Premiere im World Conference Center Bonn WCCB besteht Feuertaufe als Konzertsaal

Bonn · Bonns größter Skandalbau ist ein Jahr nach seiner Fertigstellung nun vorübergehend auch Spielstätte des Beethoven Orchesters. Musiker und Besucher sind am Sonntagabend beim ersten Konzert voll des Lobes.

Die „Wut über den verlorenen Groschen“, um es mit Beethoven zu sagen, ist bei vielen Bürgern noch nicht verraucht. Doch am Sonntagabend stand einmal nicht das Millionen-Desaster rund um World Conference Center Bonn (WCCB) im Mittelpunkt. Im einstigen Skandalbau der Stadt feierte das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates mit dem Beethoven Orchester sein 25-jähriges Bestehen und damit eine Premiere: Zwei Jahre lang ist das WCCB wegen der Sanierung der Beethovenhalle nun Ersatzspielstätte für das Beethoven Orchester.

Kaum sind die ersten Klänge auf der Bühne erklungen, nicken viele Zuhörer bereits zustimmend mit dem Kopf. Ja, das WCCB hat als Konzertsaal seine Feuertaufe bestanden, sagen viele von ihnen später in der Pause. Cellist Markus Rundel ist bereits vor Beginn des Konzerts euphorisch gestimmt. Am Tag zuvor haben er und seine Orchesterkollegen das erste Mal im eigens für den großen Saal angefertigten Konzertzimmer geprobt. Rundel ist mehr als positiv überrascht. „Man darf es ja kaum sagen, aber ich finde die Akustik besser als in der Beethovenhalle.“ Ins gleiche Horn stößt Christof Prick, Chefdirigent des Beethoven Orchesters. „Wir haben vor dem Konzert nur eine Probe gehabt, und ich bin froh, wie schön es klingt.“

Beethovenfest-Intendantin: Akustik etwas zu trocken

Sätze, die Orchester-Direktor Michael Horn mit Erleichterung hört. „Ich hatte der Stadt ja wegen der langen Lieferzeit damals empfohlen, auf den nachträglichen Einbau einer Nachhallanlage zu verzichten“. Wie sich jetzt zeigt, war diese Entscheidung richtig.

Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner zögert, als sie in der Pause nach ihrem Eindruck gefragt wird. „Ich muss mir erst das ganze Konzert anhören“, weicht sie zunächst aus. Doch dann sagt Wagner, die schließlich in den nächsten zwei Jahren mit ihrem Beethoven-Festival im WCCB zu Gast sein wird: „Sie können schreiben, mein erster Eindruck von der Akustik ist positiv. Allerdings ist sie noch ein wenig zu trocken. Da müsste nachgebessert werden.“

Ex-OB Jürgen Nimptsch, in dessen Ägide das WCCB fertigstellt und eingeweiht wurde, fasst es so zusammen: „Ich sitze, sehe und höre besser als in der Beethovenhalle.“ Für seinen Nachfolger Ashok Sridharan ist das WCCB, „ein würdiges Ausweichquartier für das Beethoven Orchester.“ Das WCCB als Konzerthaus werde so auch für alle Bürger öffentlich zugänglich. Das Ehepaar Frauke und Rainer Frank gehört zu diesen Bürgern. Die beiden sind von der Klangqualität im Saal und von der optischen Wirkung des Konzertzimmers hellauf begeistert. „Das ist schon toll hier“, sagt Frauke Frank, „aber es könnte etwas wärmer sein.“

Wie ihr geht es anscheinend vielen Besuchern. Die meisten lösen das Problem ganz pragmatisch und holen sich in der Pause ihre Mäntel zurück. „Da wird sicherlich nachjustiert“, verspricht Michael Tänzer von der städtischen Betreibergesellschaft. Für gehbehinderte Besucher ein Problem: Über die Haupteingänge zum Saal müssen Stufen überwunden werden. Tänzer zufolge gibt es zwar auch barrierefreie Zugänge, die müssen aber noch eigens ausgewiesen werden. Horn sagt dazu das, was ein Orchester-Direktor in dem Fall wohl immer zu sagen pflegt: „Das muss sich halt noch einspielen.“

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