Interview Vince Ebert gastiert mit neuem Programm im Haus der Springmaus

Bonn · Mit seinem neuen Programm "Evolution" kommt Vince Ebert ins Haus der Springmaus nach Endenich: am Sonntag, 15. September, zur Vorpremiere sowie am 4. und 5. Oktober. Mit dem Wissenschaftskabarettisten sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 Mit seinem neuen Programm "Evolution" kommt Vince Ebert ins Haus der Springmaus nach Endenich.

Mit seinem neuen Programm "Evolution" kommt Vince Ebert ins Haus der Springmaus nach Endenich.

Foto: Frank Eidel

War das eigentlich ein netter Schimpanse, mit dem Sie da für Ihre Tournee posiert haben?
Vince Ebert: Der "Er" ist eine "Sie": Sina. Es war wirklich ein tolles Erlebnis, vier Stunden zusammen mit einer 65 Kilo schweren Schimpansendame für die Fotos zu posieren. Sina hatte übrigens eine unfassbar hohe Tagesgage. Dafür hätte ich locker Till Schweiger bekommen.

Und was hatte Vince Ebert letztlich mit dem Schimpansen nicht gemeinsam?
Ebert: Die genetischen Unterschiede zwischen uns betragen gerade mal mickrige zwei Prozent! Unsere Entwicklungslinien haben sich vor fünf Millionen Jahren getrennt. Würden Sie eine Menschenkette bilden, in der sich Ihre Mutter, Großmutter, Ur-Großmutter und so weiter an den Händen hielten, und würde man in München anfangen, dann wäre man schon in Mannheim bei unserem letzten gemeinsamen Vorfahren angelangt. Und wer schon mal in Mannheim war, kann das durchaus nachvollziehen.

Ihr nagelneues Programm heißt "Evolution". Was haben wir zu erwarten?
Ebert: In 90 Minuten werde ich versuchen, dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen: Wie begann es? Warum ist der Mensch und nicht die Kakerlake am Drücker? Und wann kommt es endlich zu diesem verdammten Weltuntergang?

Es geht also einen Abend lang um die Geheimnisse des Lebens. Sie sagen: Selbst Lehmann-Brothers, Fernsehköche und Doku-Soaps können uns nicht aus der Bahn werfen...
Ebert: Genau. Evolution bedeutet ja nicht, dass sich der Klügste, Stärkste oder gar Intelligenteste durchsetzt, sondern der Best-Angepasste. Da können wir von Bakterien und Mikroorganismen eine Menge lernen. Sie erzeugen Sauerstoff, reinigen das Wasser, machen den Boden fruchtbar und zerlegen unsere Nahrung. Alleine in unserm Darm tummeln sich drei Kilogramm Bakterien und machen dort für uns die Drecksarbeit. Das menschliche Gehirn wiegt übrigens knapp die Hälfte. Und man fragt sich: Wer hat in unserem Körper eigentlich das Sagen? Wir haben doppelt so viel Darmbakterien wie Gehirn. Wahrscheinlich kommt deswegen auch oft so'n Scheiß raus...

Und Sie erklären uns auch, ob der "Musikantenstadl" mit der Evolutionstheorie vereinbar ist? Ist sie es?
Ebert: Die verstörende Botschaft: Ja (lacht). Manchmal rutscht der Evolution eben auch mal das ein oder andere durch. Und nicht nur in unserem Kulturkreis. Das östliche Pendant des Musikantenstadls ist ja Karaoke: Eine hoch ansteckende Virusinfektion, die von Mund zu Ohr übertragen wird und den Infizierten zu bekannter Musik völlig falsch singen lässt. In Kombination mit Harakiri zu 100 Prozent tödlich. Dagegen ist selbst Hansi Hinterseer harmlos.

Sie sind Physiker. Also deshalb prädestiniert, uns die wissenschaftlichen Zusammenhänge mit den Gesetzen des Humors zu vermitteln, ja?Ebert: Absolut. Der Humor kommt in meinem neuen Programm auf keinen Fall zu kurz. Schließlich unterscheidet uns der Humor von allen anderen Lebewesen. Selbst Naturwissenschaftler besitzen ihn. Kostprobe gefällig? Ein Mann kommt nach Hause und findet seine Frau im aufgewühlten Bett. Er öffnet den Kleiderschrank, drinnen steht ein nackter Physiker mit Flipchart und Zeigestock, der sagt: "Ich kann alles erklären..."

Es kommt also wie in Ihrem letzten Programm auch jetzt die Körperlichkeit nicht zu kurz?
Ebert: Stimmt. Im letzten Programm habe ich am eigenen Leib gezeigt, wie man als Mann in der Disco tanzen muss, um möglichst attraktiv auf Frauen zu wirken. In "Evolution" gehe ich noch einen Schritt weiter und erkläre, wie man an den Fingern des Mannes erkennen kann, wie hoch sein Testosterongehalt ist, und was dasBalzverhalten des Tintenfisches mit dem Kölner Karneval zu tun hat.

Wie erleben Sie das Bonner Publikum? Anders als das in anderen Städten?
Ebert: Die Springmaus hat einen festen Platz in meinem Tourplan. Besonders gefällt mir dort, dass das Publikum so gemischt ist. Da sitzt der Physikprofessor neben der Supermarkt-Kassiererin, und alle haben ihren Spaß. Kein Wunder, denn auf genetischer Ebene sind wir zu 99,9 Prozent identisch. Egal ob Mann oder Frau, schwarz oder weiß - das, was uns voneinander unterscheidet, macht auf molekularer Ebene nur winzige 0,1 Prozent aus (lacht). Statistisch gesehen sind wir sozusagen mit Lothar Matthäus identisch.

Zuletzt noch mal zurück zur Schimpansin Sina. Was hat sie falsch gemacht, dass nicht sie, sondern Sie auf der Kabarettbühne stehen?
Ebert: Sie war einfach zu teuer...

Karten für die Vorpremiere am Sonntag, 15. September, und die Aufführungen am 4./5. Oktober, jeweils ab 20 Uhr im Haus der Springmaus, Frongasse 8-10, gibt es für 24,80 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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