Integrationskurse in Bonn Volkshochschule übergibt Zeugnisse an Flüchtlinge

BONN · Die Volkshochschule hat die ersten Zeugnisse an Flüchtlinge vergeben, die in einem Kurs 200 Stunden lang Deutsch lernten. 380 Flüchtlinge sind in der VHS für die 21 Kurse gemeldet. Die Abbrecherquote beträgt 25 Prozent.

 Mittagskonzert und Zertifikatsübergabe: Claudia Rodemann übergibt Abel sein Zertifikat über die Teilnahme am Integrationskursus. FOTO: ROALND KOHLS

Mittagskonzert und Zertifikatsübergabe: Claudia Rodemann übergibt Abel sein Zertifikat über die Teilnahme am Integrationskursus. FOTO: ROALND KOHLS

Foto: Roland Kohls

Abel Habtelmariam strahlt, als ihm Claudia Rodemann vom Fachbereich Deutsch der VHS im Haus der Bildung sein Zeugnis überreicht. Der 18-Jährige aus Eritrea hat wie seine Mitschüler aus Syrien, Irak und dem Iran seit Anfang November letzten Jahres von Montag bis Freitag fünf Stunden täglich am Einstiegskurs Deutsch teilgenommen, 200 Stunden insgesamt. Die persönliche Vorstellung, Familie, Wohnen, Orientierung, Essen, Trinken, Zählen und zahlreiche andere Themen zur Bewältigung des Alltags standen auf dem Lehrplan. „Es hat viel Spaß gemacht. Ich kann jetzt in der Stadt nach dem Weg fragen“, erzählt Abel, der auch ein wenig Englisch und Italienisch spricht.

Sechs Kategorien weist das Zeugnis für den von der Agentur für Arbeit finanzierten Kurs aus: Aktive Beteiligung, Lernfortschritt, Anwesenheit und Pünktlichkeit, Arbeit und Ausbildung. „Gut“ steht bei Abel unter den ersten drei, „geeignet“ unter Arbeit und Ausbildung. „Ich will Elektriker werden“, sagt Abel Habtelmariam. Für Deutschlehrerin Theresa Schütte war der Kurs eine Herausforderung: „Es waren sehr unterschiedliche Schüler. Einige haben sich schwer getan, aber viele haben große Potenziale. Es war manchmal mühselig, aber eine großartige Erweiterung des Horizonts.“

"Deutsch ist eine schwere Sprache"

Zu ihren Schülern gehörte auch der 62-jährige Najeeb Samaam Yacoub Kthya aus dem Irak, der über eine medizinische Ausbildung verfügt und in seiner Heimat als Röntgenassistent in einem Krankenhaus gearbeitet hat. „Deutsch ist eine schwere Sprache. Aber ich kann jetzt besser sprechen“, sagte Kthya. Dem kann sein 18-jähriger Landsmann Mohammad Hekmati nur zustimmen: „Ich muss aber noch ganz viele deutsche Bücher lesen“.

380 Flüchtlinge sind in der VHS für die 21 Kurse gemeldet. Die Abbrecherquote beträgt 25 Prozent. „Einige sind einfach zu traumatisiert, ziehen um oder tauchen unter“, sagt Claudia Rodemann. Jetzt komme es darauf an, dass die Absolventen des Einstiegskurses rasch den Integrationskurs mit 600 Stunden belegen können. Dazu muss das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg Aufenthaltsgestattungen ausstellen. Wann die in Bonn eintreffen, ist ungewiss. „Die Wartezeit darf jetzt nicht zu lang sein. Sonst wird die Integration behindert“, mahnte VHS-Direktorin Ingrid Schöll an.

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