Schülerkongress in der LVR-Klinik „Warum geht es dir so schlecht?“

BONN · Jeder hat eine Psyche, und sie ist mindestens genauso wichtig wie Herz und Lunge. „Aber man lernt in den Schulen kaum etwas darüber“, bemängelte Ernstbernhard Rosen, Chefarzt an der LVR-Klinik.

Er war am Mittwoch angetreten, um einigen Schülern Abhilfe zu verschaffen. Beim fünften Schülerkongress stellte er im Workshop „Warum geht es dir so schlecht?“ Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Depression und Burnout dar. „Immer, wenn Sie mit anderen Menschen zu tun haben, ist es wichtig zu wissen, wie die Psyche funktioniert“, sagte er.

Er erläuterte die Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und Umwelt, das Zusammenspiel des „Ich“ mit dem triebgesteuerten „Es“ und den moralischen Instanzen „Ideal-Ich“ und „Über-Ich“ sowie den Unterschied zwischen Störungen und Krankheiten.

Mangelndes Selbstwertgefühl und übermäßige Selbstkritik würden durch zu starkes Ideal- und Über-Ich und ein schwaches Es entstehen, so der Fachmann. Man spreche von einer „persönlichkeitsbedingten strukturellen Depression“. Diese Persönlichkeitsstörung sei durch Psychotherapie behandelbar.

„Psychopharmaka sind ein Segen“

Aber starke Depressionen, mit denen Gefühlsleere, Ängste, Antriebs- und Freudlosigkeit einhergingen, würden sich wie ein Eispanzer über die Persönlichkeit legen. Ihn müsse man zunächst durchbrechen, „und das geht nur mit Medikamenten“, so Rosen. Er ist überzeugt: „Psychopharmaka sind ein Segen.“

Ähnlich aufschlussreich waren auch die anderen Workshops übers Elterndasein, über Drogen, Essstörungen, Schizophrenie sowie Alzheimer und Demenz. Jugendliche von zehn Schulen und Berufskollegs aus Bonn und Umgebung waren zu dem Kongress gekommen, der laut dem Ärztlichen Direktor Markus Banger zur Entstigmatisierung der Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen beitragen soll.

Bonns Familiendezernent Rüdiger Wagner lobte die Klinik für diese Aktion und die Schüler für ihr Interesse. Einige von ihnen wollen in diesem Bereich beruflich tätig werden – wie Hannah Witsch vom Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium: „Ich möchte Psychologin werden“, so die 16-Jährige.

Für ihre Freundin Anna Vollmer (16) war wichtig: „Hier kann ich Erfahrungen sammeln und mir Berufsmöglichkeiten anschauen.“ Gina Raths (17), die ihr Fachabitur am Thomas-Eßer-Berufskolleg in Euskirchen macht, fand gut, „dass man mit Experten ins Gespräch kommt.“

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