Karneval nicht viel zu tun“, sagt Peter, der seit vielen Jahren an Weiberfastnacht am Rheinufer unterwegs ist. „Ich nenne das unkontrolliertes Zuschütten mit Alkohol.“ Gremmler spricht eine Gruppe Schülerinnen an. Eine von ihnen, deutlich unter 18 und schon ziemlich angetrunken, hält eine Flasche Schnaps in der Hand. „Meine Eltern haben nichts dagegen, wenn ich Alkohol trinke“, sagt sie mit schwerer Stimme. Die Polizeibeamtin sagt nichts, aber ihre Miene spricht Bände. „Ausschütten“, befiehlt sie. „Das ist meine Flasche“, behauptet in dem Moment ein junger Mann. Gremmler zeigt sich unbeeindruckt. „Ausschütten“, wiederholt sie streng, und das Mädchen kommt der Aufforderung nach.

Mehr Jugendliche als im Vorjahr auf der Beueler Rheinwiese

In diesem Jahr sind es deutlich mehr Jugendliche als im Vorjahr, die sich auf der Wiese versammelt haben, schätzt Peter. Es dauert nicht lange, da kommen die ersten Rettungswagen angerast. Eine 19-Jährige hat sich offensichtlich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Die Rettungssanitäter verfrachten sie schnell in den Krankenwagen. Über Funk erfahren Peter und Gremmler von ersten Festnahmen. Ein Mann hat eine Schlägerei angezettelt und anschließend, als die Polizei dazukam, die Beamten beleidigt. Jetzt sitzt er in Polizeigewahrsam. „Wenn Alkohol fließt, steigt auch das Gewaltpotenzial“, weiß Peter.

Am Ufer macht wie all die Jahre der „Bonner Event Sprinter“ Halt, ein Stand der Ambulanten Suchthilfe und der Stadt Bonn, an dem Jugendliche Alkohol und Zigaretten gegen Mineralwasser, Süßigkeiten und Bananen tauschen können. Noch ist die Menge an Flaschen, die abgegeben wurde, überschaubar. Dafür kann man auf dem Rasen und den Wegen kaum noch treten, so viele Flaschen, vor allem zersplitterte, liegen dort bereits.  „Da muss man aufpassen, wenn man keine dicken Schuhsohlen hat“, warnt Peter.

Bis zum späten Nachmittag fiel die Bilanz der Polizei indes moderat aus: Gemeldet wurde bis dahin unter anderem ein kleiner Zwischenfall, als Jugendliche an der Haltestelle Ramersdorf die Türen der Bahn blockiert und auf diese Weise eine Auseinandersetzung mit dem Fahrer provoziert hatten. Als sie sich weigerten auszusteigen, riefen die Stadtwerke die Polizei. Laut Polizeisprecher Simon Rott wurden kurzzeitig zwei Kinder – vier und acht Jahre alt – vermisst. Sie konnten indes schnell wieder zu ihren Familien gebracht werden. Zudem schrieben die Ordnungskräfte einige Anzeige wegen Wildpinkelns. Eine Ordnungswidrigkeit, für die jeweils 40 Euro Strafe fällig werden.

Polizei in Hennef und Siegburg zufrieden mit Verlauf

Auch im Rhein-Sieg-Kreis startete der Höhepunkt des Straßenkarnevals überwiegend friedlich, wie die dortige Polizei am Abend mitteilte. Es habe bisher weniger Einsätze gegeben als im Vorjahr. Das liegt nach Ansicht der Polizei auch an „einer niedrigschwelligen Toleranz gegenüber aggressiven Personen und Personengruppen“. Der Einsatzleiter der Polizei, Lothar Kloß, zeigte sich mit dem bisherigen Verlauf des Karnevals sehr zufrieden: "Ich wünsche mir, dass nun in den Gaststätten und im Privaten friedlich weitergefeiert wird."

Vor allem auf dem Marktplatz in Siegburg und auf dem Adenauerplatz in Hennef feierten viele Jecke. Bis 18 Uhr habe es 52 Einsätze „mit Karnevalsbezug“ gegeben, meldete die Polizei. Die Beamten verteilten Platzverweise an 21 Personen, die betrunken Streit gesucht oder Feiernde belästigt hatten. Einige Randalierer erhielten sogar ein Aufenthaltsverbot, was bedeutet, dass sie bestimmte Karnevalsveranstaltungen in den kommenden Tagen nicht besuchen dürfen. 12 Betrunkene wurden zur Ausnüchterung in Gewahrsam genommen, weil sie entweder randalierten oder völlig hilflos waren. Außerdem wurden zehn Strafanzeigen wegen Körperverletzung gestellt. Ein Minderjähriger musste ins Krankenhaus gebracht werden, weil er bei einer Schlägerei am Kopf verletzt wurde.

Mehrere Männer in Hennef und Siegburg mussten in Gewahrsam

Für den ersten Karnevalseinsatz des Tages hatte ein betrunkener 44-Jähriger in Hennef um 11.50 Uhr gesorgt. Er war aus einem Supermarkt am Adenauerplatz hinausgeworfen worden, weil er randaliert hatte. Als er vor dem Eingang eine Glasflasche zerschlug, schritt die Security des Marktes nochmals ein, worauf der 44-Jährige einem der Sicherheitsleute ins Gesicht schlug. Einsatzkräfte der Polizei nahmen den Mann in Gewahrsam.

Ein 19-jähriger Troisdorfer bespuckte und beleidigte in Siegburg gegen 12.30 Uhr Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Die hinzugerufene Polizei nahm eine Anzeige wegen Beleidigung auf. Auch der 19-Jährige musste den Rest des Tages im Polizeigewahrsam verbringen, weil es, so die Polizei, um seine Einsicht alkoholbedingt nicht gut bestellt gewesen sei.

Ein 22-Jähriger aus Neunkirchen-Seelscheid fiel gegen 14.50 Uhr in Hennef auf, weil er Unterstützungskräfte der Bereitschaftspolizei aus Wuppertal mit einer täuschend echten Pistole bedrohte. Die Beamten rangen den Angetrunkenen zu Boden und brachten ihn in Polizeigewahrsam. Seine Anscheinswaffe wurde sichergestellt. Neben einem Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung wird geprüft, ob auch ein waffenrechtlicher Verstoß vorliegt.

Bei gezielten Verkehrskontrollen mussten sich rund 120 Fahrerinnen und Fahrer einer Kontrolle unterziehen. Einer von ihnen konnte keinen Führerschein vorzeigen. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ansonsten wurden kleinere Verstöße festgestellt, jedoch bisher keine Fahrerinnen oder Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss erwischt.

Einsatzbilanz der Rettungskräfte aus Köln

In Köln zogen die Einsatzkräfte am Morgen nach Weiberfastnacht eine positive Bilanz. Die Feuerwehr lobte vor allem „das respektvolle Auftreten der Jecken gegenüber den Rettungskräften“, heißt es in einer Mitteilung. Übergriffe gegen Rettungskräfte wurden nicht verzeichnet, trotz gestiegener Einsatzzahlen. Mehr als 2000 Notrufe habe es gegeben, der Rettungsdienst hatte 909 Einsätze zu verzeichnen. Den größten Einsatz hatte die Feuerwehr in Ehrenfeld. Hier kam eine Frau ums Leben, nachdem sie am Bahnhof von einem Zug erfasst wurde.

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