Kulturpolitische Debatte im Universitätsclub Von Konzepten, Kooperationen und Kürzungen

Derzeit sind sie unzertrennlich: Ashok-Alexander Sridharan (CDU), Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD) und Tom Schmidt (Grüne). Die aussichtsreichsten Bonner Oberbürgermeister-Kandidaten absolvierten eines ihrer scheinbar zahllosen Streitgespräche zu dritt am Dienstagabend im Universitätsclub.

Auf Einladung von Opernfreunden, Theatergemeinde und Universitätsclub widmeten sie sich vor großem Publikum der Frage: Wie viel Kultur braucht Bonn? Moderator Ulrich Bumann, ehemaliger Feuilletonchef des General-Anzeigers, fühlte den Kandidaten auf den Zahn und entdeckte "drei ausgewiesene Kulturfreunde" hinter Aussagen wie "Ich gehe sehr gern in die Oper" (Schmidt). Sridharan berichtete von produktiven Museumsbesuchen, Ruhenstroth-Bauer bekannte seine Liebe zum Jazz.

Mit dem Kulturangebot in Bonn sind alle drei zufrieden. Was lässt sich verbessern, ausbauen? Tom Schmidt plädierte für ein größeres internationales Angebot und neue Formate fürs U-35-Publikum. Sridharan mahnte Tempo bei den Vorbereitungen für Beethovens 250. Geburtstag 2020 an: "Jetzt, sofort!"

Das sah der SPD-Mann Ruhenstroth-Bauer ("sehr, sehr zügig") genauso. Schnell kamen die Kandidaten danach zum brisanten Thema des Abends: dem Sparen (vulgo: Kürzen). Dabei wurden Unterschiede deutlich. Für Sridharan und Ruhenstroth-Bauer ist beispielsweise der Erhalt des existenziell bedrohten Deutschen Museums unverzichtbar.

Ein Leben ohne Deutsches Museum ist für Schmidt undenkbar

Schmidt, der Klartext reden wollte und auf einen Bonner Schuldenberg von 1,8 Milliarden Euro hinwies, kann sich ein Leben ohne Deutsches Museum offenbar vorstellen. Er kündigte überdies an, Oper, Schauspiel und Orchester müssten unter seiner Regentschaft "mit weniger Geld auskommen".

Die Kammerspiele als Hauptspielstätte des Sprechtheaters stünden bei Schmidt auf dem Prüfstand. Ruhenstroth-Bauer und Sridharan waren nicht bereit, das Sterbeglöcklein für die Kammerspiele zu läuten, schon allein aus Rücksicht auf die strukturelle Lage von Bad Godesberg.

Eine Ausnahme für die Kultur gebe es bei der Spardebatte nicht, waren sich alle Kandidaten einig. Ruhenstroth-Bauer brachte eine Kooperation der Opernhäuser Köln und Bonn zur Sprache, woraufhin ein tiefer Seufzer der versammelten Opernfreunde den Saal erfüllte.

Kooperationen für zusätzliche Einnahmen

Kooperationen, das erbrachte die Diskussion, wären in den Augen der Politiker ein Weg, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Ein höherer Beitrag des Rhein-Sieg-Kreises erschiene wünschenswert, aber das sei Zukunftsmusik. Natürlich kamen auch marode Kulturimmobilien wie Beethovenhalle, Oper und Kammerspiele in den Blick.

Was tun? Für eine schnelle Grundsanierung der Beethovenhalle sprachen sich Schmidt und Ruhenstroth-Bauer aus. Geschätzte Kosten: 30 bis 40 Millionen Euro.

Sridharan würde sich als OB "mehr Zeit nehmen" und die Höhe der Investition von einem Hallenkonzept abhängig machen. Mit der von Ulrich Bumann provokant aufgerufenen Vision, Beethovenhalle und Oper abzureißen und Konzertwesen und Oper in einem Neubau zu vereinen, mochte sich keiner der Diskutanten anfreunden. Drei Mal: Nein.

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