Bonner Kopf Vom Platz an der Orgel ins Wohnmobil

Bonn · Kirchenmusiker Winfried Krane hört nach 34 Jahren und mehr als 2000 Auftritten in St. Elisabeth auf. Der Job hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.

 Winfried Krane kümmerte sich 34 Jahre um den Chor von St. Elisabeth (im Hintergrund).

Winfried Krane kümmerte sich 34 Jahre um den Chor von St. Elisabeth (im Hintergrund).

Foto: Krawinkel

Der Vater war Kirchenmusiker, die Mutter Sängerin: Dass Winfried Krane irgendetwas mit Musik machen würde, lag nicht allzu fern. Mit 16 Jahren hatte er seine erste Stelle als Organist in Köln-Rodenkirchen, seinen ersten Chor übernahm er einige Jahre später in Wesseling-Urfeld. 1983 kam er schließlich nach St. Elisabeth. Die Kirchenmusik ist eine Herzensangelegenheit für Krane. Er kennt es nicht anders, aber er macht es nach über 40 Jahren immer noch gerne. Dennoch hört er jetzt auf.

In St. Elisabeth zumindest, wo er seit 34 Jahren den Chor geleitet und die Orgel gespielt hat. Denn diese Aufgaben lassen sich nicht länger mit seiner hauptberuflichen Tätigkeit verbinden: Nach dem Studium der Musikpädagogik in Bonn und Stationen unter anderem als Lehrer an der Liebfrauenschule in der Südstadt leitet Krane seit 1994 die Musikschule der Kölner Dommusik und ist für die musikalische Ausbildung von mittlerweile gut 800 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verantwortlich. Ein Job, der Verantwortung bedeutet, Zeit beansprucht und in dem bald neue, zusätzliche Aufgaben auf Krane zukommen.

Zeit für die Musik fehlt

Doch das ist nicht der einzige Grund für seinen Rückzug. Zwischen den Zeilen lässt Krane durchblicken, dass die Situation für nebenamtliche Kirchenmusiker in den letzten Jahren nicht einfacher geworden ist. „Die Strukturen machen es schwierig, weil viel Zeit für das Organisatorische verpufft.“ Zeit, die nachher für das Eigentliche fehlt: die Musik. „Dass das Ende schon jetzt kommt, war nicht vorgesehen und ist doch notwendig. Die Arbeitsbedingungen und das -klima haben sich nicht nur verändert, sondern insgesamt auch verschlechtert.“ Zeit also für Krane, der in der Thielstraße in Sichtweite der Elisabethkirche wohnen bleibt, einen Schlussstrich zu ziehen.

Dennoch, auf die Zeit als Chorleiter in St. Elisabeth blickt er gerne zurück. „Als ich anfing, hatte der Chor 34 Mitglieder, in seinen besten Zeiten waren es 65. Wir haben achtstimmige Motetten a capella gesungen und immer noch 35 Messen im Repertoire. Alle 14 Tage hat der Chor in der Liturgie gesungen.“ Ein straffes Programm, das man in der kirchenmusikalischen Landschaft selbst einer so verwöhnten Stadt wie Bonn lange suchen muss. Heute singt der Chor nur noch alle drei Wochen und auch die Zahl der Mitglieder ist auf 45 geschrumpft. Die Zeiten ändern sich, das bekommt nicht nur die Kirche im Allgemeinen, sondern auch die Kirchenmusik zu spüren. „Das Image der Kirche färbt auch auf die Chöre ab“, so Krane. „Die jungen Leute gehen heute lieber in andere Chöre.“

Klais-Orgel hielt er selbst in Schuss

Insgesamt hat Krane, so schätzt er, weit über 2000 Mal bei Auftritten des Elisabeth-Chores und auch des von ihm gegründeten Kinderchores am Pult gestanden. Ein Engagement, das sich nur mit viel Idealismus stemmen lässt. Und mit guten Kollegen. Denn ohne das „Dreamteam“ – wie er es nennt – mit Günter Schürmann und Otto Depenheuer, die Winfried Krane bei seiner Arbeit als Organisten und auch als Chorleiter unterstützt haben, wäre dieses Pensum nicht zu schaffen gewesen. „Seinen“ Chor wird er vermissen: „Bei den Chormitgliedern und dem Chorvorstand kann ich mich nur von Herzen bedanken. Sie sind nicht der Grund meines Abschieds und das wissen sie!“, schreibt Krane in einem Abschiedswort an den Chor. Die neu gewonnene Freizeit will der Hobby-Schreiner unter anderem für ausgedehnte Wohnmobil-Touren nutzen.

Aber nicht nur um den Chor hat sich Krane ausgiebig gekümmert, auch die historische Klais-Orgel der Elisabethkirche würde ohne sein Engagement nicht so schön klingen, wie sie es heute in Liturgie und Konzert tut. „Als ich hierhin kam, war die Orgel in einem desolaten Zustand. Samstags habe ich sie immer repariert, damit ich sonntags spielen konnte.“ Als das 1910 gebaute Instrument restauriert werden sollte, sorgte Krane auch dafür, dass hinter dem Hochaltar das Fernwerk eingebaut wurde, das ursprünglich geplant, aber nie realisiert worden war. Dafür ist er in zahllosen Stunden durch die Lande gefahren und hat alte Pfeifen aufgekauft. „Die habe ich dann mit meinem alte Renault R4 in einer großen Kiste auf dem Dach alle nach Bonn gebracht“, erinnert Krane sich. Heute ist die im neoromanischen Stil gebaute Kirche mitsamt ihrer Orgelanlage ein Gesamtkunstwerk.

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