Nach 50 Jahren im Dienst in den Ruhestand Vom "gemeinen Prüfer" zum Amtsleiter

BONN · Wilfried Neuhaus muss ein Musterschüler gewesen sein. Denn nur denen gab sein einstiger Direktor an der Vilicher Volksschule ein Empfehlungsschreiben für eine Verwaltungslaufbahn bei der Stadt mit.

 Mit einer Urkunde ehrt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch im Alten Rathaus den scheidenden RPA-Chef Wilfried Neuhaus . 50 Jahre lang stand der 65-Jährige im Dienste der Stadt.

Mit einer Urkunde ehrt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch im Alten Rathaus den scheidenden RPA-Chef Wilfried Neuhaus . 50 Jahre lang stand der 65-Jährige im Dienste der Stadt.

Foto: Barbara Frommann

Das ist jetzt genau 50 Jahre her. Ende des Monats geht der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes (RPA) offiziell in den Ruhestand. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch zeichnete den 65-Jährigen gestern anlässlich seines goldenen Dienstjubiläums mit einer Urkunde aus.

Neuhaus gehört zu den Menschen, die sich mit enorm viel Fleiß hochgearbeitet haben. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, absolvierte zunächst bei der Verwaltung der damals noch eigenständigen Gemeinde Beuel eine Ausbildung und wechselte nach der kommunalen Neuordnung 1969 zur Stadt Bonn.

Mit 18 Jahren gelang ihm mit Prädikatsexamen der Aufstieg in den gehobenen Dienst. Darauf ist Neuhaus heute noch sichtlich stolz. Nach verschiedenen Stationen wechselte er 1981 zum RPA und war dort als "gemeiner Prüfer" tätig, wie er sagt.

Ein Job, der ihm zunächst schwer fiel, erinnert er sich, für den er aber, nachdem er sich eingearbeitet hatte, regelrecht "brannte". "Es ist ein äußerst spannendes Aufgabenfeld", so Neuhaus, "in dem wir natürlich ein hohes Maß an Verantwortung tragen".

Als er 2012 die Leitung übernahm, hatte er schon viele Projekte der Stadt Bonn prüfend begleitet beziehungsweise verantwortlich geprüft. Darunter einige skandalträchtige Verfahren: unter anderem den Korruptionsskandal um den einstigen Stadtwerkechef Reiner Schreiber, das städtische Kunstmuseum, das doppelt so teuer wurde wie geplant, und das WCCB.

Dass er und seine Kollegen sich deshalb so manchen Anwürfen von außen, aber auch von Kollegen erwehren mussten, liegt für ihn in der Natur der Sache. "Vielfach und gerade in speziellen Situationen sind mir mein grundsätzlicher Optimismus und meine rheinische Mentalität da sehr hilfreich gewesen", sagt der gebürtige Beueler.

"Für das RPA sind die Prüfungen immer so angelegt, für die Verwaltung und letztlich für die Bürger einen Mehrwert zu erzielen", erklärt er. Und betont: "Bei allen Skandalen will ich festhalten, dass wir als RPA den Mitarbeitern der Verwaltung von wenigen Ausnahmen abgesehen ein gutes und korrektes, am Wohl der Bürger orientiertes Verwaltungshandeln testieren können." Besonders freue ihn, dass die Arbeit des RPA innerhalb der Verwaltung zunehmend positiv wahrgenommen werde.

Mit seiner Frau Ulrike will der Vater zweier erwachsener Kinder den Ruhestand jetzt vor allem für Bildungsreisen und Wandertouren nutzen. "Und ich möcht gerne einen Spanisch-Kursus belegen", sagt der Mallorca-Fan.

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