Stadthaus in Bonn Vorhängescheiben der Fassade werden demontiert

BONN · Das ist kein Job für Zartbesaitete: In luftiger Höhe und Wind und Wetter ausgesetzt, schweben drei Handwerker in dem Außenaufzug, den sonst die Fensterputzer nutzen, an der Fassade des Stadthauses entlang. Mit einer Flex demontieren sie seit gestern Stück für Stück die Vorhängescheiben, deren Verankerung sich über die Jahrzehnte gelockert hat.

 Ganz vorsichtig heben die drei Handwerker die Scheibe in den Fensterputzer-Aufzug.

Ganz vorsichtig heben die drei Handwerker die Scheibe in den Fensterputzer-Aufzug.

Foto: Volker Lannert

In einem ersten Schritt werden rund 1600 von insgesamt 3186 Glasscheiben entfernt. Wie lange die Fachleute dafür brauchen, das können Marion Duisberg und Willy Schmidt vom Städtischen Gebäudemanagement derzeit noch nicht sagen. "Das ist deutschlandweit ein einmaliges Projekt", weiß Schmidt aus Gesprächen mit den Kollegen anderer Kommunen. "Damit hat noch niemand Erfahrung gesammelt." Fünf Firmen hatten sich auf die Ausschreibung gemeldet, der Auftrag für rund 450.000 Euro ging schließlich an einen Fachbetrieb aus der Region.

"Wir haben uns entschieden, zunächst die Scheiben an den Fassaden abnehmen zu lassen, wo eine besondere Gefährdung der Verkehrswege besteht", erklärte Duisberg. Dabei sollen auch Erkenntnisse gewonnen werden, wie die Arbeiten optimiert werden können. Im zweiten Schritt sollen dann die restlichen Glasscheiben demontiert werden.

Ein mühsames Geschäft, bei dem äußerste Vorsicht angesagt ist. Denn jede Scheibe, die aus der Verankerung herausgeschnitten und dann im Aufzugskorb verstaut wird, wird einzeln nach unten gefahren und für den Abtransport bereitgestellt.

Aufgrund des Alters des Stadthauses sei 2008 erstmals die Fassade überprüft worden. Dabei sei die schadhafte Verankerung festgestellt worden. "Heute würde man solche Scheiben nicht mehr benutzen", sagte Schmidt. Im vorigen Jahr hatte sich eine der 1,15 mal 1,80 Meter großen und 52 Kilogramm schweren Scheiben an der Fassade vor der Stadthauskantine gelöst und war in ein Beet gefallen. Ausgerechnet diese Fassadenseite war bei der Überprüfung unauffällig geblieben. Die Ursache für den Bruch sei deshalb bis heute nicht klar.

"Es gab sogar Vermutungen, dass jemand auf die Scheibe geschossen haben könnte", erinnerte sich SGB-Mitarbeiterin Katrin Bisping. Um jegliche Gefährdung auszuschließen, muss auch mit kurzzeitigen Sperrungen am Stadthaus gerechnet werden. Und auch auf dem Flachdach des Stadthauses sind ab nächster Woche Bauarbeiter zugange. Es ist undicht und muss saniert werden.

Stadthaus in Zahlen

Baubeginn: November 1973

Einzug: ab September 1977

Einweihung: 1978

Kosten insgesamt: 157 Millionen Mark (Bau) plus 7 Millionen Mark (Einrichtung), zusammen umgerechnet circa 83 Millionen Euro

Höchster Turm: 72,10 Meter

Zahl der Bürotürme: 5

Büronutzfläche: 34.480 Quadratmeter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort