Am Beispiel Bonn Diese Vor- und Nachteile hat das Wassersparen

Bonn · Neben Bereichen wie Ernährung, Transport und Energiegewinnung beschäftigt im Zuge des Klimaschutzes ein Thema viele Menschen besonders: der Wasserverbrauch. Wir zeigen am Beispiel Bonn, welche Auswirkungen das Sparen von Wasser auf die öffentliche Infrastruktur hätte.

 Symbolfoto.

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Foto: dpa/Lukas Schulze

136 Liter. So viel reines Trinkwasser wird in Bonn täglich über die öffentliche Wasserversorgung pro Kopf verbraucht, antworten die Stadtwerke Bonn (SWB) auf GA-Anfrage. Als Referenz wird dafür vom Betreiber der Bad Godesberger Stadtteil Heiderhof untersucht. Rechnet man Industrie, Gewerbe und Verwaltung in den Pro-Kopf-Verbrauch mit ein, landet man sogar bei 160 Litern. Rund zwei Drittel des Gesamtbedarfes von 21 Millionen Kubikmetern Wasser entfällt auf private Haushalte, ein Drittel auf gewerblichen Nutzen.

Wer von den Zahlen überrascht ist, fühlt sich jetzt vielleicht automatisch dazu verpflichtet, sie zu verringern. Auch die Hitzewellen in den jüngsten Sommern haben dem Thema mehr Raum in der Öffentlichkeit gegeben. Ob beim Duschen, Kochen oder Blumen gießen, überall gibt es mindestens ein kleines Sparpotenzial, das sich in Summe lohnen kann.

Woher kommt das Trinkwasser in Bonn und der Region?

Das Bonner Leitungswasser wird ausschließlich vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) geliefert, dem größten Wasserlieferanten der Region. Die drei Wassergewinnungsanlagen - die Wahnbachtalsperre, das Grundwasserwerk Hennefer Siegbogen und das Grundwasserwerk Meindorf - versorgen rund 800.000 Menschen.

Hat Wassersparen auch Nachteile?

Doch ist es eigentlich sinnvoll, wenn immer weniger Wasser durch die Leitungen fließt? Ist die öffentliche Infrastruktur darauf überhaupt eingestellt? Könnte die Trinkwasserqualität darunter leiden? Oder müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen?

Zumindest das letzte Szenario könnte sich der Bund für Umwelt und Naturschutz NRW (BUND) vorstellen. Der Kubikmeterpreis könne steigen, da bei den Wasserwerken viele Kosten unabhängig vom Verbrauch anfielen.

Nach Angaben der Stadt Bonn werde bei Planung und Betrieb von Wasserversorgungsanlagen ein bestimmtes Nutzerverhalten angenommen. Würde nun weniger Wasser verbraucht, könnte dies Einfluss auf die Durchströmung der Trinkwasserleitungen haben und somit auf den Austausch des Wassers.

„Um einer Vermehrung von Mikroorganismen sowie der Freisetzung von Werkstoffen der Leitungen in stagnierendem Wasser entgegenzuwirken, sollte jeder Verbraucher mindestens so viel Wasser nutzen, dass ein Austausch des Trinkwassers täglich oder spätestens alle drei Tage gewährleistet ist“, teilt das städtische Presseamt mit.

Keime in den Leitungen: Gefahr nur im eigenen Haushalt

Konkret bedeutet dies: In häuslichen Leitungen sollte Trinkwasser nicht stehen, sondern die Leitungen alle paar Tage „durchgespült“ werden, um Krankheitserregern keine Chance zu geben. Davor warnt auch der BUND: „Im Haushalt kann es zu Beeinträchtigungen durch Erwärmung und Abgabe von Materialien wie Metallen oder Plastikbestandteilen aus der Wasserleitung sowie Verkeimungsproblemen durch zu wenig Durchfluss und Stagnation in der Installation kommen.“ Für die öffentlichen Leitungen bestünde laut SWB jedoch keine Gefahr, da der Spitzendurchfluss nahezu unverändert bleibe.

Genauso wenig ist ein negativer Einfluss auf die Abwassernetze oder Kläranlagen zu befürchten. Das Bonner Kanalnetz sei zum größten Teil eine Mischwasserkanalisation. Das heißt: Regenwasser und Abwasser werden gemeinsam abtransportiert. Höchstens sogenannte Trockenwetterrinnen seien laut Stadt eine Maßnahme, über die man nachdenken müsste. Dadurch würde das Wasser schneller abfließen.

Die in die Kläranlagen eingeleitete Schmutzfracht hänge im Wesentlichen von der Einwohnerzahl ab, erklärt die Stadt, und nicht vom spezifischen Wasserverbrauch jedes Einzelnen. Der etwas geringere Energiebedarf für die Beförderung des Wassers sei kaum zu bemerken. Den Löwenanteil mache nämlich die eigentliche Behandlung und nicht der Transport des Abwassers aus. Unverändert blieben auch die Fixkosten für Personal und Betrieb.

Diese Vorteile hätte das Wassersparen

Wie der BUND dem GA auf Anfrage mitteilt, hätte ein geringerer Wasserverbrauch selbstverständlich positive Auswirkungen auf die Umwelt. Sowohl die Grundwasservorräte als auch das Wasservolumen in Talsperren und Flüssen würden geschont. Insbesondere Gewässerlebewesen und dem generellen Wasserhaushalt täte das gut, erklärt Paul Kröfges von der Nichtregierungsorganisation.

In Trockenzeiten würden die Vorräte in Form des Grundwassers und dessen, was in Talsperren gesammelt wird, länger reichen. Die Angst, dass uns das Wasser ansonsten kurzfristig ausgehen würde, nehmen die Betreiber der WTV jedoch schnell. Auf der Webseite heißt es: „Das bewilligte Wasserrecht zur Entnahme von Wasser für die Trinkwasserversorgung in Höhe von 28 Millionen Kubikmeter pro Jahr reicht, um auch in einem „Doppeltrockenjahr" ausreichend Wasser für eine gesicherte Trinkwasserversorgung zur Verfügung stellen zu können.“

Diese Vorräte stünden nicht nur der Natur, sondern auch anderen Nutzern wie der Landwirtschaft zur Verfügung. Letztere nimmt der BUND jedoch in die Verantwortung, ihren Teil zum Umweltschutz beizutragen. „Auch hier wären Maßnahmen zur Reduzierung aus Gründen der Schonung des Wasserkreislaufes sinnvoll und wichtig“, erläutert Kröfges weiter.

So viel Geld lässt sich mit Wasser sparen

Weniger Wasser im Abfluss bedeutet in Folge mehr Geld im Beutel. Das rechnen die SWB centgenau vor. Eine Einsparung von zehn Liter je Einwohner und Tag bedeute eine Ersparnis von 3,65 Kubikmetern im Jahr, derzeit 6,21 Euro teuer. Nicht zu vergessen sind gleichermaßen die wegfallenden Abwassergebühren, die 8,58 Euro entsprächen.

Insgesamt würden also 14,79 Euro weniger abgerechnet. Die Kosten für die Entsorgung von Abwasser sind im Laufe der letzten Jahre nach einem Höhepunkt 2017 mit 2,85 Euro drastisch gesunken – eine Prognose fürs nächste Jahr sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht möglich.

So kann man im Haushalt sinnvoll Wasser sparen

  • Kurz duschen statt baden: Zur Entspannung ist ein Bad zwar die beliebtere Wahl, verbraucht aber auch ungleich mehr Wasser. Eine volle Wanne benötigt im Durchschnitt etwa 150 Liter – das entspricht ca. 20 Minuten Duschdauer. Zudem empfiehlt der BUND, das Wasser beim Einseifen abzustellen.
  • Wasser sparen bei der Toilettenspülung: Wenn vorhanden, sollte stets die Spartaste der Spülung verwendet werden. Gleiches gilt für die Stopptaste. Bei älteren Spülkästen empfehlen die Stadtwerke sogar, einen Ziegelstein in den Kasten zu legen. Dieser sorge dafür, dass nicht so viel Wasser nachlaufe.
  • Wasserhahn beim Zähneputzen abdrehen: Natürlich reicht es, die Zahnbürste zuvor nur kurz anzufeuchten. Denn: Pro Minute verlassen etwa 30 Liter einen laufenden Hahn. Tropfende Wasserhähne in der Wohnung sollte man außerdem schnellstmöglich reparieren.
  • Nicht selbst das Auto waschen: Mancher mag es vermissen, doch die Handwäsche am Fahrzeug verbraucht besonders einfach vermeidbare Wassermengen. In einer Waschanlage wird das Wasser für mehrere Waschgänge verwendet.
  • Sparsam kochen: Beim Kochen sollte nur so viel Wasser in den Topf, wie auch wirklich benötigt wird. Obst und Gemüse sollten in einer Schüssel und nicht unter laufendem Wasser geputzt werden. Dieses Wasser kann zudem noch zum Gießen verwendet werden

So kann man im Garten sinnvoll Wasser sparen

  • Nicht bei Hitze gießen: Ob morgens oder abends der beste Zeitpunkt zum Gießen ist, darüber streiten sich meist selbsternannte Experten leidenschaftlich. Fakt ist aber, dass gerade im Hochsommer das Wasser an der Oberfläche schneller verdunstet, als Pflanzen es aufnehmen können.
  • Boden und Beete bedecken: Um ein Austrocknen möglichst zu verhindern, sollten Bodenflächen und Beete mit Rindenmulch oder entsprechenden Pflanzen bedeckt werden. Im Herbst eignet sich dafür Laub, Rasen sollte davon jedoch befreit werden.
  • Regenwasser nutzen: Pflanzen sind wenig wählerisch und gedeihen mit Regenwasser mindestens genauso gut wie mit Leitungswasser. Eine Tonne, die das Regenwasser zum Gießen auffängt, ist empfehlenswert.
 Trinkwasser wird nicht nur direkt, sondern auch indirekt verbraucht.

Trinkwasser wird nicht nur direkt, sondern auch indirekt verbraucht.

Foto: GA

Trotzdem ganz real: Der virtuelle Wasserverbrauch

Der direkte Wasserverbrauch macht allerdings nur einen kleinen Teil aus. Der BUND ruft den virtuellen Fußabdruck in Erinnerung, der pro Kopf und Tag zwischen 4000 und 5000 Litern liege. Als Beispiele nennt die Umweltorganisation 140 benötigte Liter für eine einzige Tasse Kaffee, 400.000 Liter würden zur Produktion eines durchschnittlichen Autos verbraucht. Wie sich der Wasserfußabdruck genau zusammensetzt sowie viele weitere Statistiken finden sich auf waterfootprint.org.

Grundsätzlich betreffe der virtuelle Wasserfußabdruck laut BUND oft Produkte wie Lebensmittel und Kleidung, die wasserintensiv in eher wasserärmeren Gebieten hergestellt werden. Hier seien erhebliche Sparpotenziale durch Änderung der Konsumgewohnheiten möglich. Alleine durch Verzicht auf Fleischverzehr, im Vergleich von Vegetarier gegenüber „Mischköstlern“, wäre es möglich, diesen zwar virtuellen, aber reellen Wasserverbrauch pro Tag um ca. 2400 Liter pro Person zu reduzieren.

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