Neue UN-Institution in Bonn Waldforscher wollen Politiker beraten

Bonn · Das Europäische Forstinstitut hat am Platz der Vereinten Nationen ein Büro eröffnet. In Bonn sollen sich 15 bis 20 Mitarbeiter unter Leitung des Forstwissenschaftlers Georg Winkel mit Forschungsprojekten zur Resilienzforschung für Wälder befassen.

 Vier Männer und eine Eiche: Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, EFI-Direktor Marc Palahi, NRW-Staatssekretär Heinrich Bottermann und Bürgermeister Reinhard Limbach pflanzen einen symbolischen Baum vor dem Institut.

Vier Männer und eine Eiche: Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, EFI-Direktor Marc Palahi, NRW-Staatssekretär Heinrich Bottermann und Bürgermeister Reinhard Limbach pflanzen einen symbolischen Baum vor dem Institut.

Foto: Martin Wein

Einen Baum zu pflanzen, kann logistisch eine größere Herausforderung sein. Die junge Eiche, die am Dienstag am Platz der Vereinten Nationen symbolisch gesetzt werden sollte, musste von Gärtnern zweimal gewässert werden, bis die Honoratioren am Nachmittag zum Spaten griffen. Und als die Herren im Anzug ihr Schäufelchen Erde versenkt hatten, kamen die Profis zurück, um das Bäumchen korrekt auszurichten und den Wurzelballen mit Mutterboden zu bedecken.

Um ein Vielfaches anspruchsvoller ist die Pflege der europäischen Wälder, die als bedeutender Lebensraum, CO2- und Wasser-Speicher, aber auch als Rohstoffliferant und Erholungsraum eine zentrale Bedeutung für das Leben auf dem Kontinent spielen. In Deutschland sind 32 Prozent der Landesfläche mit rund 90 Milliarden Bäumen besetzt. Spitzenreiter Finnland kommt auf stolze 68 Prozent. Aber auch Länder wie Schweden, Österreich, Zypern, Slowenien oder Luxemburg liegen deutlich darüber.

Um diesen Reichtum zu erhalten und zu mehren, hat das Europäische Forstinstitut (European Forest Institute EFI) es sich zur Aufgabe gemacht, Entscheidungsträger in Politik und Verwaltungen zielgerichtet mit Informationen aus der Wissenschaft zu versorgen. Am Dienstag wurde das Bonner Büro des Instituts am Platz der Vereinten Nationen eröffnet. Bislang betreibt das EFI neben dem Hauptsitz in Finnland noch Zweigstellen in Bordeaux und Barcelona und ein Verbindungsbüro in Brüssel. Das Büro in Freiburg im Breisgau wird zugunsten des Standortes Bonn aufgegeben. Die Bundesrepublik fördert die Ansiedlung für zunächst zehn Jahre mit 400 000 Euro jährlich für die Verwaltungskosten.

Die Eiche war ein Willkommensgeschenk

In Bonn sollen sich 15 bis 20 Mitarbeiter unter Leitung des Forstwissenschaftlers Georg Winkel mit Forschungsprojekten zur Resilienzforschung für Wälder befassen. „Es geht dabei um die Frage, wie wir die Wälder angesichts der Klimaerwärmung und zunehmender Waldbrände, Stürme und anderer Naturereignisse widerstandsfähiger machen können“, erklärte Institutsdirektor Marc Palahi. Außerdem solle untersucht werden, wie Wälder in urbanen Räumen den Artenreichtum fördern und beispielsweise zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität beitragen können. „Wir werden dazu an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik unterschiedlichen Meinungen in der Forschung die Möglichkeit geben, sich zu artikulieren“, versprach Winkel.

Bonn sei in räumlicher Nähe, aber doch außerhalb des Brüsseler Dunstkreis ein entscheidender strategischer Baustein im internationalen Netzwerk des Instituts, erklärte Palahi. Bürgermeister Reinhard Limbach begrüßte im Namen der Stadt das EFI im Bonner Cluster zu Fragen der Nachhaltigkeit. Als Willkommensgeschenk hatte die Stadt auch die Eiche spendiert, die nun vor dem Institut wachsen soll.

Bundeslandwirschaftsminister Christian Schmidt (CSU) erinnerte an das Ziel einer Europäischen Forstkonvention zum Schutz der Wälder. Dieses sei bei den letzten Beratungen vor zwei Jahren in Madrid nicht erreicht worden. Umso wichtiger sei die Arbeit des EFI. Die Ansiedlung in Bonn sei auch als inhaltliche Akzentuierung im Vorfeld der Weltklimakonferenz im November zu verstehen.

Zwar habe sich der deutsche Wald in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Das Festmeter-Volumen sei stark angestiegen, sagte Schmidt. Die nachhaltige Nutzung der Holzreserven müsse aber besonders angesichts der Risiken durch den Klimawandel noch besser in Einklang mit dem Schutz der Wälder gebracht werden. Für ein erstes Forschungsprojekt hat der Bund 1,6 Millionen Euro bewilligt. Andere Projekte werden von der Europäischen Union gefördert, erläuterte Winkel.

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