WCCB-Prozess in Bonn: Auch die Architektin ließ sich von Hyundai täuschen

BONN · WCCB-Prozess: Architektin schildert im Zeugenstand, wie der Name Hyundai auch sie täuschte. Zurück zu den Anfängen des World Conference Center Bonn (WCCB) hieß es am Dienstag vor der Bonner Wirtschaftsstrafkammer.

 Bei einem Besuch des damaligen Außenministers Frank Walter Steinmeier (Mitte) 2007 in Bonn erklären die WCCB-Projektbeteiligten Christoph Penderock (von links), Matthias Schultze, Arno Hübner, Evi Zwiebler und Young-Ho Hong das Modell.

Bei einem Besuch des damaligen Außenministers Frank Walter Steinmeier (Mitte) 2007 in Bonn erklären die WCCB-Projektbeteiligten Christoph Penderock (von links), Matthias Schultze, Arno Hübner, Evi Zwiebler und Young-Ho Hong das Modell.

Foto: Barbara Frommann

Als Zeugin im Prozess gegen Man-Ki Kim und Co. tritt die preisgekrönte Architektin und Uniprofessorin Ruth Berktold aus München auf. Sie hatte 2004 mit Partnerin Marion Wichter und dem Büro YES architecture die europaweite Ausschreibung der Stadt Bonn für das Kongresszentrum am Rhein gewonnen.

Glücklich und voller Erwartungen war sie damals angetreten, um das Projekt zu realisieren, erklärt die Architektin. Und als nach langer Suche im Sommer 2005 mit der Firma SMI Hyundai Corporation und Man-Ki Kim ein scheinbar potenter Investor gefunden schien, sei auch sie froh gewesen.

Zumal die Firma ihr nach langem Warten das von der Stadt ausgelobte Preisgeld von 40.000 Euro gezahlt habe. Sie war sicher, dass hinter der Firma ein finanzstarker Konzern stecke. Als sie im New Yorker Hafen die vielen Containerriesen mit dem Namen "Hyundai" sah, dachte sie sich: "Wahnsinn, die bauen ja auch Schiffe."

Bald war die Architektin ernüchtert, denn alles kam ganz anders als erwartet. Wie anders, das schildert die 44-Jährige vier Stunden lang dem Gericht, vor dem sich seit September Kim, seine ehemaligen Rechtsberater Ha-S. C. und Wolfditrich Thilo und der ehemalige städtische Berater Michael Thielbeer verantworten müssen. Ob die Angeklagten tatsächlich betrogen haben oder korrupt waren, dazu kann die Architektin nichts sagen. Aber was sie berichtet, beleuchtet die Vorgänge rund um den WCCB-Bau.

So froh sie zunächst über Kim als Investor war, so irritiert war sie, gar nicht mehr gefragt zu sein. Dabei habe sie sich, so Berktold, zunächst von SMI Hyundai gut behandelt gefühlt. Auch als sie sich eines Abends im Oktober 2005 mit C. und Bauchef Young-Ho Hong zum Essen traf. Dort habe sie eher scherzhaft gesagt, vielleicht könne sie ja mal für Hyundai Motors, Herzstück des tatsächlichen Konzerns, ein Autodesign entwerfen. Mal sehen, soll C. gesagt haben, erst mal müsse das mit dem Bonner Projekt gut klappen.

Niemand habe reagiert

Auch hier habe niemand der "Rede vom Konzern" widersprochen. Wenig später sei sie über nichts mehr informiert worden, auch nicht von der Stadt. Sie habe sich immer mehr gewundert über die Kompetenzen, die Hong erhalten habe: Vize-Präsident von SMI, Generalübernehmer des WCCB, Architekt. Sie habe die Stadt gewarnt: "Hong ist ja sein eigener Auftraggeber. Wer kontrolliert den eigentlich?" Aber niemand habe reagiert, und Hong habe offensichtlich nicht mit ihr zusammenarbeiten, sondern sie hinausdrängen wollen. Die Stadt habe Druck gemacht. Hübner habe regelrecht gedroht: "Wenn Sie sich nicht bald einigen, nehmen wir einen anderen Architekten."

Tatsächlich sei eines Tages ein Architekt bei ihr aufgetaucht, der sie beim Projekt habe ablösen wollen. "Aber der stand mit einem Bein wegen Bestechung im Knast. Das hätte die Stadt auch leicht im Internet feststellen können." Dann kam der 14. November 2005, an dem Kim sein Konzept den Fraktionsspitzen vorstellen sollte. "Und als Architektin habe ich endlich auch den Bauherrn kennenlernen wollen" - und das nur mit der Drohung geschafft, sie komme sonst nicht zur Präsentation. 20 Minuten vorher habe sie Kim treffen dürfen.

"Und nach einer Einführung durch die Oberbürgermeisterin hat er dann eine sehr schöne Präsentation mit sehr schönen Bildern vorgeführt", sagt Berktold ironisch. Wieder sei sie sicher gewesen, Hyundai Motors stehe dahinter, auch wenn das nie gesagt worden sei. Sie glaubt: Das haben damals alle gedacht.

Berktold sagt, sie habe das Projekt bis heute nicht aufgegeben, auch wenn sie in der neuen Ausschreibung der Stadt mit keinem Wort erwähnt werde. Dabei habe sie das Urheberrecht, und gekündigt worden sei ihr auch nie. Das habe sie auch OB Jürgen Nimptsch erklärt. Der habe ihr vor Monaten ein Gespräch zugesagt. Es blieb bei der Zusage. "Aber ich werde darum kämpfen", versichert sie.

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