Kommentar zur Rockaue Vom Gefühl des Habens

Meinung | Bonn · Bleibt die Rockaue erhalten? Noch steht die Entscheidung der Veranstalter nicht fest. Fest steht aber: Jammern allein reicht nicht. Wer die Läden in seiner Nachbarschaft erhalten will, wer weiterhin Konzertangebote in seiner Stadt haben will, muss auch hingehen. Ein Kommentar von GA-Redakteur Dylan Cem Akalin.

Wenn alles vorbei ist, wird das Jammern groß. Ob Rockaue, Kunst!Rasen oder der Einzelhandel – die Menschen wollen, dass es ein großes Angebot gibt, vielleicht wollen sie nur das Gefühl, darauf zurückgreifen zu können, aber nutzen tun sie es am Ende dann doch nicht (oder zu wenig). Wenn alle, die das Aus von Mr. Music beweinen, auch dort ihre CDs und Schallplatten gekauft hätten, gäbe es den Laden wahrscheinlich noch. Und so wird es auch mit dem Rock- und Popangebot in Bonn sein. Wenn zu wenige zu den Konzerten gehen, wird es die eine oder andere Reihe nicht mehr geben.

Der augenblickliche Zustand der Rockaue erinnert fatal an die Schlussphase der R(h)einkultur. Die Macher setzen ihr ganzes Herzblut in ein Projekt, ohne materiellen Eigennutz zu haben – doch das breite Publikum versagt ihnen die Unterstützung. Wer jetzt behauptet, der Eintritt zur Rockaue sei zu teuer gewesen, der muss in einer anderen Welt leben. In Zeiten, wo Tickets für Superstars locker 200, 300 Euro kosten, der Eintritt für ein Konzert einer Tributeband 20 Euro, kann niemand ernsthaft über 35 Euro für 29 Bands auf drei Bühnen klagen.Und das Frühticket zum Vorverkaufsstart kostete gerademal 14,90 Euro. Der Grund muss sicher woanders gesucht werden. Mit Sicherheit ist das Bonner Publikum verwöhnt mit vielen kostenlosen Angeboten. In der Rheinaue bietet der Biergarten im Sommer fast jeden Tag Livemusik an, am Stadtgarten beginnt im August eine Konzertreihe. Wahrscheinlich gibt es nirgends so viel Gratisangebote wie in Bonn. Das ist gut. Möglich, dass man auf die Highlights verzichten kann – und demnächst lieber nach Köln fährt.

Andererseits müsste sich die Stadt mehr für diese Sparte engagieren. Die R(h)einkultur erhielt am Ende 80.000 Euro, was auch nicht gerade üppig ist. Und was ist mit dem Versprechen, die Gronau als Veranstaltungsstätte auszuweisen? Davon hört man auch nichts mehr.

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