Schallplattenbörse Vinyl liegt voll im Trend

Bonn · Bei der Schallplattenbörse im Brückenforum kamen am Sonntag Freunde der schwarzen Scheiben voll auf ihre Kosten.

 Vinyl-Liebhaber kamen voll auf ihre Kosten.

Vinyl-Liebhaber kamen voll auf ihre Kosten.

Foto: MLH

Im Brückenforum ist kaum ein Durchkommen möglich. Überall gehen Vinyl-Liebhaber konzentriert die Auslagen der Verkäufer durch. „Das ist ein Trend, den ich vor ein paar Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte“, sagte Ulrich Lauber, Organisator der Bonner Schallplattenbörse, gestern Mittag. „Es gab Zeiten, wo man um diese Zeit bequem durch die Gänge gehen konnte.“

Dass die Schallplatte eine Renaissance erlebt, ist seit einiger Zeit zu beobachten. Die CD als Speichermedium für komprimierte Musikdateien hat ausgedient in Zeiten von mp3-Playern und Streamingdiensten, die diese in den Höhen und Tiefen gestutzten Dateien noch leichter verfügbar machen. „Ich glaube, dass die CD früher oder später verschwinden wird“, sagte Verkäufer Michael Jäger. Als Musik zum Anfassen bleibt dann die Schallplatte übrig. Der Händler hat eine gut sortierte CD-Auswahl, mit der sich auch immer wieder Kunden beschäftigten. Besser gingen aber seine Schallplatten weg. Die wahren Schätze hatte Jäger nicht dabei – als Sammler behält er diese. Wobei das aber nicht die Oldtimer sind. „Ich sammle am liebsten neue Sachen, entdecke gerne neue Musik.“

Die, die da in den Sortimenten stöberten, waren überwiegend männlich, vielfach ältere Semester, aber auch junges Publikum war gekommen. Max Dörre war mit seinem Vater im Brückenforum. Der habe einst seine Schallplatten verkauft, berichtete der 17-Jährige. „Aber er hat Nostalgie bekommen.“ Jetzt eigne er sich wieder Platten an – und seinen Sohn hat er gleich auch dafür begeistert. „Das ist viel besonderer, als Alben aus dem Internet zu ziehen“, sagte Max. „Man schätzt die Musik mehr.“ Außerdem klinge es besser. „Vinyl kommt wieder.“ Das sei einfach Zeitgeist.

Für Gerhard Korte war Vinyl nie weg. Er ist einer der größten Beatles-Sammler Europas, war schon zehnmal auf der größten Plattenbörse der Welt im texanischen Austin sowie der größten europäischen in Utrecht und ist überall dort anzutreffen, wo er weitere Platten der britischen Kultband zu finden hofft. „Jede Börse ist anders“, sagte Jäger. Deshalb kam gestern auch Korte ins Brückenforum: Man nie weiß, wer da gerade seine Sammlung auflösen will. Das seien oft auch Bestände von Verstorbenen, weiß Veranstalter Ulrich Lauber. „Das sind die Menschen, die in den sechziger Jahren Platten gesammelt haben.“ Jeder Börsenbesucher könnte einen Schatz mit sich herumtragen. „Das sind zum Teil Erstausgaben, die heute stark gehandelt werden.“

Dafür wäre es sinnvoll, einen Stand zu haben, an dem ein Profi schnell den Wert von Schallplatten schätzen würde, schlug Korte für die nächste Bonner Börse vor. Er würde sich dafür auch zur Verfügung stellen. Der nächste Termin ist laut Lauber der 9. Oktober. Er überlege, künftig mehr als zwei Termine im Jahr in Bonn anzubieten.

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