Kommentar zu Radarkontrollen Was Blitzer wirklich bringen

Meinung | Bonn · Braucht eine Stadt wie Bonn Geschwindigkeitskontrollen? Und wenn ja, wann und wo sind sie eigentlich sinnvoll? Jedenfalls nicht erst, wenn etwas Schlimmes passiert ist, meint unser Autor Nicolas Ottersbach.

 Die Stadt setzt weiter auf den Blitzer-Anhänger an der B 9.

Die Stadt setzt weiter auf den Blitzer-Anhänger an der B 9.

Foto: Nicolas Ottersbach

Egal wie man argumentiert, ob Geschwindigkeitskontrollen sinnvoll sind oder ob man von Abzocke spricht: Wer das Tempolimit nicht überschreitet, muss auch nicht mit einem Bußgeld rechnen. Worüber sich aber streiten lässt, sind die Orte, an denen geblitzt wird. Denn die wirken oftmals alles andere als gerechtfertigt.

Beispiel Museumsmeile: Seit mehr als zwei Jahren blitzt es an der B 9 aus dem grauen Anhänger vor dem Trajektkreisel. Rund 70 500 Mal hat er schon ausgelöst. Die Strecke gilt als Unfallhäufungsstelle, laut Stadt hatte es dort immer wieder Unfälle gegeben. Und damit ist es nach dem Gesetz erlaubt, die Geschwindigkeit zu kontrollieren.

Doch die mobile Radarfalle hat offenbar nicht nur mehr Geld gebracht: 2015, als der Blitzeranhänger noch nicht dort stand, gab es 22 Unfälle. 2016 stieg die Zahl auf 26. Und 2017 verdoppelte sie sich sogar auf 50 Unfälle. Den Autofahrern ist angesichts dessen schwer zu vermitteln, dass Blitzer tatsächlich für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Aber damit müssen sich die Fachleute in der Unfallkommission beschäftigen, die im Frühjahr tagt.

Trotzdem ist es falsch, Blitzer pauschal zu verteufeln. Oft wird moniert, dass im Straßenverkehr erst etwas Schlimmes passieren muss, bevor die Behörden handeln. Die Stadt Bonn hat viele Gefahrenstellen genau im Blick. Und dank moderner Messgeräte kann der Stadtordnungsdienst sagen, wie viel Prozent der Verkehrsteilnehmer mancherorts zu schnell unterwegs sind.

An der Ennemoserstraße, in der zwischen den Seitenspiegeln zweier entgegenkommender Autos nur wenige Zentimeter Luft bleiben, gab es in den vergangenen Jahren keinen schweren Unfall – aber jede Menge Geschwindigkeitsüberschreitungen. In der Fahrradstraße gilt Tempo 30, weil sie von vielen Radfahrern genutzt wird. Wer zu schnell ist oder Radler waghalsig überholt, riskiert deren Gesundheit. Dieser Gefahren und auch der Verantwortung gegenüber anderen sollte sich jeder Autofahrer bewusst sein.

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