Spezialkran in Bonn Arbeiter montieren Stahlträger an Viktoriabrücke

Bonn · Mithilfe eines 500 Tonnen schweren Krans haben Arbeiter an der Viktoriabrücke zwei jeweils 50 Tonnen schwere Stahlträger montiert. In den kommenden Nächten gehen die Arbeiten an der Überführung weiter.

 An der Viktoriabrücke wird nachts gearbeitet. Mit einem Kran werden die Brückenteile eingehoben, die später die neue Fahrbahn bilden.

An der Viktoriabrücke wird nachts gearbeitet. Mit einem Kran werden die Brückenteile eingehoben, die später die neue Fahrbahn bilden.

Foto: Nicolas Ottersbach

Es bleiben nur noch wenige Minuten, bis der Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Köln und Bonn für fünf Stunden pausiert. „Es muss eine Punktlandung sein“, sagt der Bonner Tiefbauamtsleiter Peter Esch. Zwei Jahre lang habe man auf diesen Termin in der Nacht von vergangenem Montag auf Dienstag hingearbeitet. Nur in diesem Zeitfenster können die neuen Stahlträger für die Viktoriabrücke eingehoben werden: Eine solche Sperrung hat Auswirkungen auf den gesamten Zugverkehr in Europa.

Der Kran dafür steht schon seit einigen Tagen auf der Baustelle. Mit seinen 500 Tonnen ist er immer noch nicht schwer genug, um die wuchtigen 50-Tonnen-Träger ohne Hilfe transportieren zu können. Ein zweiter, kleinerer Kran muss zusätzlich Gewichte auflegen, damit der riesige Ausleger, der fast so hoch wie das Bonner Münster ist, nicht umkippt.

Viktoriabrücke Bonn: Stahlträger montiert - Fotos
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Stahlträger an der Viktoriabrücke montiert

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Foto: Nicolas Ottersbach

Der Kranfahrer ist dennoch gelassen. Aufgeregt? „In meinem Alter nicht mehr“, ruft er, als er langsam über die Baustelle zu seiner Maschine schleicht. Die Leiter kann er nur schwerlich erklimmen. 1972 hat er seinen Kranschein gemacht, ist einer der Erfahrensten seiner Zunft. „Ich hab schon mal 350 Tonnen gehoben, ein Fundament für ein Windrad auf See“, erzählt er, während er es sich in der Kabine des gelb-schwarzen Ungetüms einrichtet. Egal, wo er für solche Lasten zum Einsatz kommt: Er muss sich auf seine Kollegen verlassen können, die ihm Kommandos geben. „Ich sehe von hier hinten nicht viel. Sowas macht man nicht alleine.“ Kurz darauf kommt das Ok von der Deutschen Bahn, das ihm sein Kollege per Funk durchgibt. Die Strecke ist gesperrt, es geht los.

Mit zwei Oberschenkel dicken Schlingen ist der Träger am Kranausleger befestigt. Nicht nur der Stahl macht ihn schwer, sondern auch der Beton, mit dem die Oberfläche beschichtet ist. Darin sind weitere Stahlarmierungen, die jetzt noch herausragen. „Wenn alle Träger nebeneinanderliegen, kommt darauf die eigentliche Fahrbahn“, erklärt Esch. Später wird er sagen, dass solche Baufortschritte sein „Tiefbauamtsleiter-Herz höher schlagen lassen“. Jetzt schwebt der Träger aber noch Zentimeter für Zentimeter vom Ablageplatz auf die Brücke zu.

Das dauert eine halbe Stunde. Dann hängt das Element fast parallel zur alten Viktoriabrücke, nur einige Meter höher. An jedem Ende des Trägers sind Seile angebracht, mit denen die Arbeiter ihn lenken können. Und als sich der Träger absenkt, sind nicht nur die Seile angespannt, sondern auch die Nerven der Bauarbeiter. „Was zieht der Ochse da hinten so!“, brüllt einer vom einen Brückenfundament zum anderen hinüber.

Was dann folgt, ist ein halbstündiges „Nacken auf und Nacken ab“, wie Oberbauleiter Tim Reinold den Kranfahrerjargon erklärt. So lange, bis das Element an der vorher eingezeichneten Stelle liegt - und in Waage ist. „Wir sind so gut in der Zeit, dass wir noch das zweite Element einsetzen“, sagt Reinold. Auch das Wetter hat daran mitgewirkt. Windstille, kein Regen und klare Sicht seien ideale Bedingungen. „Alles andere können wir im Voraus planen. Jeder muss ganz genau wissen, was seine Aufgabe ist.“

Diese Prozedur wird sich auch in den kommenden Nächten noch wiederholen. Erst werden sieben Träger montiert, dann folgen 14 weitere, die zusammen eine Brückenhälfte bilden. Wenn im Anschluss der jetzt noch stehende Brückenteil abgerissen wird, fließt der Verkehr schon über den neuen. Wenn alles fertig ist, soll die Viktoriabrücke mindestens hundert Jahre halten.

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