Zu Gast an der Uni Bonn "Waldbauer" Rinaudo steht für mehr als 200 Millionen Bäume

Bonn · Er wird der „Waldbauer“ genannt, denn durch seine Methode konnten allein im Niger seit den Achtzigern mehr als 200 Millionen Bäume aufgeforstet werden. Am Dienstag war Tony Rinaudo an der Uni Bonn zu Gast.

"Waldbauer" Rinaudo zu Gast in Bonn: 200 Millionen Bäume in der Sahelzone
Foto: Stefan Hermes

Der australische Agrarökonom Tony Rinaudo (62) erhielt 2018 den Alternativen Nobelpreis "für den praktischen Beweis, wie Trockengebiete in großem Umfang und mit minimalen Kosten begrünt werden können, zur Verbesserung der Lebensgrundlage von Millionen von Menschen". Auf Einladung der Stadt Bonn und des Right Livelihood Campus (RLC) am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Bonner Universität war Rinaudo am Dienstag mit Wycliffe Matika zu Gast im Alten Rathaus. Matika führt in Kenia die Green Belt-Bewegung fort, die von der Friedens- und Alternativ-Nobelpreisträgerin Wangari Maathai gegründet wurde. Seine Bewegung konnte allein in Kenia mehr als 51 Millionen neue Bäume pflanzen.

Tony Rinaudo, der sich in Bonn als Botschafter für seine Idee bezeichnete, wurde als "der Waldbauer" bekannt. Seine leicht von Bauern anzuwendende natürliche Regenerierungsmethode hat allein im Niger, wo er 1983 mit seiner Frau Elizabeth seine Methode entwickelte, 50.000 Quadratkilometer Land mit mehr als 200 Millionen Bäumen aufgeforstet. "Die wohl größte Umweltveränderung in Afrika in den letzten hundert Jahren", nannte Chris Reij vom World Ressources Institute die Wiederaufforstung.

„Waldbauer“ Rinaudo: „Es geht nicht nur um die Bäume“

Durch Rinaudos Methode wurde eine von Bauern geführte Bewegung initiiert, die ihr Land in der Sahelzone wieder nutzbar macht. "Es geht nicht nur um Bäume", sagte Rinaudo, "sondern wir haben schnell gemerkt, dass es auch um die Unterstützung ländlicher Gemeinschaften geht".

Rinaudo entdeckte, dass zerstörter Wald in einem unterirdischen Wurzelnetzwerk fortlebt und dort auch wiederbelebt werden kann. Er entwickelte daraus das Konzept einer von den Landwirten selbst verwalteten natürlichen Regeneration (FMNR, Farmer Managed Natural Regeneration). Seine Methode beruht auf der Nutzung vorhandener Baumstümpfe und Baumwurzeln.

Durch gezieltes Ausschneiden von schwachen Sprossen wird das Wachstum der Pflanzen begünstigt. Inzwischen wird die Methode erfolgreich in Ländern wie Niger, Äthiopien, Tschad, Burkina Faso oder Mali angewandt. Wo vor zehn Jahren noch stachelige Büsche standen oder sich die Wüste ständig ausdehnte, forsten die Farmer heute große Landstücke auf. Durch die geringen Kosten und die Vorteile für Landwirtschaft und das lokale Klima, verbreiten die Bauern die von Rinaudo gelehrten Techniken selbstständig von Dorf zu Dorf.

Gefragt nach der Verantwortung, die Verbrauchern in Europa zukomme, um eine Wiederaufforstung statt der Waldrodungen zugunsten von Agrarflächen für Exportprodukte zu unterstützen, sagte Rinaudo, dass hiesige Konsumenten mehr darauf achten sollten, von verantwortlichen Produzenten zu kaufen, die faire Löhne bezahlen, für gute Arbeitsbedingungen sorgen sowie eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben.

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