Arzttermin in vier Wochen Was Bonner Experten zu den Plänen der Regierung sagen

BONN · Wann der Patient den nächsten Augenarzttermin bekommt? "Bei uns auf jeden Fall innerhalb der nächsten vier Wochen", sagt Zeyna Saba, die in der Hochkreuz-Augenklinik besonders für fehlsichtige Kinder zuständig ist. Der Patient müsse aber dabei natürlich auch bereit sein, statt seines Wunschtages einen anderen Zeitpunkt zu akzeptieren.

So schnell geht es in Bonner Praxen nicht überall. Und das soll sich ändern. Laut Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD soll in Zukunft kein gesetzlich Versicherter länger als vier Wochen auf einen Facharzttermin warten müssen.

Was von den Patienten als frohe Botschaft aufgenommen werden dürfte, löst bei den demnächst besonders geforderten Beteiligten, der kassenärztlichen Vereinigung, den Kassen und den Krankenhäusern keine Begeisterung aus. Sicher gebe es derzeit auch in Bonn überlaufene Facharztpraxen von Augenärzten, Dermatologen und Gefäßspezialisten, für die vielwöchige Wartezeiten Standard seien, antwortet Karin Hamacher von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) auf GA-Anfrage.

Jeder Notfallpatient werde aber auch heute immer sofort versorgt. Man warte erst mal ab, was die Koalition wirklich ins Gesetz schreibe. "Es wird meist alles nicht so heiß gegessen wie gekocht."

Die Verantwortlichen würden sicher realistisch abwägen, was die geplante Regelung zukünftig gerade für die Krankenhäuser bedeute. "Einen weiteren Ansturm auf die Ambulanzen können die Kliniken doch gar nicht stemmen", meint Hamacher. Das im Koalitionsvertrag vorgegebene Prozedere sehe auf jeden Fall vor, dass der Patient wie bisher über seinen Hausarzt zum Facharzt überwiesen werde.

Komme der Termin dort nicht in der vorgegebenen Frist zustande, werde die KV gefragt sein. "Bei uns müsste eine Hotline eingerichtet werden, die den Patienten zeitnah Termine bei niedergelassenen Ärzten besorgt." Das könne dann aber selbstverständlich nicht immer der Lieblingsarzt, sondern auch ein Kollege sein. Dass die KV einen solchen Dienst sehr gut stellen könne, zeige das Bespiel Arztnotrufzentrale NRW, das seit Jahren erfolgreich aus der Duisburger Zentrale heraus organisiert werde, erläutert Hamacher.

Abwarten, wie das kommende Gesetz mit Leben gefüllt werde, dazu rät auch Andrea Hilberath von der Techniker Krankenkasse. "Bonn ist mit Fachärzten ohnehin gut versorgt. Kein Vergleich zu ländlichen Gegenden." Die TK böte ihren Kunden schon jetzt den Service an, in Engpässen bei Augenärzten, Kardiologen, Orthopäden, Neurologen und Radiologen zeitnahe Termine zu vermitteln.

"75 Prozent unserer Kunden können wir da schon so helfen", sagt Hilberath. Auch Magdalena Nitz, Sprecherin der Bonner Uniklinken, plädiert dafür, erst einmal zu schauen, wie das Vorhaben der Koalitionäre dann wirklich in einem Gesetz verabschiedet werde.

Die Vereinbarung über garantierte Arzttermine innerhalb von vier Wochen sei letztlich eine gute Botschaft für die Versicherten, meint auf GA-Anfrage Maria Steels, Regionaldirektorin Bonn der AOK Rheinland/Hamburg. "Es kann nicht sein, dass auf manchen Facharzttermin bis zu sechs Monate gewartet wird."

Die AOK biete aber schon seit ein paar Jahren selbst Hilfe an, wenn Versicherte nicht angemessen schnell behandelt werden. Dass dieser Kundenservice ebenso bei der Barmer GEK NRW klappt, betont auch deren Pressesprecherin Sara Damirchi. "Wir begrüßen es aber ausdrücklich, dass die KV stärker in die Pflicht genommen werden sollen."

Maximal vier Wochen

Für gesetzlich Versicherte soll die Wartezeit auf einen Arzttermin deutlich reduziert werden. Sie sollen sich zukünftig bei Überweisung an einen Facharzt an eine zentrale Terminservicestelle bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wenden können. Diese vermittle innerhalb einer Woche einen Behandlungstermin.

Für den Termin solle im Regelfall eine Wartezeit von vier Wochen nicht überschritten werden. Gelinge dies nicht, werde von der Servicestelle ein Termin zur ambulanten Behandlung in einem Krankenhaus angeboten. Die Behandlung erfolge dann zulasten des KV-Budgets. Diese Servicestellen könnten in Kooperation mit Krankenkassen betrieben werden.

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