Terroranschläge Von Mogadischu bis Bad Kleinen

BONN · Die GSG 9 war an vielen gefährlichen Einsätzen beteiligt. Die Aktion, welche die Welt in Staunen versetzen sollte, dauert ganze sieben Minuten.

Die Uhren zeigen am 18. Oktober 1977 nach Mitteleuropäischer Zeit kurz nach Mitternacht an, als die "Operation Feuerzauber" beginnt: Ein GSG9-Kommando unter Führung seines Chefs Ulrich Wegener stürmt mit Leitern die seit fünf Tagen von Terroristen gekaperte Lufthansa-Maschine "Landshut" auf dem Flughafen von Mogadischu.

Was kaum einer damals für möglich hielt: Die Befreiung der mit 82 Passagieren und vier Besatzungsmitgliedern besetzten Boeing 737-300 gelingt, ohne ein größeres Blutvergießen unter den Entführten anzurichten.

Bei der Aktion wurden allerdings drei der vier Geiselnehmer getötet, zudem die Stewardess Gabriele Dillmann, die heute von Lutzau heißt, verletzt. Ebenso ein GSG-9-Polizist. "Die Geiseln von Mogadischu sind frei", vermeldete am anderen Morgen Regierungssprecher Klaus Bölling, der in dem von blutigen Terroranschlägen überschatteten Herbst 1977 sichtlich erleichtert war: "Wir danken den tapferen Soldaten der Gruppe 9 des Bundesgrenzschutzes, die für die Gesamtheit unserer Bürger ihr Leben gewagt haben."

Auch wenn die Befreiung der "Landshut"-Geiseln in Mogadischu den spektakulärsten Einsatz der GSG9 markiert, war die Spezialeinheit der Bundespolizei im Laufe ihrer 40-jährigen Geschichte an manch anderen bedeutsamen Aktionen beteiligt.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich erinnerte am Montag anlässlich des Festaktes im Haus der Geschichte an den GSG9-Einsatz in Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern am 27. Juni 1993. Bei der Aktion sollten die beiden Mitglieder der Terrororganisation "Rote Armee Fraktion" (RAF) Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams festgenommen werden.

Aber es kam zu einer folgenschweren Panne: Bei einem Schusswechsel starben GSG9-Polizist Michael Newrzella und der Terrorist Grams. Lediglich Birgit Hogefeld konnten die Polizisten unverletzt festnehmen.

"Die Verdächtigungen", mit denen sich die GSG9 im Nachgang zu der Aktion konfrontiert sah, wollte Bundesinnenminister Friedrich so nicht stehen lassen: "Bei jedem Einsatz begeben sich die Polizisten schließlich in Lebensgefahr." Daher würden sie einen "fairen und respektvollen Umgang verdienen".

Wie gefährlich GSG9-Einsätze sind, zeigt aus Sicht des Bundesinnenministers auch ein Fahrzeugkonvoi von Amman in Jordanien ins irakische Bagdad am 7. April 2004. Mit dabei waren auch die beiden GSG9-Beamten Thomas Hafenecker und Tobias Retterath. Nach einem Überfall bei Falludscha wurde rund drei Wochen später die Leiche von Tobias Retterath gefunden. Thomas Hafenecker wird bis heute vermisst.

Beteiligt an der Verhaftung der "Sauerland-Gruppe", einer mutmaßlichen islamistischen Terrorgruppe, am 4. September 2007 waren GSG9-Einheiten ebenso wie an der Operation "Desert Fox" im September 2008: Eine Gruppe von Geiseln, unter ihnen fünf deutsche Urlauber, waren nach Oberägypten verschleppt worden.

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