Bonner Hilfsorganisationen Von Simbabwe bis Jordanien - Mitarbeiter verbringen Weihnachten im Ausland

BONN · "Bei Temperaturen um die 25 Grad sind Kerzen am Weihnachtsbaum schwer vorstellbar", sagt Isabella Bauer. Sie arbeitet für das Programm Ziviler Friedensdienst der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kenia. Zurzeit hat sie Besuch von ihrer Freundin aus Deutschland.

"Wir fahren, wie die meisten Kenianer, über die Feiertage aufs Land. Die Ruhe genießen und Afrikas wilde Tiere in einem Nationalpark besuchen", erzählt Bauer. Sie ist nicht die einzige Bonnerin, die die Weihnachtstage fernab des Rheins verlebt, denn die Stadt ist Sitz vieler international tätiger Organisationen.

Isabella Bauer lernt zurzeit Nairobi kennen. "Auffällig sind die vielen Zeitungsleser in Bussen, an Kiosken und in Cafés. Die Nairobier sind politisch und verfolgen aufmerksam, was in ihrem Land passiert", sagt sie. Besonders die Pressefreiheit und eine kritische Beobachtung der aktuellen politischen Entwicklungen liege ihnen am Herzen. Bauer berät die kenianische Menschenrechtsorganisation Kituo Cha Sheria, die mittellosen und benachteiligten Menschen einen Zugang zum Rechtssystem verschafft.

Johanna Mitscherlich unterstützt die Arbeit des Care-Nothilfeteams für syrische Flüchtlinge in Jordanien und im Libanon. "Seit ein paar Tagen ist in der Region auch der Winter ausgebrochen. In Jordanien hat es so sehr geschneit wie seit Jahrzehnten nicht mehr", berichtet Mitscherlich. "Die Flüchtlingsfamilien, mit denen ich gesprochen habe, können sich kaum gegen die Kälte schützen. Manche sind im Sommer geflohen und haben weder warme Kleidung noch Decken. Eine Mutter erzählte mir, dass sie sich nicht mehr einzuschlafen traut, weil sie Angst hat, ihr Kind könnte im Schlaf erfrieren." Um alle Flüchtlinge mit Decken, Geld für Heizöfen und Medikamenten zu versorgen, fehlen Spenden. Immer wieder stehen die Helfer vor der Frage: Wer braucht unsere Hilfe am dringendsten? Wen müssen wir wegschicken? "Um mich herum geschieht eine leise, schleichende Katastrophe", sagt Johanna Mitscherlich.

Für Heiligabend hat die Care-Mitarbeiterin einige ihrer jordanischen und syrischen Kollegen zu sich nach Hause eingeladen. "Für mich ist Weihnachten vor allem auch ein Gefühl, ein Gefühl der Geborgenheit, der Dankbarkeit, des Innehaltens. Ich hoffe, dass viele Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt dieses Weihnachten auch an die Millionen syrischer Flüchtlinge denken, dass sie sich an das Band der Menschlichkeit erinnern, das uns Menschen verbindet und was doch der eigentliche Grund des Weihnachtsfestes ist", sagt Johanna Mitscherlich.

Der Bonner Arzt Daniel Peter ist seit dem 19. Dezember als Einsatzleiter eines zwölfköpfigen Teams des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im Hilfseinsatz auf den Philippinen. In der Region Tacloban leistet der ASB seit Mitte November basismedizinische Hilfe für die Taifun-Opfer. Das Team arbeitet in einer Zeltambulanz. Gleich nebenan ist eine Kirche, und die neu eingetroffenen Helfer haben auch einen Weihnachtsbaum und selbst gebackene Plätzchen, damit 10 000 Kilometer entfernt von den Familien ein wenig Weihnachtsstimmung aufkommt.

Agata Ewing arbeitet seit 2008 für "Help - Hilfe zur Selbsthilfe" in Simbabwe. Sie lebt mit ihrem Mann in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt des Landes. Wegen der Misswirtschaft der vergangenen Jahre ist in Simbabwe das Gesundheitssystem zusammengebrochen, die Infrastruktur und Wasserversorgung für die Bevölkerung ist schlecht. In Bulawayo unterstützt Help Waisenkinder, die durch Aids ihre Eltern verloren haben. "Das Problem ist jetzt leider, dass viele Projekte in den nächsten Monaten enden, und die Geldgeber kaum noch Geld für Simbabwe zur Verfügung stellen", sagt Ewing.

Weihnachten verbringt sie auch in Simbabwe ganz traditionell: "Am 24. Dezember wird nach deutscher Art gefeiert, mit anderen Deutschen die hier wohnen. Natürlich werden Weihnachtsgrüße auf Skype mit meiner Familie aus Deutschland ausgetauscht." Die wird sie bald auch persönlich treffen. Nach Weihnachten fliegt die schwangere Agata Ewing nach Deutschland, um in Bonn ihr Baby auf die Welt zu bringen.

Jürgen Mika vom Nothilfeteam der Deutschen Welthungerhilfe ist gerade aus den Philippinen zurückgekehrt. Vor wenigen Tagen hat er auf der Insel Panay noch Wasserfilter, Planen und Material für die Instandsetzung von Häusern verteilt. Zur Lage auf den Philippinen sagt Mika: "Allerorts wird aufgeräumt und wieder aufgebaut. Die Stromversorgung ist zumindest auf Panay wieder hergestellt, leider noch immer nicht an der Ostküste, auf den kleineren Inseln und in den abgelegenen Gebieten in den Bergen." Der Logistikexperte hat nach dem Taifun die Verteilung der Hilfsgüter koordiniert. Heute will er, wahrscheinlich ziemlich übermüdet, mit Frau und Töchtern in Endenich unterm Baum sitzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort